Puchheim:Überzeugungsarbeiter

Georg Huber

Der Puchheimer Landwirt Georg Huber wird neuer Obmann des Bayerischen Bauernverbandes. Der 42-Jährige ist Nachfolger von Johann Drexl. Der langjährige Vorsitzende hatte sich Huber als Wunschkandidaten ausgesucht.

(Foto: Günther Reger)

Als neuer Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes sieht sich Georg Huber in der Pflicht, die Verbraucher über die Leistung der Landwirte besser zu informieren. Dazu will sich der 42-Jährige aus Puchheim den Sachverstand der Biolandwirte in den Kreisvorstand holen

Von Erich C. Setzwein, Puchheim

"Es gibt nichts Schöneres, als wenn ich morgens mit einer Tasse Kaffee auf die Terrasse gehe und hinausschaue auf die Felder und hernach dorthin komme und die Erde in meinen Hände habe und sie rieche." Georg Huber sagt das so, als würde er auf einer Bühne stehen und mit viel Pathos einen Bauern spielen. Doch was pathetisch klingt, meint der 42-jährige Puchheimer mit vollem Ernst. Er ist Landwirt, er geht auf seine Felder, auf denen er Kartoffeln, Mais und Raps anbaut. Er ist es aus Leidenschaft. Deshalb tritt er auch für seinen Berufsstand ein. Seit 1998 ist er Mitglied im Bayerischen Bauernverband (BBV), seit 2001 der Obmann der BBV-Mitglieder in Puchheim, wie der Ortsvorsitzende genannt wird, und seit einer Woche ist er der neue Kreisobmann. Huber übernimmt dieses Amt in einem immer schwieriger werdenden Umfeld zwischen Politikvorgaben und Verbraucherinteressen. Doch darauf hat er sich in den vergangenen Jahren einstellen können, und er weiß auch schon, was zu tun ist.

"Ich bleibe bei meiner Meinung", sagt der Landwirtschaftsmeister, der mit einer Landwirtin verheiratet ist und mit ihr drei Kinder im Alter zwischen elf und 15 Jahren hat. Es klingt fast so, als ob da ein Unbelehrbarer stünde, doch als solcher würde sich Georg nicht bezeichnen lassen. "Ich muss nicht immer die Verbandsmeinung vertreten", sagt er selbstbewusst, "ich bin für die Bauern im Landkreis da." Und die will er so vertreten, dass das Ansehen wieder steigt. "Unser Ruf als Landwirte ist deutlich schlechter, als wird es verdienen."

Huber hat vor, dieses Ansehen wiederherzustellen, indem er die Verbraucher, die immer kritischer auf die Erzeuger schauen, informieren und überzeugen will: "Wir müssen viel offensiver sein, wir müssen uns besser verkaufen." Dafür hat er in als Kreisvorsitzender des Bauernverbandes nun Zeit. Als Huber vor fünf Jahren - so lange dauert eine Amtszeit des BBV-Vorstands - in den Beirat des Kreisvorstands gewählt wurde und damit die Funktion eines Beisitzers übernahm, war weder klar, dass Johann Drexl als gerade wiedergewählter Kreisobmann nur noch eine Periode machen, noch dass Huber aufsteigen würde. Vor einem Jahr aber, erzählt der neue Obmann, sei Drexl auf ihn zugekommen und habe ihn gefragt, ob er der Nachfolger werden wolle. Bis dahin hatte Huber die Vorstandssitzungen besucht und war ein einziges Mal auf einer Kreisobmännertagung gewesen. Drexl konnte nicht mit einem sofortigen Ja rechnen, erst vor etwa vier Monaten war Hubers Entschluss gereift, bei der Wahl in diesem Jahr zu kandidieren. Vorausgegangen waren viele Überlegungen. "Ich wusste, ich wollte es machen, aber es war viel zu bedenken", sagt Huber.

Der Puchheimer, der den elterlichen Betrieb erst drei Jahre gepachtet hatte, bevor der Vater die Landwirtschaft übergab, der den Betrieb schließlich erweiterte und zu der Größe aufbaute, die er heute hat, fand auf dem Weg zu seiner Entscheidung viel Unterstützung durch seine Frau Christine. Kennengelernt hat er sie in seinem zweiten Lehrbetrieb der Familie Stürzer in Geiselbullach. "Ich war nach meiner Lehre noch etwas länger dort, da kam sie als Lehrling auf den Hof."

Was aus den beiden wurde, zeigt sich heute auf dem Kreuthof in Puchheim. Er, Georg, betreibt Ackerbau und Pferdepensionshaltung, sie, Christine, ist Agrarbetriebswirtin und betreibt als Kräuterpädagogin und ganzheitliche Ernährungsberaterin ihre "Kräuteria". Darin duftet es nicht nur nach allen möglichen Kräutern und Gewächsen, dort wird auch geschult, gebacken und gekocht. Seine Frau, sagt Georg Huber, sei die, die ihm die Kraft gebe, die aber auch für die nötige Entschleunigung sorge. Das Tempo rausnehmen, in sich zu gehen, nachzudenken, das sei nicht nur für ihn ab und zu nötig, das habe die ganze Landwirtschaft dringend nötig.

"Weiter wachsen, immer stärkere Maschinen, immer größere Flächen, immer noch mehr wird nicht mehr gehen." . Dem "wachse oder weiche" müsse ein Ende gemacht werden. Auch das wird ein Thema sein, das er mit seinen Berufskollegen diskutieren, aber ebenso den Verbrauchern klar machen möchte. Dass auf Dauer billig zu produzieren nicht nachhaltig ist, dass Landschaft zerstört und Trinkwasser gefährdet wird und dass die Kulturlandschaft in Gefahr ist.

Huber, konventionell produzierender Bauer, will in den Kreisvorstand noch mehr Sachverstand holen. "Die Biobetriebe sind im Vorstand nicht ausreichend vertreten", stellt er fest r und kündigt, mindestens einen Vertreter der Bio-Landwirte in den Beirat aufzunehmen. Möglicherweise werde der Beirat sogar um Mitglieder aus anderen Betriebstypen erweitert.

Der 42-Jährige will dabei nichts überstürzen. Es warten schließlich noch andere Aufgaben auf ihn in seinem neuen Amt. Da ist er froh, dass er sich auf die Kreisgeschäftsstelle in Dachau verlassen kann, die sich um die Verbandsarbeit und die Mitglieder kümmert. Und natürlich bleibt Huber bei aller Funktionärsarbeit ein Landwirt, der sich ebenso um den Anbau genauso kümmern muss wie um die Pferdehaltung für die Freizeitsportler. Derzeit versorgt er 20 Pferde, in der kommenden Woche beginnt er mit dem Bau eines neuen Laufstalls für weitere zehn Pferde. Von Boxen, in denen die Tiere allein stehen, hält er nichts: "Das ist nicht artgerecht. Pferde sind Herdentiere." Die Gruppe, die er im Laufstall hat, gehe wann sie wolle nach draußen, sei zwölf Stunden am Tag auf der Koppel, sei ausgeglichener und belastbarer als die Einzelgänger. Diese Ansicht teile nicht jeder Pferdebesitzer, sagt Huber. Er aber bleibt bei seiner Meinung.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: