SZ-Schulratgeber:Neun Jahre bis zum Abitur 

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Das Gymnasium ist die einzige Schule im Landkreis, die an dem bayernweiten Pilotprojekt "Mittelstufe Plus" teilnimmt

Von Ariane Lindenbach, Puchheim

Acht oder neun Jahre bis zum Abitur? Diese Frage spaltet seit Einführung des G8 in Bayern Eltern, Schüler und Lehrer. Zum kommenden Schuljahr führt das Kultusministerium an 47 Gymnasien in Bayern in einem zwei Jahre dauernden Pilotversuch die sogenannte Mittelstufe Plus ein. Von September an können die Schüler der Mittelstufe wählen, ob sie diese in drei oder vier Jahren absolvieren möchten. Das Gymnasium in Puchheim ist eine der Pilotschulen - als einziges im Landkreis und als nächstgelegenes zu München, wo das verlängerte G8 nirgends angeboten wird. Schulleiter Georg Baptist betont jedoch, dass man in Puchheim keinen Platz für eklatant mehr Schüler, etwa aus München oder Dachau, hat.

In einer Mitteilung des bayerischen Kultusministeriums heißt es, die Mittelstufe Plus sei "unsere Antwort auf die wachsende Heterogenität der Schülerschaft. Die Schülerinnen und Schüler erfahren eine deutliche Entlastung an Wochenstunden und in der Anzahl der Fächer. Und sie bekommen eine zusätzliche Förderung - vor allem in den Kernfächern." 71 Gymnasien in Bayern hatten sich beworben, 47 dürfen an dem Pilotprojekt teilnehmen. Münchner Gymnasien haben sich nach SZ-Informationen nicht beworben.

Der Puchheimer Rektor Georg Baptist, selbst ein bekennender "Fan des G 8", begründet die in Einvernehmen mit der Schulfamilie und mit Zustimmung des Sachaufwandsträgers erfolgte Bewerbung damit, dass die Schüler vor allem in der Mittelstufe Schwierigkeiten mit dem auf acht Jahre verkürzten Gymnasium haben: 13 Fächer, 34 bis 36 Wochenstunden, also an zwei bis drei Nachmittagen pro Woche Unterricht, und dazu die Pubertät. Er habe festgestellt, dass seit der Umstellung rund ein Fünftel der Schüler zwischen der achten und zehnten Jahrgangsstufe schlechtere Noten habe, wiederholen oder gar die Schule verlassen müsse.

Deshalb also nun die Mittelstufe Plus. Statt drei Jahren beim G8 besuchen sie die Schüler vier Jahre. Sie haben weniger Fächer pro Jahrgangsstufe, und auch die Stundenzahl pro Woche ist geringer. In den ersten drei Schuljahren sind 30 Wochenstunden geplant, das heißt es gibt - theoretisch - keinen Nachmittagsunterricht. In der zehnten Klasse, die dann offiziell "9+" heißt, haben die Schüler 32 Stunden Unterricht, das bedeutet es gibt Doppelstunde Nachmittagsunterricht. Zusätzlich zu dieser zeitlichen Streckung werden die Kernfächer Deutsch, Mathe, Fremdsprachen verstärkt unterrichtet.

"Ich freue mich schon, aber ich bin mir auch bewusst, dass es eine große organisatorische Herausforderung wird", reagierte Baptist am Donnerstagmittag auf die Neuigkeit. Wie er erläutert, besuchen derzeit 127 Schüler in fünf Klassen die siebte Jahrgangsstufe und können für 2015/2016 zwischen G8 und Mittelstufe Plus wählen. Bei einer etwas länger zurückliegenden Umfrage hatten sich 60 Prozent der Eltern für das G8 ausgesprochen. Davon ausgehend, rechnet der Rektor mit ein bis zwei Klassen, die für das Pilotprojekt gebildet werden.

Allerdings kommen die nicht zusätzlich dazu. Weitere Lehrkräfte - von vier Wochenstunden für konzeptionelle Arbeit abgesehen - oder mehr Geld bedeute die Mittelstufe Plus nicht. "Ich muss mit meinem Budget auskommen", so Baptist. Weitaus größere Kopfschmerzen bereitet dem Schulleiter der begrenzte Platz. Mit derzeit 1008 Schülern "ist die Schule räumlich an ihrer Kapazitätsgrenze". Das Pilotprojekt verschärfe die Problematik noch etwas, da man noch stärker differenzieren müsse, also die Klassen gemäß ihren Zweigen für bestimmte Stunden teilen muss. Dafür braucht man Raum.

Wie Baptist betont, wurde das Problem vor der Bewerbung durchdacht. "Wir haben Vertrauen, dass wir das hinkriegen." Er wolle auch keine Erweiterung, für die ohnehin kein Platz sei. Aber für einen Ansturm von Schülern aus München oder den Nachbarkreisen Dachau und Starnberg gibt es laut Baptist keine Kapazität. Da die Schulleitung über die Aufnahme entscheide, sei das aber auch kein Problem.

© SZ vom 13.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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