Es wird offenbar immer schwieriger, freie Schulleiterstellen an Mittelschulen zu besetzen. So sind die Rektorenposten an der Wittelsbacher Mittelschule in Germering und an der Puchheimer Mittelschule an der Lagerstraße seit dem Frühjahr 2016 vakant. In diesem Monat sollen die beiden Stellen erneut ausgeschrieben werden. Frühestens zum Beginn des neuen Schuljahres im August könnten die Schulleiterstellen wieder besetzt werden. "Es reißt sich niemand um diese Positionen", sagt Christian Franke, Kreisvorsitzender des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV). Als Grund für die Zurückhaltung von Bewerbern nennt Franke die hohe zusätzliche Arbeitsbelastung.
Die relativ wenigen Ermäßigungsstunden, die ein Rektor erhält, gleichen die zusätzliche Arbeitsbelastung laut Franke nicht aus. Die Mehrleistung besteht für die Schulleiter darin, dass sie Stundenpläne erarbeiten und ständig aktualisieren, Unterrichtsbesuche vornehmen und Lehrerkonferenzen organisieren und abhalten müssen. Dazu kommt die dauernde Kommunikation mit der jeweiligen Gemeinde oder Stadt, die der Sachaufwandsträger für diese Schulart ist. "Der Aufwand ist nicht mehr vergleichbar mit dem vor zehn, 20 Jahren", sagt Franke. "Aber die Bezahlung ist die gleiche geblieben."
Die Anzahl der Anrechnungs- oder Ermäßigungsstunden, die ein Schulleiter erhält, richtet sich nach der Größe der Schule. Ein Rektor an der Puchheimer Mittelschule mit 380 Schülern erhält 18 Ermäßigungsstunden. Davon gibt er in der Regel noch vier an den Konrektor ab. Somit muss er bei einem Stundendeputat von 27 Stunden noch 13 Stunden in der Klasse unterrichten. "Das ist fast immer noch ein halber Tag für den Rektor", sagt Bettina Betz vom Schulamt Fürstenfeldbruck. "Dann wird es immer sehr eng, die notwendige Verwaltung zu organisieren, Dinge mit dem Lehrerkollegium zu besprechen oder Konferenzen vorzubereiten." In Germering erwarten den neuen Rektor bei 307 Schülern sogar nur 16 Ermäßigungsstunden. Leitet ein Rektor zusammen eine Grund- und Hauptschule, gönnt ihm das Kultusministerium seit diesem Jahr eine zusätzliche Ermäßigungsstunde.
Im Brucker Schulamt weiß man um das Dilemma. Es müssen aber auch noch andere Vorschriften beachtet werden. Der zentrale Begriff des Schulamtes lautet "Verwendungseignung", bestätigt Thomas Frey. Geeignet ist ein Bewerber nur, wenn er zuvor drei Jahre als Konrektor gearbeitet hat. Somit kommt Daniel Winkler, der die Puchheimer Mittelschule seit April 2016 interimsmäßig als stellvertretender Schulleiter führt und sie gut kennt, nicht für die Rektorenstelle infrage. Bringt er es bisher doch nur auf eineinhalb Jahre Konrektorentätigkeit. Die frühere Puchheimer Schulleiterin war ins Münchner Schulamt gewechselt. Die Germeringer Mittelschule an der Wittelsbacherstraße hat 307 Schüler. Sie wird, nachdem die Schulleiterin im März 2016 verstarb, von Sigrid Stohl geleitet. Auch sie ist Konrektorin und erledigt diese Aufgabe schon zum zweiten Mal. Stohl befindet sich in Altersteilzeit und wird sich auch deshalb nicht für den Schulleiterposten bewerben, teilt Frey mit.
Die nächste Ausschreibung der beiden Stellen im oberbayerischen Schulanzeiger wird im Januar erfolgen. Der Schulanzeiger erscheint alle vier Wochen. "Wir sprechen auch selbst gezielt Lehrer an", sagt Frey. Es hätten sich wohl auch Lehrer für die Leitungsstellen in Puchheim und Germering beworben. Doch erfahrungsgemäß würden sich die Lehrer auch an anderen Schulen gleichzeitig bewerben. "Da sind dann Germering und Puchheim bei den Bewerbern hinten runtergefallen", erklärt sich Frey die nach wie vor vakanten Stellen an den beiden Schulen. Die Besoldung richtet sich nach der Größe der Schule. Über 360 Schüler, wie in Puchheim, ist laut den Kriterien eine größere Schule. Dafür gibt es für einen Rektor neben der Besoldungsgruppe A 14 noch eine Bruttozulage von 190 Euro. Eine kleine Mittelschule hat weniger als 280 Schüler. Die beiden Konrektoren von Puchheim und Germering werden für ihre zusätzliche Arbeit als momentane Schulleiter nicht extra entlohnt. "Das läuft unter Lob und Ehre", sagt Schulamtsmitarbeiter Frey. Sein Lob erfolgt auf dem Fuß: "Beide machen das hervorragend. Die Zusammenarbeit mit dem jeweiligen Kollegium läuft optimal."