Puchheim:Stahlgeschiente Stadt

Puchheim: Heini Almstätter, Wolfgang Englmaier, Michael Bloech und Gisela Zeeb (v.l.) haben Puchheim ein Gedicht gewidmet und beim Lyrikwettbewerb gewonnen.

Heini Almstätter, Wolfgang Englmaier, Michael Bloech und Gisela Zeeb (v.l.) haben Puchheim ein Gedicht gewidmet und beim Lyrikwettbewerb gewonnen.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Auf dem Puchheimer Volksfest werden die Gewinner des Lyrikwettbewerbs ausgezeichnet. Der Sieger begeistert mit klarer, kräftiger Sprache - und einem Bekenntnis zu seiner Heimat

Von Florian J. Haamann, Puchheim

"Es war, als hätt' der Himmel / Die Erde still geküßt, / Daß sie im Blütenschimmer / Von ihm nun träumen müßt". Mit diesen Worten aus Joseph Eichendorffs Gedicht "Mondnacht" betritt Kulturreferentin Ramona Weiß die Bühne des Puchheimer Volksfestes. Durch die Luft schwingen noch die letzten Töne des "Prosits", mit dem sich zuvor die Drei-Mann-Kapelle verabschiedet hat, nachdem sie mit einem Medley aus "Hoch auf dem gelben Wagen", "Von den blauen Bergen kommen wir" und "Olé, olé" noch einmal die Stimmung am Seniorennachmittag angeheizt hatte.

Nicht weniger poetisch als die Zeilen des Romantik-Dichters sind die Worte, mit denen Weiß zum Anlass der Unterbrechung der Festmusik überleitet: "Hätte Eichendorff gewusst, dass es so ein Potenzial an lyrischen Ergüssen in Puchheim gibt, hätte er sich warm eingepackt". Was da etwas unschmeichelhaft klingt, ist als großes Lob gemeint, denn Weiß zeigt sich überrascht, über die vielen Gedichte, die im Rahmen des Puchheimer Lyrikwettbewerbs eingeschickt worden. "Ich hätte nicht gedacht, dass so viele Menschen teilnehmen würden und es waren tolle Sachen dabei", sagt sie. Von Januar bis Mitte März waren die Puchheimer aufgerufen, Gedichte mit Bezug zu ihrer Stadt zu schreiben und einzuschicken. 15 Lyriker haben die Chance genutzt und einen Text verfasst. Die fünf besten werden an diesem Nachmittag ausgezeichnet.

Für Platz vier und fünf reicht es nur zu einer Namensnennung und einem Applaus von den Bänken des halb gefüllten Festzelts. Michael Bloech darf sich über den fünften Platz und einen Zen-Euro-Buchgutschein freuen. Das Paar, das den vierten Platz belegt, hat es nicht persönlich zur Verleihung geschafft. Auf den dritten Platz landet Heini Almstätter. Der "Spätberufene", wie sich der "Ingenieur im Unruhestand" selbst bezeichnet, ist leidenschaftlicher Autor von Texten aller Art, die er auch regelmäßig liest. Er ist unter anderem Mitglied des Brucker Historienspielvereins und des Fördervereins Bairische Sprache. Sein Gedicht "Puchheim Tutti Frutti" befasst sich mit der Vision einer "essbaren Stadt", die der Bürgermeister der Stadt Andernach beim Neujahrsempfang der SPD im Januar präsentiert hat. "Es blühen Feigen in der Planie. Für Türken, Deutsche und Irani", reimt er da, "Am Golfplatz seh ich Erdbeern sprießen, trotz Handicap heißt es genießen". Mit Sprachwitz fantasiert er weiter über Bohnen am Rathaus und einem Birnbaum im Puc.

Das Kulturzentrum ist auch das Thema von Giesela Zeeb, der Zweitplatzierten . Sie fragt: "Mitten in Puchheim steht ein Zelt, wofür ist es wohl aufgestellt?" Weder für einen Pascha, noch ist es ein großes Tuch das trocknet und auch Christo war hier nicht am Werk, ist ihre Antwort. Vielmehr beschreibt sie liebevoll das Puc und rät zum Abschluss, hinzugehen und es auszuprobieren.

Den verdienten ersten Platz sichert sich Wolfgang Englmaier. Mit wenigen eindrucksvollen Worten beschreibt er seine Wahlheimat Puchheim. "Wer dich sieht findet keine Liebe auf den ersten Blick", heißt es bei ihm, er bezeichnet die Stadt als "plattenverhüllt", "stahlschienengeteilt" und "ortskernverwehrt". Die Kraft, die aus diesen Neologismen spricht, hat auch die Jury überzeugt. "Er benutzt Worte, die viel aussagen und hat Sprachwitz", sagt Weiß. So düster das Gedicht beginnt, so versöhnlich endet es: "Wer aber den zweiten Blick wagt findet in dir ein Zuhause." "Ich schreibe regelmäßig Gedichte, thematisch quer durch die Bank, sehr verdichtet. Aber viel über geistliche Themen, das hilft mir, innere Dinge zu verarbeiten", so Englmaier. Veröffentlicht hat er bisher noch keine Gedichte. Aber er könnte es sich gut vorstellen.

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