Puchheim:Musik rund um die Frau

Lesezeit: 2 min

Mitglieder vom Staatstheater am Gärtnerplatz gestalten den Abend. (Foto: Veranstalter)

Hervorrangendes Kammerkonzert "Damenbesuch" im Puc

Von Klaus Mohr, Puchheim

"Damenbesuch" lautete das Thema des sehr gut besuchten Kammermusikabends im Puchheimer Kulturzentrum: Bei Gustav Mahler war es seine Ehefrau Alma, die bedeutenden Einfluss auf ihren Gatten hatte, bei Johannes Brahms die bewundernde Beziehung zur deutlich älteren Clara Schumann. Fanny Hensel-Mendelssohn war selbst eine Frau und hatte als Komponistin mit der gesellschaftlichen Akzeptanz ihrer Profession im bürgerlichen 19. Jahrhundert zu kämpfen. Die Musiker aus dem Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz in München hatten in diesem Konzert zwischen je ein bekanntes Werk von Mahler und Brahms ein eher unbekanntes von Fanny Hensel gesetzt. Dass sich der "Damenbesuch" ausgerechnet auf einer tiefrot ausgeleuchteten Bühne abspielte, fand keine Entsprechung im mehr als seriösen Programm des Abends.

Kammermusik spielt im Schaffen von Gustav Mahler fast keine Rolle. Dennoch gehört sein Klavierquartettsatz in a-Moll, den er im Alter von 16 Jahren geschrieben hat, seit einigen Jahrzehnten zum festen Repertoire in der Kammermusik. Die Künstler hatten sich eine Dramaturgie des Satzes in dem Bewusstsein zurechtgelegt, dass sich höchstes Ausdrucksvermögen nicht über eine Viertelstunde aufrecht halten lassen würde. Insofern disponierten sie am Anfang klug mit klanglicher Zurückhaltung sowie sparsamer Emotion und bauten die Musik um die gewichtig pochenden Klavierterzen. Die Idee einer gebremsten Leidenschaft verfolgten sie auch später, als sich intensiv vibrierte Tonfolgen der Streicher nahtlos aneinanderreihten. In diesem dichten Klanggefüge steigerten sie allmählich die Lautstärke, wobei die Massierung des Klangs durch den Klavierpart transparente Plastizität nicht aufkommen ließ. Schön kontrastiert waren der fahle Zusammenbruch vor der rhapsodischen Violinkadenz.

Fanny Hensels einziges Streichquartett in Es-Dur aus dem Jahr 1834 erklang anschließend. Das Werk überzeugte hier nicht nur im Hinblick auf das kompositorische Handwerk, sondern insbesondere durch die motivische Durchdringung aller Stimmen. Dieses Merkmal setzten die Musiker bei ganz ausgewogenem Gesamtklang wunderbar um, sei es nun in den Fugenabschnitten der ersten beiden Sätze oder im Wechsel der melodischen Führung. Die Eindringlichkeit des romantischen Gestus beispielsweise in der Romanze erfuhr dabei eine Steigerung durch den vorsichtigen Umgang mit der Lautstärke. Eine gelungene Kombination aus kraftvoll-vitalem Strich und luftiger Artikulation erzeugte im Allegro-Finalsatz klangliche Raffinesse: Singende Terzen der beiden Geigen korrespondierten mit einem Wechsel von Figuren zwischen den oberen und den unteren zwei Partnern zu sorgsam wogender Begleitung.

Das Quintett für zwei Violinen, Viola, Violoncello und Klavier in f-Moll op. 34 von Brahms lebt vom stetigen Wechsel der Ausdrucksebenen und Charaktere. Während die gleichzeitig ablaufenden rhythmischen Ebenen stets im Blick auf das Ganze sensibel kombiniert waren, erreichte die Intonation mitunter nicht den gleichen Perfektionsgrad. Auf ein Scherzo mit verschobenen Betonungen folgte ein Finalsatz, in dessen Verlauf die Musiker den meditativ-versunkenen Beginn allmählich in kräftigeres Licht holten und dabei zunehmend mit Leidenschaft erfüllten. Viel Beifall am Ende.

© SZ vom 24.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: