Puchheim:Verlängerte Lernzeit

Gymnasium Puchheim

Das Gymnasium Puchheim ist das einzige im Landkreis, an dem jetzt schon G 9 möglich ist.

(Foto: Günther Reger)

Trotz Rückkehr zum G 9 bleibt die Mittelstufe plus am Gymnasium Puchheim für weitere drei Jahre bestehen

Von Heike A. Batzer, Puchheim

In Zukunft werden auch die Schülerinnen und Schüler aus dem Landkreis das Gymnasium wieder neun Jahre lang besuchen. Das tun einige Schüler des Gymnasiums Puchheim bereits seit zwei Jahren. Diese gehen dort in die Mittelstufe plus und absolvieren die Jahrgangsstufen acht bis zehn nicht in drei, sondern in vier Jahren. Sie machten sich zuletzt Sorgen, wie es mit diesem Modellversuch weitergehen wird. Nun ist klar, dass es die Mittelstufe plus weitere drei Jahre in Puchheim geben wird und die Schüler, "die noch nicht vom G 9 betroffen sind, in den Genuss" einer neunjährigen Gymnasialzeit kommen, wie Puchheims Schulleiter Georg Baptist es ausdrückt.

Das bedeutet, dass die derzeitigen Fünft-, Sechst- und Siebtklässler die Wahl haben werden, die reguläre G-8-Mittelstufe zu wählen oder die Mittelstufe plus, die zwischen den Klassen neun und zehn eine Klasse 9+ einschiebt. Die derzeitigen Siebtklässler müssen ihre Entscheidung bis zum 3. Mai treffen, am 26. April gibt es dazu einen Informationsabend.

Das Gymnasium Puchheim bietet als eine von 47 Schulen in Bayern den Modellversuch der verlängerten Mittelstufe an, der sich als Wegbereiter eines künftigen G 9, wie es nun beschlossen wurde, herausgestellt hat. Denn die Schüler geben überall der Mittelstufe plus den Vorzug. Im Schuljahr 2015/2016 hatten sich in Puchheim 57 Prozent der damaligen Achtklässler dafür entschieden, im laufenden Schuljahr waren es schon 67 Prozent. Schulleiter Baptist geht davon aus, dass das Modell auch im nächsten Schuljahr wieder zwei Drittel der Schüler wählen werden.

Derzeit führt das Gymnasium Puchheim in den Jahrgangsstufen acht und neun je drei Mittelstufe-plus-Klassen und nur noch zwei normale Regelklassen. Weil in der achten Jahrgangsstufe auch die Wahl der Ausbildungsrichtung und der Sprachenfolge hinzu kommt und diese die Stundenpläne der einzelnen Schüler weiter auffächert, gilt die parallele Führung der beiden Modelle zumindest als "organisatorische Herausforderung", wie Georg Baptist es nennt.

In den kommenden Jahren könnte es noch ein wenig komplizierter werden, wenn parallel dazu die bisherigen Jahrgänge des G8 zum Abitur geführt und gleichzeitig das G9 vom Schuljahr 2018/2019 - dann gleich mit den Klassenstufen fünf und sechs - eingeführt wird. Für die jetzigen Viertklässler, die in diesem Herbst an eines der sieben Landkreisgymnasien wechseln, bedeutet das, dass sie bereits der erste G-9-Jahrgang sein werden, der nach 13 Schuljahren Abitur machen wird.

Die künftigen G-9-Schüler werden gegenüber dem G 8 deutlich weniger Nachmittagsunterricht, vor allem in Unter- und Mittelstufe, haben. Die Schulleiter gehen deshalb davon aus, dass damit der Betreuungsbedarf der Kinder steigen wird, denn "es gibt viele Eltern, die beide berufstätig sein wollen oder müssen", sagt Boris Hackl. Der Schulleiter des Gymnasiums Gröbenzell kann sich deshalb vorstellen, dass mehr Schüler aus den siebten und achten Klassen dann tageweise die offene Ganztagsschule am Nachmittag besuchen werden. Zum neuen Schuljahr soll am Gymnasium Gröbenzell außerdem eine gebundene Ganztagsklasse in der fünften Jahrgangsstufe mit rhythmisiertem Unterricht eingeführt werden. Die Anmeldung dazu findet Anfang Mai statt.

Insgesamt äußern sich die Schulleiter zufrieden mit dem neuen G-9-Entwurf. "Wir blicken zuversichtlich auf die Neugestaltung", sagt Hackl. Man werde sehen, wie die sogenannte Überholspur - also die Möglichkeit, die elfte Klasse zu überspringen und nach nur acht Jahren Abitur zu machen - angenommen werde: "Das ist schwer zu prognostizieren." Er hält die Option, in dieser Zeit ein Auslandsjahr zu absolvieren, für "interessant". Auch Georg Baptist nennt das neue bayerische G 9 "ein Modell, das überzeugend ist". Am meisten aber freuen sich die Gymnasien auf Ruhe. "Die Schulen arbeiten am besten, wenn nicht dauernd reformiert wird", sagt Baptist.

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