Puchheim:SPD in Puchheim feiert Jubiläum

Bürgermeister Heinrich Müller

Von 1948 an war Heinrich Müller Puchheims Bürgermeister und versuchte die Ortsspaltung zu verhindern.

(Foto: privat)

1946 wurde der Ortsverein der Partei gegründet

Von Peter Bierl, Puchheim

Die Puchheimer SPD feiert am Freitag die Gründung ihres Ortsvereins vor 70 Jahren. Es war eine der ersten politischen Vereinigungen, die sich nach dem Ende des Faschismus im Landkreis gründeten, rechtzeitig zur ersten Kommunalwahl in Bayern. Viele Zeugnisse sind aus dieser frühen Phase nicht erhalten geblieben, in erster Linie ein Protokollbuch des Ortsvereins, das Jean-Marie Leone ausgewertet hat, der Fraktionschef der SPD in Puchheim. Er vermutet, dass es auch schon vorher, während der Weimarer Republik, einzelne aktive Sozialdemokraten in Puchheim gab. Die Hochburgen der Arbeiterbewegung lagen allerdings in Germering, Maisach, Olching und Gröbenzell.

"Am 1. Januar 1946 fanden sich einige wenige Einwohner von Puchheim Bahnhof in der Bahnhofsrestauration zu einer Besprechung zusammen, um nach 12-jähriger Hitlerdiktatur eine Sektion der SPD ins Leben zu rufen", heißt es im Protokollbuch des Ortsvereins, das handschriftlich geführt wurde. Die vier Gründer waren Heinrich Müller, Heinrich Kastner, Michael Robl und Georg Wittmann. Bei der Kommunalwahl am 27. Januar hatte die Sektion die Nase vorne. Mit 381 Stimmen erzielte die SPD mehr als 50 Prozent, die CSU musste sich mit 369 Stimmen begnügen.

Zwei Jahre später wurde mit Heinrich Müller einer der SPD-Gründer zum Bürgermeister von Puchheim. Es war eine schwierige Zeit, geprägt von Wohnungsnot und mit der Schließung der Hausmüllfabrik im folgenden Jahr stellte der größte Arbeitgeber seinen Betrieb ein. Von den etwa 2600 Einwohnern waren rund 500 Flüchtlinge. Obendrein musste sich Müller mit Spaltungstendenzen auseinandersetzen. Das Altdorf wollte sich vom Bahnhof lösen, was der Bürgermeister strikt ablehnte, wie Leone recherchiert hat.

Die Frühphase der SPD in Puchheim oder gar die Zeit vor der Gründung des Ortsvereins zu rekonstruieren, ist mühsam, berichtet der SPD-Fraktionsvorsitzende. Denn außer dem Protokollbuch und einigen Zeitungsberichten sei die Quellenlage "ganz dünn". Das ist insofern schade, als die Fünfziger- und Sechzigerjahre ein wichtige Phase in der Geschichte des Ortes war, jene Zeit, in der die Weichen in Richtung Expansion gestellt wurden. In den frühen Sechzigerjahren schmiedete der Gemeinderat den sogenannten "Dreißiger Plan", demzufolge aus dem Dorf eine Kleinstadt mit 33 000 Einwohnern werden sollte. Soziologisch war SPD damals auch in Puchheim noch eine Arbeiterpartei. Bei der Kommunalwahl 1960 nominierte der Ortsverein mit zwei Ausnahmen nur proletarische Bewerber.

Auch einige Zwistigkeiten konnte Leone entdecken. 1953 traten Müller und einige andere aus der SPD aus. Der Bürgermeister agierte in verschiedenen anderen Gruppierungen, zuletzt bei den Freien Wählern, bevor er 1967 wieder zur Sozialdemokratie zurückkehrte. Drei Jahre später musste er aus gesundheitlichen Gründen sein Amt aufgeben. Unter der Regie Müllers waren alle jene Verträge geschlossen worden, die die Neubaugebiete in Puchheim, insbesondere die Planie ermöglichten. Bei der Neuwahl unterlag der SPD-Kandidat Adolf Jesse dem kommunalpolitischen Neuling Erich Pürkner von der CSU. Erst 18 Jahre später konnte die SPD unter Herbert Kränzlein das Rathaus zurückerobern. Immerhin wurde die Partei bei den Gemeinderatswahlen 1972 mit neun von 20 Sitzen stärkste Fraktion im Rathaus.

Am Freitag, 23. September, feiert die SPD ab 19 Uhr im Puc ihren Geburtstag.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: