Puchheim:Unternehmergeist

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Puchheim Mittelschule Projekt Amway v.l. Gianluca Barrella, Ferdinand Schneider Jury (Foto: Carmen Voxbrunner)

Achtklässler der Mittelschule werden gezielt auf ihre berufliche Karriere vorbereitet. Sie enwickeln Geschäftsideen und Businesspläne und lernen, was ein Wettbewerbsvorteil ist. Für die Kosten des Projekts kommt eine örtliche Firma auf

Von Erich C. Setzwein, Puchheim

Alle fünf Minuten kommt ein neuer Gast an seinen Stand und will wissen, wie Marco Weilert zu seinem Businessplan gekommen ist. Es scheint, als sei diese Frage die wichtigste an diesem Tag in der Aula der Mittelschule Puchheim. Und Marco Weilert aus der 8 a erklärt dann in fünf Minuten seine Geschäftsidee von einer individuell angepassten Computermaus für Spiele. Der 15-Jährige ist Teilnehmer eines Projekts, das seine Lehrerinnen Katharina Klotz und Claudia Brandl im Januar begonnen haben und das am Schuljahresende auf den ersten Erfolg zusteuert. Klotz und Brandl haben jeden Freitag versucht, im Rahmen von Network For Teaching Entrepreneurship (NFTE) in ihren 23 Schülern den Unternehmergeist zu wecken. Wie sich an diesem Tag in der Aula vor einer Jury zeigt, scheint ihnen das auch gelungen zu sein.

"Die drei Teile der Maus drucke ich am 3-D-Drucker, Werbung mache ich im Fernsehen und im Internet, und im ersten Jahr verdiene ich 3800 Euro", erklärt Marco Weilert seine Firma. Die ist freilich noch nicht gegründet, aber das soll im kommenden Jahr passieren. Dem 15-Jährigen ist die Begeisterung ebenso anzumerken wie seiner Mitschülerin Alesabat Nadim, die am Stand neben ihm den Juroren aus Schule, Wirtschaft und Politik nahe bringen möchte, dass sie ein Kunsthaus für Kinder eröffnen möchte, in dem die ihre Kreativität ausleben und ihre eigenen Werke ausstellen können. Das ganze selbstverständlich gegen Bezahlung, denn wenn die 15-Jährige einen Raum dafür im Jugendzentrum anmieten wird, kostet das Miete. Und verdienen will sie schließlich auch was daran. Das sieht zumindest ihre Gewinn- und Verlustrechnung vor, die sie in ihrer Powerpoint-Präsentation zeigt.

Der Weg zur Präsentation war für die Schüler und ihre Lehrerinnen nicht immer leicht, aber mit der Zeit hätten sie den Schülern die Freiräume gelassen, ihre Geschäftsidee auszuarbeiten, sagt Claudia Brandl. Sie ist für den Bereich Soziales zuständig und hat zusammen mit Klassenlehrerin Katharina Klotz im Januar an einer Lehrerfortbildung an der Pauline-Thoma-Mittelschule in Kolbermoor teilgenommen. Dort ist man schon im sechsten Jahr mit NFTE befasst und bereitet Lehrer anderer Schule auf das Projekt vor. Susanna Klein ist aus Kolbermoor nach Puchheim gekommen, um sich selbst ein Bild davon zu machen, wie Klotz und Brandl das Projekt, das 50 Schulstunden umfasst, umgesetzt haben.

Dabei ging es nicht nur um die Frage, was ein Entrepreneur ist, nämlich ein Unternehmer, sondern auch, wie man das schwierige Wort richtig ausspricht. Inzwischen geht das bei allen ziemlich gut. In den Unterrichtsstunden am Freitag wurde auch danach gefragt, wie man unternehmerische Chancen erkennen kann, welche soziale und ökologische Verantwortung ein Unternehmer hat und wie man zu einem eigenen Wettbewerbsvorteil am Markt kommt. Über Strategien, zu Geld zu kommen bis hin zum Businessplan und seiner Präsentation reichte der NFTE-Lehrplan. Freilich sei es nicht so, dass sie aus jedem Schüler einen erfolgreichen Geschäftsmann machen könnten, geben Klotz und Brandl zu, und auch Susanna Klein sagt, dass es bei NFTE auch um die Stärkung des Selbstbewusstseins und der Bildung von Charaktereigenschaften gehe. Für die Klassenlehrerin war wichtig, dass ihre Schüler ihre Ideen entwickeln konnten und mit einer neuen Portion Selbstvertrauen ihre Ergebnisse vorstellen", sagt Klotz. Wie auch in Kolbermoor, so ist auch in Puchheim eine örtliche Firma für die Kosten von NFTE aufgekommen.

Zum 40. Jubiläum seiner Deutschlandzentrale in Puchheim hat das Direktvertriebsunternehmen Amway ein NFTE-Programm gestiftet. Amway ist seit 2014 Kooperationspartner des Vereins NFTE, der die unternehmerische Bildung fördern und insbesondere sozial benachteiligte Jugendliche unterstützt. Julia Lutter-Müller, für die Öffentlichkeitsarbeit in der Firma zuständig, ist deshalb ebenso Mitglied der Jury wie etwa ein Unternehmensberater und ein Firmengründer, die dem NFTE-Netzwerk als Mentoren angehören. Denn was die Geschäftsleute von den Businessplänen der Puchheimer Jungunternehmer halten, das hat so viel Gewicht, dass die besten Drei der Klasse zu einem Landeswettbewerb von NFTE fahren können.

Am Ende der Präsentationsprozedur stehen die Sieger fest. Eren Karaca hat mit seinem "Electronic Longboard" überzeugen können, Robert Wilke hat mit "Swipes" einen GPS-gesteuerten "Handyputzer" vorgestellt und Nina Malovic war mit ihre Firma "MAM - Montageanleitung am Modell" erfolgreich. Damit die Ideen nicht untergehen und die Schüler weiter an ihrer Karriere basteln können, wollen Katharina Klotz und das Unternehmerprojekt mit der dann neunten Klasse im kommenden Schuljahr fortsetzen.

© SZ vom 12.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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