Amnesty erinnert in Puchheim an Menschenrechte:Schlechte Bilanz

Amnesty

Erster Brief für Menschenrechte: Norbert Seidl (rechts) und Augustin Lay von Amnesty International, weihen den "Briefkasten für Freiheit" ein, in den die Puchheimer Schreiben für unschuldig Gefangene einwerfen können.

(Foto: Günther Reger)

Am Jahrestag der Erklärung der Menschenrechte erinnert Amnesty International daran, dass diese Grundrechte für alle gelten, aber in vielen Ländern missachtet werden, auch in Deutschland

Von Peter Bierl, Puchheim

Am 10. Dezember 1948 verabschiedete die Generalversammlung der Vereinten Nationen die "Allgemeine Erklärung der Menschenrechte". Die Stadt Puchheim beteiligte sich am Donnerstag deshalb an der Aktion "Menschenrechte in die Rathäuser", die in 20 Kommunen in Süddeutschland stattfand. Amnesty International hat für die Kampagne "Schreib für Freiheit" einen Kasten im Foyer des Rathauses aufgestellt. Eine Woche lang können Besucher Briefe einwerfen zugunsten von Menschen, die unschuldig im Gefängnis sitzen oder gefoltert wurden. Vertreter von Amnesty sowie Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) verwiesen auf Attacken gegen das Asylrecht, die als Angriff auf die Menschenrechte zu werten sind.

Der Bürgermeister hängte ein Plakat mit den 30 Artikeln der Deklaration aus und erinnerte an das Symbol von Amnesty International, eine von Stacheldraht umwickelte, brennende Kerze. "Das ist heute in Europa ein Thema, nicht nur in Ungarn, sondern in Spanien und anderswo", sagte Seidl. Auch in Deutschland werde gegen Menschenrechte verstoßen und der Rechtsextremismus zeige, "wie wacklig die Grundrechtecharta" sei. Wegen der Flüchtlinge nehme der Druck auf die Menschenrechte zu. Meinungsbildung und konkrete Politik vor Ort seien darum wichtig, sagte der Bürgermeister. Deshalb stehe das Rathaus Amnesty International offen.

Amnesty-Sprecher Augustin Lay merkte an, dass in der Deklaration von der Würde aller Menschen und nicht nur der Deutschen die Rede ist. Gerade in einer Zeit, in der ständig von "unseren Werten" die Rede sei, müsse man betonen, dass eine Auswahl nicht gestattet sei. Das Asylrecht ist in Artikel 14 der Menschenrechtserklärung verankert. Lay überreichte ein Exemplar der Deklaration für jeden Stadtrat.

Die Menschenrechtsorganisation konzentrierte sich bei diesem Jahrestag auf die Lage der Kinder. Auch die Konvention über die Rechte des Kindes werden in vielen Unterzeichnerstaaten mit Füßen getreten. Dafür präsentierte Werner Boltz, Sprecher der Puchheimer Gruppe drei Fälle. Die dreizehnjährige Maria wurde in Burkina Faso von ihrem Vater gezwungen, einen 70-jährigen Mann zu heiraten. Ein Drittel der Mädchen werden in dem Land zu solchen Heiraten gezwungen. Sie müssen von früh bis spät auf dem Feld und im Haushalt arbeiten und so viele Kinder gebären, wie der Mann es wünscht.

Maria gehört zu den wenigen, denen die Flucht gelang. In drei Tagen lief sie 170 Kilometer, bis sie eine Aufnahmeeinrichtung erreichte, sagte Boltz. Der zweite Fall handelte von einer syrischen Familie und ihren sechs Kindern. Sie wurden vom Geheimdienst 2013 in Damaskus verschleppt und sind seitdem spurlos verschwunden. Die Eltern gehörten laut Boltz weder zur Opposition, noch beteiligten sie sich an Demonstrationen gegen das Assad-Regime. Viele Tausende von Menschen wurden von den Repressionskräften entführt, gefoltert und ermordet. Der damals 17-jährige Saman Naseem wurde 2011 im Iran nach einer bewaffneten Auseinandersetzung verhaftet. Unter Folter wurden ihm Geständnisse abgepresst und er zum Tode verurteilt. Amnesty verhinderte die Exekution mit weltweiten Protesten.

Amnesty International und Campo Limpo veranstalteten um 19 Uhr am Denkmal Nord-Süd-Durchblick auf der Nordseite des Bahnhofs Puchheim einen Schweigekreis zum Internationalen Tag der Menschenrechte.

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