Fürstenfeldbruck:Netze werden zur Vogelfalle

Saatkrähe

Erst wenn sich im August mit der Mauser das Gefieder der verletzten Krähe regeneriert, kann sie wieder fliegen. Bis dahin muss Gerhard Wendl vom Vogelnotruf eine Zwischenlösung finden - keine einfache Aufgabe.

(Foto: Günther Reger)

Puchheim bricht den Versuch ab, den Nestbau der Saatkrähen zu stoppen. Einige schlaue Vögel sind unter das Flechtwerk geschlüpft und haben Nistplätze angelegt, andere haben sich verheddert und dabei verletzt

Die Stadt Puchheim hat den Versuch abgebrochen, die Saatkrähenkolonie im Süden mit Netzen am Brüten zu hindern. Am Donnerstag ließ das Umweltamt die Flechtwerke bereits wieder abhängen. Die Leiterin der Behörde nannte dafür zwei Gründe: Zum einen seien mehrere Vögel durch die Maschen geschlüpft und hätten Nester angelegt, zum anderen würden sich immer wieder Tiere in den Netzen verfangen und dabei verletzen. Feuerwehr und Polizei bargen in den vergangenen Tagen zwei solcher Krähen. Nächsten Donnerstag startet die Kommune mit dem zweiten Teil ihrer Kampagne. Dann sollen Eier aus den Nestern der Saatkrähen entfernt werden.

Am Dienstag fanden Polizisten in der Allinger Straße eine verletzte Krähe und lieferten sie bei Gerhard Wendl vom Vogelnotruf in Gröbenzell ab. "Es ist kein Flügel gebrochen, aber das Gefieder ist beschädigt", berichtete Wendel der SZ. Das Tier könne deshalb gar nicht oder nur sehr schlecht fliegen. Bereits am Sonntag hatte die Puchheimer Feuerwehr eine weitere Saatkrähe gerettet, die sich in fünfzehn Meter Höhe in einem Netz verfangen hatte. Die Helfer brauchten dazu eine Drehleiter und mussten das Stück Netz herausschneiden, in dem sich der Vogel verheddert hatte. "Das wird wieder passieren", warnte Wendl. Er kritisiert Netze als grundsätzlich gefährlich für Vögel, eines sei obendrein nicht richtig aufgehängt worden. Der Vogelexperte forderte, die Flechtwerke sofort abzuhängen.

Dem ist die Stadt am Donnerstag nachgekommen. Außer den beiden verletzten Tieren hat Monika Dufner vom Umweltamt insgesamt fünf Nester an zwei verschiedenen Bäumen ausgemacht, die eigentlich verhangen waren. "Die schlauen Saatkrähen haben Wege gefunden", meint sie. Würden Vögel aufgeschreckt, verfingen sie sich in den Netzen, insbesondere für Jungvögel sei dies unvermeidlich. "Es war ein Versuch, aber den werden wir so vermutlich nicht wiederholen", erklärte sie. Zwar seien eindeutig weniger Nester in dem Bereich zu finden, aber als Erfolg habe sich die Aktion nicht erwiesen. Insgesamt hat Dufner im Abschnitt zwischen der Eichenauer und der Egenhofener Straße 35 Nester gezählt, das seien etwa so viele wie im vergangenen Jahr. Und im Inneren des Schopflachwäldchens am Friedhof seien wieder sehr viele Nistplätze auszumachen. Allenfalls würden die Saatkrähen ihre Brutplätze in Richtung Eichenauer Straße verlagern, so wurden zwei am Friedhof von Eichenau aufgespürt.

In der Sprengerinstraße hat die Biologin nur ein einziges Nest entdeckt. Dort ist ein Lautsprecher installiert, der die Panikschreie der Krähen ausstößt und anscheinend abschreckt. Vergangenes Jahr brüteten dort mindestens 24 Paare. "Das bedeutet aber nur, dass die Tiere jetzt irgendwo anders sind", betonte Dufner.

Am nächsten Donnerstag werden Mitarbeiter des Umweltamtes und einer Spezialfirma damit beginnen, Eier aus den Nestern zu nehmen und zwar im Bereich der Allinger Straße und des Ihleweges. Auch das ist wie die Netze ein Experiment, das wissenschaftlich ausgewertet werden soll. Der Vogelnothelfer Wendl hält davon wenig. Er rät, die Eier anzustechen.

Außerdem weiß Wendl nicht, was mit der verletzten Krähe passieren soll. Bevor sich das Gefieder mit der Mauser im August regeneriere, könne man den Vogel nicht wieder freilassen, weil er sonst sterbe. Es gebe aber in keinem Tierheim eine passende Voliere für solche Wildvögel.

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