Puchheim:Streit ums Stangerl

Lesezeit: 2 min

In Puchheim hat die Stadt aus Sicherheitsgründen den Maibaum gefällt - zum Ärger des Burschenvereins.

Von Peter Bierl

Der Maibaum in Puchheim-Ort ist abgesägt worden. Von der Feuerwehr und vom Burschenverein, weil die Kommune das hölzerne Traditionsstück für ein Risiko hielt. In zwölf Meter Höhe haben Mitarbeiter des Bauhofes starke Risse festgestellt, erklärte Bürgermeister Norbert Seidl (SPD): "Die Gefahr war zu groß, dass der Baum umfällt." Dem widerspricht allerdings der Vorsitzende des Burschenvereins, Thomas Batzhuber: "Wir haben den Maibaum selbst umgeschnitten und nichts festgestellt." Üblicherweise werden Maibäume alle zwei Jahre ausgetauscht, das Exemplar im Puchheimer Altdorf sollte vier Jahre stehen bleiben. Im nächsten Jahr will der Verein einen neuen Baum aufstellen und die Kommune die Kosten für die Versicherung übernehmen. Damit scheint das Problem gelöst zu sein.

Gedicht am Maibaum: Die Burschen kritisieren das Umsägen. (Foto: Günther Reger)

Mitte Juni rückte die Feuerwehr am Abend mit ihrer Drehleiter an und der Maibaum, der gegenüber dem Unterwirt auf öffentlichem Grund steht, wurde Scheibe für Scheibe abgesägt, bis nur ein etwa fünf Meter hoher Stumpf übrig blieb. Die Burschen waren sauer und brachten ein Schild an. Der Text verweist auf die Kosten und den Zustand des Stangerls: "Ging's da mit rechten Dingen zu,/ oder wollte da nur jemand seine Ruh'/ Ließ' man mich etwa zu Grunde strecken/ nur wegen dem Streit: Wer soll meine Kosten decken", dichteten sie und mahnen vor einem "Verfall des Brauchtums". Auch auf Facebook wurde über den Vorgang diskutiert.

Der Bürgermeister bleibt dabei, dass der Stamm schadhaft war und bei einem Sturm Gefahr für Menschen und Umgebung gedroht hätte. In die Risse habe man schon einen Schraubenzieher reinstecken können. Darin hätten sich Fäulnis und Schimmel ausgebreitet, so dass der Maibaum ein Risiko dargestellt hätte. Beim Abklopfen des Stammes habe der Bauhof-Mitarbeiter auch faulige Stellen festgestellt. Warum das Exemplar im alten Dorf vier Jahre stehen bleiben sollte, erklärt der Vorsitzende der Burschen damit, dass die Aktiven des Vereins mit allerlei Prüfungen und Meisterschulbesuchen ausgelastet seien. Batzhuber selbst ist 25 Jahre alt und besucht eine weiterführende Schule.

Er sagt, dass der Ortler Verein den Maibaum normalerweise alle drei Jahre austauscht. Aus Gründen der Sicherheit und damit sich die Feier nicht mit der in Puchheim-Bahnhof überschneide. Der Chronik auf der Homepage des Burschenvereins aus dem Altdorf ist allerdings zu entnehmen, dass anfangs der Maibaum alle zwei Jahre ausgewechselt wurde, seit 2000 alle drei und seit 2006 alle vier Jahre. Bereits 2009 gab es deswegen Ärger. Ein Sachverständiger entdeckte faule Stellen am Stamm, allerdings konnte das Wahrzeichen stehen bleiben, nachdem die Burschen die Schadstellen ausgebessert hatten, erklärt Batzhuber.

Anfang des Jahres habe sich der Vorstand wegen Versicherung und Haftung an die Stadt gewandt, erzählt er. Anfang Mai hätten sie dann den Bürgermeister in einem Brief darauf hingewiesen, dass die Versicherung für den Maibaum Ende Mai auslaufe und dass der Verein auch nicht imstande sei, diese weiter zu bezahlen. Der Verein bekommt den Stamm in der Regel geschenkt, das Herrichten kostet etwa 1000 Euro und die Versicherung 200 Euro pro Jahr. Außerdem muss der Maibaum nach einem Jahr von einem Holzsachverständigen und nach zwei Jahren von einem Gutachter untersuchen werden. 2009 habe der Verein 800 Euro für den Experten gezahlt, weil der extra aus Norddeutschland anreisen musste, erzählt der Vereinsvorsitzende.

"Die Kosten kriegen wir durch die Maifeier nicht rein, wir haben bisher immer draufgezahlt", sagt er. Darum wolle der Verein, der 37 Mitglieder hat, dass nun die Kommune die Versicherung und die Gutachter bezahlt. Dazu ist der Bürgermeister bereit. Nach einem Jahr dürfe der Bauhof die Prüfung abnehmen und nach zwei Jahren möchte Seidl jeweils den Maibaum austauschen lassen. Das Aufstellen des Traditionsstangerls übernimmt in Puchheim-Bahnhof die Feuerwehr.

© SZ vom 09.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: