Puchheim:Nebulös

Schießstand Puchheim

Immer noch nicht ausreichend belüftet sind die Räume an der Bürgermeister-Ertl-Straße, in denen die Puchheimer Schützen üben.

(Foto: Günther Reger)

Aus Kostengründen hat Puchheim seit Jahren keine neue Belüftung bei einem Schießstand einbauen lassen und damit gegen Vorschriften zum Schutz der Gesundheit vor Gasen und Rauch verstoßen

Von Peter Bierl, Puchheim

Seit Jahrzehnten trainieren Puchheimer Schützen in einem Keller, der nicht ordnungsgemäß belüftet wird. Dort wird gegen Vorschriften verstoßen. Die Stadt hat einen Umbau aus finanziellen Gründen immer wieder verschoben. Eine letzte Gnadenfrist, die ein Gutachter gewährte, läuft jetzt aus. Der Stadtrat genehmigte deshalb am Dienstag eine neue Belüftung für etwa 450 000 Euro.

Der Schießstand im Keller des Sportzentrums an der Bürgermeister-Ertl-Straße wird von vier Vereinen regelmäßig genutzt, ist aber nicht ausgelastet. Die Anlage ist wegen ihrer Länge von 50 Metern ziemlich einmalig in der Region. Die Länge ist für Kleinkalibergewehre notwendig. "Zwei Vereine müssten sich komplett auflösen, andere ihre Abteilungen schließen, wenn der Schießstand dicht gemacht würde", sagte Michael Bachhuber, der Schützenmeister der Großkaliberschützen Puchheim (GKS) der SZ.

Beim Schießen mit Feuerwaffen in geschlossenen Räumen entstehen Gase und Stäube, die die Gesundheit gefährden können. Darum gibt es Richtlinien, die vorschreiben, wie die Belüftung auszusehen hat, um die Belastung gering zu halten. Die Anlage in Puchheim genügt diesen Normen jedoch nicht. Von tatsächlichen Gesundheitsschäden wusste Bachhuber allerdings nichts zu berichten ebenso wenig wie sein Kollege Hans Georg Molitor vom Schützenverein Gamsjäger. Allerdings sei der Raum schon nach ein paar Schüssen in Nebel gehüllt. "Wenn man eine Trainingseinheit absolviert, schmeckt man den Pulverschmauch noch die ganze Nacht im Rachen", berichtete Bachhuber. Seit 2005 müssen die Schützen deshalb schadstoffärmere Munition verwenden. "Die macht aber mehr Dreck, weil die Stoffe nicht so rein verbrennen", sagt der Schützenmeister. Im vergangenen Jahr musste eine Gasalarm-Warnanlage eingebaut werden. Sobald die Sportler mit dem Training beginnen, fange die Warnlampe an zu blinken. Bachhuber wusste von einem Fall zu berichten, als die Schützen den Keller sogar räumen mussten, weil der akustische Alarm ansprang, was auf eine doppelt so hohe Belastung schließen ließ.

Der Missstand ist der Stadt seit langem bekannt. Ein Sachverständiger monierte die unzureichende Lüftung anscheinend seit 2005 im Fünf-Jahres-Takt, aber die Kommunalpolitiker stellten eine Sanierung aus Kostengründen mehrfach zurück. Im Ausschuss für städtisches Bauen versuchte man am Dienstag zuerst, sich gegenseitig die Schuld in die Schuhe zu schieben. Die Hinweise des Gutachters fallen in die Ära von Bürgermeister Herbert Kränzlein (SPD), die Anlage wurde aber noch zu Zeiten seines Vorgängers Erich Pürkner (CSU) gebaut. "Der Rohbau war fertig, als ich 1988 abtrat, aber die Werksplanung habe ich nie gesehen", versicherte dieser.

Lydia Winberger (Grüne) wollte die Sanierung verschieben, weil die Kommune bereits sehr viel Geld für den Sport ausgebe, für einen Kunstrasenplatz, die Sanierung des Vereinsheims des SV Puchheim und den Umbau des Sportzentrums. Demnächst stehe eine Entscheidung über die Sanierung des Hallenbades an. Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) ärgerte sich, dass der Umbau immer wieder vertagt worden war. "Ich habe keine Lust, diese ganzen alten Bauten zu sanieren", schimpfte er. Die Alternative sei allerdings die sofortige Schließung des Schießstandes, weshalb er sich für die Sanierung ausspreche.

Die Summe sei bereits vom Stadtrat beschlossen und im Haushalt eingeplant, sagte Altbürgermeister Pürkner. Als eine der reichsten Kommunen könne sich Puchheim "sehr viel leisten". Notfalls könnte man auch einen Kredit aufnehmen. "So billiges Geld kriegen wir nicht mehr", meinte Pürkner mit Blick auf die niedrigen Zinsen. Petra Weber (SPD) wunderte sich, dass der Schießstand ohne ordentliche Genehmigung so lange Bestand hatte, während im alten Jugendzentrum das Dachgeschoss wegen statischer Probleme sofort geschlossen wurde. "Das war ein Entgegenkommen der Aufsichtsbehörde", antwortete Pürkner.

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