Jugendkammerorchester Puchheim:Von der Dorfkirche hinaus in die Welt

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1993 gründen Peter und Simone Michielsen das Puchheimer Jugendkammerorchester. Basis des Erfolgs ist der äußerst erfolgreiche Instrumentalunterricht, den die beiden Musiker täglich erteilen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Das Puchheimer Jugendkammerorchester ist die erfolgreichste Ausbildungsstätte für junge Musiker im Landkreis. Hinter dem Erfolg stehen Disziplin, Freude - und Peter und Simone Michielsen, die das Ensemble von mit viel Engagement leiten

Von Anna Landefeld-Haamann, Puchheim

Es war ein Konzert mit der Geigerin Julia Fischer, das eine Idee in Peter Michielsen und seiner Frau Simone Burger-Michielsen heranreifen ließ. Das damals noch nicht einmal zehn Jahre alte Wunderkind, das da in der Eichenauer Friesenhalle spielte, in Begleitung des Jugendkammerorchesters Camerata Juvenalis unter Allan Bergius. "Ich dachte mir, so etwas müsste doch auch in Puchheim und im Landkreis möglich sein", erzählt Peter Michielsen, der bereits seit 1991 an der Brucker Kreismusikschule Violine und Viola unterrichtet. Schon damals habe ihm ein Jugendstreichorchester vorgeschwebt, das sich auch an anspruchsvolle Literatur heranwagt, auf Konzertreisen geht und an Wettbewerben teilnimmt, erinnert sich der 55-Jährige. Auch der Ort für das erste Konzert stand für die Michielsens schon vor der Gründung des Orchesters fest: "Die Dorfkirche übte seit unserer ersten Zeit in Puchheim eine große Faszination auf uns aus. Konnten wir sie doch jeden Tag aus dem Fenster unserer Wohnung sehen", erzählt Simone Burger-Michielsen. Seit diesem ersten Konzert am 31. Januar 1993 in eben jener Dorfkirche hat sich das Puchheimer Jugendkammerorchester (PJKO) unter der künstlerischen Leitung von Peter Michielsen zu einer der wichtigsten Talentschmieden für Streichinstrumentalisten in der Münchener Region entwickelt. Am vergangenen Donnerstag wurde diese Leistung mit dem Bayerischen Staatspreis für Musik gewürdigt.

Die Michielsens sind wahrscheinlich das, was man als Vollblut-Pädagogen bezeichnen würde. Alleine in diesem Schuljahr unterrichten sie über 60 Schüler. Jeder von ihnen erhält mindestens einmal pro Woche Einzelunterricht, hinzu kommen die Proben des Kammerorchesters und der Nachwuchs- Ensembles "Stringendo" und "Streichhölzer" sowie Kammermusikprojekte. "Es hilft ungemein, dass wir beide das gleiche tun", so Burger-Michielsen. So bringe man leichter Verständnis für den anderen auf, wenn er sich vor Konzerten oder Wettbewerben intensiver um seine Schützlinge kümmern muss. Auch sei es manchmal ganz praktisch: über neue Projekte könne man so schon am Frühstückstisch sprechen, sagt Burger-Michielsen, die wie ihr Mann in Amsterdam studiert hat. Dabei habe Peter Michielsen seine musikpädagogische Ader nur zufällig entdeckt. "Ich liebte mein Leben als freiberuflicher Orchestermusiker - die Reisen, das Gefühl in der Gruppe. Es war eine inspirierende Zeit", erinnert sich Michielsen an die ersten Jahre nach seinem Violinstudium, in denen er in so namhaften Ensembles wie dem Royal Concertgebouw Orchestra spielte. Doch irgendwann sei der Punkt gekommen, an dem Schluss mit dem Vagabundieren war und ein familientaugliches Leben her musste.

Es war auch die Zeit, in der Simone Burger-Michielsen angefangen hat an der Kreismusikschule zu unterrichten. Anders als für ihren Mann sei es für die gebürtige Baden-Württembergerin schon immer das Ziel gewesen zu unterrichten. Als Jungstudentin an der Musikhochschule Trossingen traf sie die Violinprofessorin Elfriede Messner-Graf. Diese Begegnung habe Burger-Michielsen und ihren Unterrichtsstil bis heute geprägt: Dass ein Instrument zu erlernen zwar Freude bereite, gleichwohl aber auch Disziplin verlange. Auf motorische und musikalische Entwicklungen seiner Schüler einzugehen - und ihm eine Bezugsperson auch in schwierigen Phasen wie der Pubertät zu sein. Denn immerhin begleite man die Kinder und Jugendlichen zumeist über mehrere und entscheidende Jahre hinweg.

Über 200 junge Musiker sind es mittlerweile im PJKO gewesen. Dabei kommen die Mitglieder schon seit langer Zeit aus dem gesamten Landkreis und darüber hinaus. Doch nicht jeder, der ein Streichinstrument erlernt, darf auch mitspielen. "Wir müssen eine strenge Auswahl treffen", sagt Michielsen. Die Erfolge des Nachwuchsorchesters auf nationalen und internationalen Wettbewerben geben ihm Recht. Dass das Orchester nun von Kunstminister Ludwig Spaenle den Staatspreis erhalten hat, macht die Michielsens sehr glücklich. "Gemeinsam mit dem Chor des Bayerischen Rundfunks und Max Frey ausgezeichnet zu werden, ehrt uns sehr." Es sei ein wunderbares und Kraft gebendes Gefühl, dass die Leistung des Ensembles auch über die Grenzen des Landkreises wahrgenommen und anerkannt werde.

© SZ vom 18.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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