Puchheim:Vertrag für die Zukunft

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Die Vereinbarung zum Prozess "kinderfreundliche Kommune" präsentiert der Puchheimer Jugendzentrumsleiter Florian Lux. (Foto: Johannes Simon)

Als eine von nur zwei Kommunen im Bayern lässt sich die Stadt Puchheim auf ihre Kinderfreundlichkeit hin überprüfen

Von Karl-Wilhelm Götte, Puchheim

Die Stadt Puchheim will prüfen lassen, ob die Stadt eine kinderfreundliche Kommune ist oder erst noch werden muss. Eine Vereinbarung mit dem Verein "Kinderfreundliche Kommunen" musste der Bürgermeister unterschreiben. Im Discoraum des Jugendzentrums "Stamps" hielt dann Rathauschef Norbert Seidl (SPD) zuerst einmal eine eher kinderunfreundliche, weil offizielle Rede, in der er erklärte, was seine Unterschrift bedeutet. Die etwa 40 Kinder, die auf den Zauberer Piccolino warteten, fanden Seidls Vortrag eher langweilig. Trotzdem klatschten sie brav mit, wenn die Erwachsenen im Raum pflichtgemäß applaudierten. Nach der Rede Seidls gab es noch eine für die Kinder ebenfalls wenig erbauliche Einlassung des Vertragspartners Haimo Liebich, dem angereisten Vorstandsmitglied des Vereins . "Ohne Kinder geht gar nichts", formulierte Liebich nachdrücklich. "Ihr habt das Recht auf Teilhabe", sagte er und bezog sich auf die UN-Kinderkonvention. Liebich verteilte Komplimente an die Grundschule-Süd, die in Sachen Teilhabe ein "großartiges Beispiel" sei.

Während sich Seidl und Liebich wie zwei Außenminister an einen Tisch mit zwei Unterschriftsmappen setzten und diese nach erfolgter Unterschrift austauschten, trat Piccolino in seinem bunten Zauberanzug schon mal auf den Plan. "Als Begleitung machen wir eine Fußrakete", forderte er die Kinder auf. Die ließen sich nicht lange bitten, sprangen hoch und stampften zusammen hastig mit den Füßen auf. Auf die Fußrakete folgte Klatschen und dann ein gemeinsamer Schrei der Kinder. Seidl hatte den Erwachsenen zuvor erklärt, dass der Nutzen einer solchen Vereinbarung im Stadtrat durchaus umstritten gewesen sei. Eine Mehrheit habe sich dann doch entschlossen, sich in Sachen Kindereinrichtungen "kritisch hinterfragen zu lassen".

Der Verein "Kinderfreundliche Kommune" wurde von UNICEF Deutschland und dem Deutschen Kinderhilfswerk gegründet. Der Verein will auch in Puchheim unter Beteiligung von Kindern und Jugendlichen einen Aktionsplan für die lokale Umsetzung von Kinderrechten erarbeiten und verabschieden. Mit dem Aktionsplan, der nach einem Jahr fertig sein soll, vergibt der Verein das Siegel "Kinderfreundliche Kommune". Der Prozess läuft dann vier Jahre lang.

Ein Renner ist das Beratungsprojekt, das sich die Stadt 4000 Euro pro Jahr kosten lässt, offenbar nicht. In Bayern hat sich bisher nur Regensburg daran beteiligt. In ganz Deutschland sind es sechs Kommunen. "Wir können stolz sein auf unser Angebot für Kinder und Familien", meinte Bürgermeister Seidl noch. Trotzdem sei es gut, dieses Angebot aus fachlicher Sicht zu bewerten und weiterzuentwickeln. Dann war Zauberer Piccolino mit mehr Kinderspaß wieder dran.

© SZ vom 20.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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