Umgestaltung des Ortszentrums:Puchheims neue urbane Mitte

Bürgermeister Norbert Seidl präsentiert die 20 Entwürfe eines Wettbewerbs für die Umgestaltung des Ortszentrums. Er favorisiert die Siegerplanung der Münchner Architekten Stefan Behnisch und Robert Hösle. Die Entscheidung soll Mitte Juli im Stadtrat fallen.

Von Peter Bierl, Puchheim

Das Ortszentrum von Puchheim wird urbaner, mit großen öffentlichen Bauten, neuen Wohn- und Geschäftshäusern und Wegen. Jedenfalls dann, wenn der Stadtrat die Ideen von Stefan Behnisch und Robert Hösle verwirklicht. Die beiden Architekten aus München haben mit ihrem Entwurf den ersten Preis im Wettbewerb zu Stadtzentrumsentwicklung gewonnen, den die Kommune ausgeschrieben hatte. Bis Mitte Juli sollen Kommunalpolitiker und Bürger über die Konzepte diskutieren, dann entscheidet der Stadtrat, kündigte Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) bei der Präsentation der insgesamt 20 Entwürfe am Dienstag im Kulturzentrum Puc an.

Der Vorsitzende der Jury, der Architekt und Stadtplaner Uli Holzscheiter, lobte an dem Entwurf von Behnisch insbesondere die enge Bebauung hinter dem alten Schulhaus. Der Bürgermeister sprach von einem Gassenviertel "fast wie in Siena". Dort sind zwei neue polygonale Gebäude mit bis zu vier Stockwerken für Musikschule, Volkshochschule und Stadtbibliothek vorgesehen. Es bliebe Platz für ein weiteres Haus für einen öffentlichen Zweck. Gegenüber liegt das neue Jugendzentrum, daneben haben Behnisch und Hölse ein weiteres Wohn- und Geschäftshaus platziert.

Vom Grünen Markt führt ein schnurgerader Fußweg direkt zum Rathaus und nordöstlich der alten Schule und der Neubauten ein weiterer Weg, eine "Straße der Kulturen", zur Planie. Der Grüne Markt würde auf der bislang offenen Ecke im Nordwesten durch einen Birkenhain begrenzt. Ein solcher Hain würde auch das Ende des Fußweges an der Einmündung zur Planie markieren. "Wir haben nicht Gebäude geplant, sondern Verbindungen", erklärte Behnisch seine Philosophie. Am Zugang zur Planie, schräg gegenüber dem Quartiersmanagement, könnte dem Straßenverlauf folgend ein in seinem Grundriss geknicktes Hochhaus entstehen.

Seidl lobte die klaren Konturen, insbesondere werde der Grüne Markt als Zentrum deutlich abgegrenzt. Von allen gepriesen wurde der Parkplatz, der einen Meter in den Boden gegraben und mit einem Erdhügel bedeckt auf der südlichen Seite der Kennedywiese vorgesehen ist. Dadurch geht vom Park nichts verloren, der Hügel kann genutzt werden, etwa als Zuschauertribüne bei Konzerten. "Genial", meinte Holzscheiter, wies aber darauf hin, dass das Büro Behnisch wie alle anderen Architekten nicht die notwendigen Stellplätze untergebracht habe. Im Durchschnitt würden bei jedem Entwurf 90 bis 100 Parkplätze fehlen.

Beim zweiten Sieger fehlten über 200 Stellplätze, rügte Holzscheiter, die Architekten des Büros Morphologic widersprachen. Einige Plätze habe die Jury anscheinend übersehen, meinte Michael Gebhard, der das Konzept zusammen mit Ingrid Burgstaller entworfen hat. Dieser Entwurf zeichnet sich durch Leichtigkeit aus. Auch hier sind drei polygonale zweigeschossige Neubauten an der alten Schule vorgesehen, die alle durch einen geschwungenen und überdachten Fußweg verbunden sind. Dieser Weg beginnt an der Nordecke der Schule und mündet gegenüber dem neuen Jugendzentrum in die Adenauerstraße, so dass ein weiterer kleiner Platz entsteht.

Zwei Neubauten sollen die Poststraße am Eingang zur Planie flankieren, die von der Jury positiv gewürdigt wurden. Zwar sei der Entwurf von Morphologic "außerordentlich gut gelungen", sagte Holzscheiter. Allerdings fehle eine ausgeformte Verbindung vom Rathaus zum Grünen Markt und dieser selbst sei zur Bahnhofstraße hin nicht abgegrenzt. Auch die Bahnhofstraße, die das Zentrum mit dem Altdorf verbindet, sei als "Nabelschnur Puchheims" nicht ausgearbeitet worden. Während der Bürgermeister sich als Pate für den Siegerentwurf stark machen wird, übernimmt UBP-Fraktionssprecher Reinhold Koch diese Funktion für das zweitplatzierte Büro Morphologic. Auf der Pressekonferenz verwies Koch darauf, dass zwei Gebäude in der Planie aufgestockt sowie ein neuer Weg durch den bislang geschlossenen Friedhof zur Planie angelegt werden soll. "Der Entwurf ist gelungen und in Abschnitten umsetzbar", sagte Koch.

Der dritte Preis ging an ein Architektenbüro aus Nürnberg, das auf der Pressekonferenz am Dienstag nicht vertreten war und dessen Entwurf nicht extra vorgestellt wurde. CSU-Fraktionschef Thomas Hofschuster hat die Patenschaft übernommen. Der Plan sieht drei trapezförmige öffentliche Gebäude entlang der Adenauerstraße vor. Die Jury bemängelte, dass der Zugang vom Grünen Markt zur Bahnhofstraße zu klein ausfalle und der Eingang zur Planie nicht akzentuiert werde, etwa durch Neubauten wie bei den beiden Siegern. Ein Stadtweiher auf der Kennedywiese sei aufgrund der Kontaminierung des Bodens der früheren Müllkippe nicht möglich.

Die Pläne und Modelle aller 20 Entwürfe sind in den nächsten Tagen im Kulturzentrum auf der Galerie und im Gabriele-Münter-Saal zu sehen. Anschließend werden die Entwürfe der drei Sieger im Rathaus ausgestellt, weil dort der Planungsausschuss am 14. April über die Ergebnisse des Wettbewerbs diskutieren wird. Dann soll die Meinung der Bürger eingeholt werden. Dazu werden die Siegerentwürfe in einem Glashaus auf dem Grünen Markt gezeigt, kündigte Bürgermeister Seidl an. Bereits für Mitte Juli peilt er eine Entscheidung des Stadtrates an.

"Wir müssen jetzt zupacken", betonte Seidl. Die Debatte um die Gestaltung des Ortszentrums begann 2002, als die SPD damit ihren Kommunalwahlkampf unter dem Motto "Neue Mitte Puchheim" führte. 2004 wurde der "Meisterplan" von einer Jury zum Sieger gekürt, der einen Umbau entlang der Lochhauser und Allinger Straße vorsah, aber an Widerständen der Grundeigentümer auf der Nordseite scheiterte. SPD und CSU brachten als Großprojekt ein neues Rat- und Bürgerhaus ins Spiel. Weil dafür die alte Schule hätte abgerissen werden müssen, gab es Proteste, ein Bürgerentscheid drohte. Nach einer Bürgerwerkstatt und aufgrund der Kosten rückten die beiden Fraktionen ab 2010 von dieser Idee wieder ab. Statt dessen soll das Rathaus saniert und erweitert, die alte Schule restauriert und weiter genutzt werden. Seidl will die Neugestaltung nun vorantreiben, aber die Bürger einbeziehen.

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