Zugverkehr:Puchheimer Bahnhof wird umgebaut

Der dreigleisige Ausbau der Strecke von Pasing nach Eichenau macht eine Verlegung des Südbahnsteigs notwendig. Der Freistaat hat nun die Planungen in Auftrag gegeben

Von Peter Bierl, Puchheim

Der Bahnhof von Puchheim soll komplett umgebaut werden, weil für den dreigleisigen Ausbau der Strecke Pasing-Eichenau Gleise und der Bahnsteig auf der Südseite um ein bis zwei Meter verlegt werden müssen. Im Zuge dieses Umbaus würde der Bahnhof barrierefrei hergerichtet, noch vor dem Gesamtausbau der S 4. Dafür werden momentan Pläne ausgearbeitet, erklärte ein Sprecher der Bahn AG der SZ. Wann mit der Arbeit begonnen wird, steht allerdings in den Sternen. Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) freut sich, dass sich wenigstens schon mal die Planer ans Werk machen.

Vor zwei Wochen schlug der Landtagsabgeordnete Herbert Kränzlein (SPD) Alarm, weil der Puchheimer Bahnhof nicht im Programm "Bayern barrierefrei" auftauche. Der frühere Bürgermeister warnte, dass der barrierefreie Ausbau, den Behinderten- und Seniorenbeirat seit langem fordern, um Jahre verschoben werde. Das ist möglich, aber aus anderen Gründen. Denn die barrierefreie Gestaltung des Puchheimer Bahnhofs gehört nicht zu diesem Programm, sondern zum Gesamtkomplex des Ausbaus der S 4, den die bayerische Staatsregierung seit einem Vierteljahrhundert nicht voran bringt. Damit die Puchheimer nicht warten müssen, bis das Gesamtprojekt verwirklicht ist, möchte die Regierung nun den barrierefreien Ausbau vorziehen.

Zugverkehr: Am Puchheimer Bahnhof mangelt es immer noch an einem barrierefreien Zugang. Auf den müssen die Fahrgäste auch weiterhin warten.

Am Puchheimer Bahnhof mangelt es immer noch an einem barrierefreien Zugang. Auf den müssen die Fahrgäste auch weiterhin warten.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Der Freistaat hat die Bahn beauftragt, den dreigleisigen Ausbau Pasing-Eichenau zu planen und dabei den barrierefreien Umbau in Puchheim einzubeziehen. Im Bereich des Bahnhofs selbst liegen schon drei Gleise, aber davor wird es eng. Durch die Brücke der Kreisstraße FFB 11 im Osten passen nur zwei Gleise durch. "Mit Verschwenkungen von Gleisen und der Verlegung von Weichen ginge es", erklärte der Bahnsprecher. Das allerdings hätte zur Folge, dass der südliche Bahnsteig in Puchheim weiter nach Süden verlegt werden müsste. An diesen Bahnsteig wiederum grenzen ein Parkplatz, das Bahnhofsgebäude und eine Straße an. Auch die Unterführung für Fuß- und Radfahrer müsste vermutlich verändert werden. Der Pressesprecher glaubt allerdings nicht, dass alles abgerissen und verlegt werden wird, weil der Bahnsteig bloß um ein bis zwei Meter verrutscht werden müsste.

Auf jeden Fall steht die Reihenfolge fest. "Erst wenn das dritte Gleis geplant ist, kommt der barrierefreie Umbau", sagte der Bahnsprecher. Der südliche Bahnsteig ist dabei gar nicht das Problem. Der ist längst ebenerdig zugänglich für Rollstuhlfahrer sowie Personen mit Kinderwagen und Rollatoren. Schwer erreichbar ist der Mittelbahnsteig. Die Bahn will eine zweite Unterführung für Fußgänger bauen, die mit Aufzügen auf den Mittelbahnsteig gelangen könnten. Der wiederum müsste auf der ganzen Länge geteilt und die eine Seite um zwanzig Zentimeter aufgestockt werden, weil S-Bahnen einen höheren Einstieg haben, die Bahn aber auf eine niedrigere Kante für Regionalzüge, die bloß im Notfall halten, nicht verzichten will. Der Stadtrat hat nach langem Hin und Her zugestimmt, trotz Protesten von Behinderten- und Seniorenbeirat, die einen komplett neuen Bahnsteig auf der Nordseite favorisierten.

Zugverkehr: Der Südbahnsteig steht dem dreigleisigen Ausbau im Weg. Er muss verschoben werden.

Der Südbahnsteig steht dem dreigleisigen Ausbau im Weg. Er muss verschoben werden.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Der Bürgermeister hofft nun auf ein Einsehen der Bahn. Wenn die Gleise neu verlegt werden müssen, könnte man die Schienen des einen Gleises höher legen, so dass der gesamte Mittelbahnsteig auf 96 Zentimeter angehoben werden kann, sagte Seidl der SZ. Ein geteilter Bahnsteig könnte zur Stolperfalle werden.

Zweifelhaft ist, ob die ambitionierten Zeitpläne der CSU realistisch sind. Der Landtagsabgeordnete Reinhold Bocklet hatte in einer Pressemitteilung und Innenminister Joachim Herrmann auf dem Neujahrsempfang der Eichenauer CSU erklärt, das Planfeststellungsverfahren für den Umbau des Puchheimer Bahnhofs könnte bereits 2017 beginnen. Bei einem "klagefreien Verlauf" halte die DB Netz eine Inbetriebnahme bis 2021 für möglich, teilte Bocklet Ende Dezember mit.

Die Bahn wollte das Verfahren eigentlich erst 2018 eröffnen. Der Pressesprecher sagte der SZ, man prüfe derzeit, ob der Wunsch des Innenministers erfüllt werden kann. Auf einen Termin für den Baubeginn wollte sich der Bahnsprecher nicht festlegen. Bei einem solchen Verfahren könnte es immer Widersprüche und Klagen geben.

Zu den Kosten zitierte Bocklet erste Schätzungen. Demnach würde der Umbau in Puchheim einschließlich Barrierefreiheit 5,65 Millionen Euro kosten. Für die Planung wären 1,32 Millionen zusätzlich fällig, weil die Verlegung von Gleisen und Weichen enthalten ist. Dieses Geld stünde nach Angaben Bocklets im Rahmen des Budgets für den dreigleisigen Ausbau der S 4 zur Verfügung. Die Bahn bestätigte diese Zahlen.

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