"Essbare Stadt" Puchheim:Obst und Gemüse aus Grünanlagen

Nach dem Vorbild von Andernach soll das Projekt auch Zentrum und Planie aufwerten

Von Peter Bierl, Puchheim

Pflücken erlaubt statt betreten verboten, könnte es bald in den Grünanlagen der Stadt Puchheim heißen. Denn Grüne, SPD und UBP wollen, dass die Kommune nach dem Vorbild von Andernach in Rheinland-Pfalz zu einer "essbaren Stadt" wird. Auf innerstädtischen Brachen, Dächern, Gärten, Fassaden und in Parks sollen Bohnen und Tomaten, Spalierobst, Feigen, Mispeln, Mangold und Grünkohl angepflanzt werden. Besonders viel Wert wird auf Artenvielfalt und den Anbau alter heimischer Sorten gelegt. Passanten dürfen die Früchte dann einfach ernten.

In der Industriestadt Andernach am Mittelrhein baut die Stadtgärtnerei Gemüse an, etwa auf dem Gelände der Ruinen des früheren Schlosses. In einem Vorort entstand auf 1600 Hektar die bislang größte Anlage der Permakultur. Dazu gibt es eine Beratung für die Bürger, die in ihren Gärten auf Pestizide und andere Giftstoffe verzichten sollen. Fahrbare Schulgärten auf Hängern werben für die Idee. Der Oberbürgermeister von Andernach hat die Idee im Januar beim Neujahrsempfang der SPD vorgestellt, jetzt haben die drei Fraktionen einen entsprechenden Antrag eingereicht.

Das Umweltamt soll zusammen mit der städtischen Gärtnerei, dem Planungs- und Umweltausschuss, dem Umweltbeirat und den darin vertretenen Gruppen in einem "Arbeitskreis essbares Puchheim" Möglichkeiten und Standorte für die Verwirklichung von mindestens drei Projekten ausloten, so der Vorschlag. Außerdem soll eine in der Metropolregion München ansässige Hochschule für eine Partnerschaft gewonnen werden.

Bis in die Neuzeit waren Gemüsegärten mitten in einer Stadt und bewachsene Häuserfassaden weit verbreitet, oft aus der Not heraus. Die Fraktionen von SPD, UBP und Grünen glauben, dass die "essbare Stadt" heute eine Perspektive für Menschen sein kann, die "beruflich nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen". Allerdings geht es nicht bloß um die Selbstversorgung, sondern um praktischen Umweltschutz. Nachhaltigkeit, Biodiversität, urbane Landwirtschaft und Bürgerbeteiligung lauten die Schlagworte. In Fürstenfeldbruck hat der Stadtrat im vergangenen Jahr erstmals eine Fläche für den Gemüseanbau an Privatleute zur Verfügung gestellt, das Grundstück wurde heuer aufgrund der Nachfrage schon vergrößert.

In Puchheim soll das Projekt "essbare Stadt" auch das Stadtzentrum und das Planie-Viertel aufwerten und einen Beitrag zur Integration leisten. Das Projekt solle ein echtes gegenseitiges Kennenlernen ermöglichen, heißt es in dem Antrag. Für den Fall, dass das Umweltamt oder die Stadtgärtnerei dafür personelle Verstärkung brauchen, schlagen die drei Fraktionen vor, 20 000 Euro bereitzustellen. Ihr Vorschlag soll am Dienstag, 14. Juli, im Planungs- und Umweltausschuss diskutiert werden.

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