Verkehrsstudie:Puchheimer steigen zu oft ins Auto

Puchheim: GEFAHRENSCHWERPUNKT Verkehr

Zu einem erheblichen Teil hausgemacht ist die Verkehrsbelastung in Puchheim, hier in der Lochhauser Strasse.

(Foto: Johannes Simon)

Eine Untersuchung zeigt, dass die Stadt an zu viel innerörtlichem als auch an zu viel Durchgangsverkehr leidet

Von Peter Bierl, Puchheim

Selbst wenn das Ziel um die Ecke liegt, steigen zu viele Puchheimer ins Auto ein, während am starken Durchgangsverkehr in erster Linie die Gröbenzeller schuld sind. Das sind erste Ergebnisse einer Verkehrsuntersuchung im Stadtgebiet von Puchheim, die der Diplom-Geograf Robert Ulzhöfer jetzt im Planungs- und Umweltausschuss präsentierte. Er prognostizierte weiteren Zuwachs, wenn in Emmering und Olching weiter gebaut, der neue Stadtteil Freiham voll entwickelt und der Fliegerhorst in Fürstenfeldbruck zu einem Stadtviertel umgebaut wird. Für neue Straßen sei in Puchheim aber kein Platz mehr, betonte Ulzhöfer.

"Es spricht alles für eine Maut", meinte Bürgermeister Norbert Seidl (SPD), der UBP-Fraktionssprecher Reinhold Koch dachte an eine Zugbrücke gegenüber Gröbenzell. Solche Scherze enthüllen eine gewisse Ratlosigkeit. Solange der Zuzug in den Großraum München ungebremst ist. fehlt es an Wohnungen. Sind die gebaut, reicht die Infrastruktur nicht mehr, weswegen Puchheim schon laufend Millionen in Schulen und Kindertagesstätten investiert. Um das Verkehrsproblem in den Griff zu bekommen, hat der Stadtrat beschlossen, eine große Studie anfertigen zu lassen. Dafür hat das Planungsbüro Stadt-Land-Verkehr am 28. April die Verkehrsströme an 28 Zufahrten, Kreuzungen und Einmündungen gezählt, an neun Stellen Autofahrer interviewt und einen Fragebogen an alle Haushalte verteilt. Die Daten aus den Zählungen sind ausgewertet, die Fragebögen aber nur zum Teil, auch weil sich mit etwa 27 Prozent überdurchschnittlich viele Bürger beteiligt haben. "Sie sind in der Champions-League der Rücklauf-Quote", lobte Ulzhöfer die Puchheimer.

Mit am stärksten belastet ist die Nordendstraße, wo am Kreisverkehr vor dem Netto-Markt zwischen 6 und 20 Uhr rund 15 400 Autos gezählt wurden, bis zu 10 000 Wagen sind in der Lagerstraße unterwegs. Auf der Staatsstraße vor Puchheim-Ort sind etwa 24 000 unterwegs, im abendlichen Berufsverkehr reiche der Bypass am Kreisverkehr in Richtung Ikarus-Park nicht, und es bilden sich lange Rückstaus. Dabei spielt der Durchgangsverkehr eine große Rolle. Es sind Fahrer aus Eichenau, Germering, München und vor allem Gröbenzell, die durch Puchheim fahren und zu den hohen Belastungen in der Lager-, der Nordend- sowie der Alpenstraße beitragen.

"Gröbenzell ist ein großer Verursacher", meinte Ulzhöfer. Aber auch 90 Prozent der Germeringer fahren nicht auf der neuen B-2-Umgehung, sondern mitten durch das Puchheimer Altdorf. Auch der sogenannte Promilleweg - so benannt, weil angeblich beliebt nach Alkoholgenuss, eigentlich aber ein Schleichweg zwischen Eichenau und Aubing nördlich der Bahnlinie mitten durch das Puchheimer Zentrum - ist sehr beliebt. Selbst in dem Abschnitt an der Lochhauser Straße, der Einbahnstraße ist, wurden 150 Fahrer gezählt, die verkehrswidrig unterwegs waren, weil es einfach schneller geht. "Da könnte man jeweils 20 Euro kassieren", bemerkte der zweite Bürgermeister Rainer Zöller (CSU)

Gleichwohl sind die Probleme hausgemacht. Rund die Hälfte der Autos, die in Puchheim unterwegs sind, zählen zum Binnenverkehr, nicht einmal zehn Prozent sind Durchgangsverkehr. Im Prinzip habe sich das Verkehrsverhalten in einem halben Jahrhundert wenig verändert, erklärte der Geograf. Statistisch legt jeder am Tag dreieinhalb Wege zurück, macht in Puchheim insgesamt etwa 75 000 Bewegungen. "Früher ging man zu Fuß oder fuhr mit dem Rad, heute meist mit dem Auto", stellte Ulzhöfer fest.

Überdurchschnittlich viele Wege dürften heute junge Mütter zurücklegen, die die Kinder zu Tagesstätten und Grundschulen bringen oder einkaufen, schätzt er. Insgesamt benutzen die Puchheimer für mehr als die Hälfte aller Wege das Auto. Für jede dritte Strecke, die kürzer als einen Kilometer ist, wird aufs Gaspedal getreten. Allein zwischen dem Altdorf und Puchheim-Bahnhof zählten die Planer etwa 3500 Fahrten, was daran liegt, dass es dort kaum Einkaufsmöglichkeiten, keine Bank und nur eine Grundschule gibt. Knapp 17 Prozent aller Wege legt der Puchheimer mit Bahn und Bus zurück. "Das ist gut, aber verbesserungsfähig", meinte der Verkehrsplaner.

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