Puchheim:"Manchmal ist das schon sehr frustrierend"

PJKO

Das PJKO mit Peter Michielsen (rechts) tritt regelmäßig im Landkreis auf, wie hier im Churfürstensaal.

(Foto: Günther Reger)

Das Puchheimer Jugendkammerorchester ist ein Aushängeschild der Nachwuchsförderung. Gerade hat es seinen zweiten Preis in diesem Jahr gewonnen. Im Interview spricht Leiter Peter Michielsen über den Reiz von Wettbewerben und fehlende Unterstützung

Interview von Florian J. Haamann, Puchheim

Man könnte sagen, dass das Jahr 2015 für das Puchheimer Jugendkammerorchester bisher relativ erfolgreich war: Im April gewann das Ensemble den Bayerischen Staatspreis für Musik und an diesem Wochenende nun den Bayerischen Orchesterwettbewerb in der Kategorie Jugendkammerorchester. Damit ist das PJKO für den Deutschen Orchesterwettbewerb 2016 vom 30. April bis 8. Mai qualifiziert.

SZ: Herr Michielsen, wie wichtig ist denn so ein erfolgreicher Wettbewerb für die Arbeit mit dem Orchester?

Peter Michielsen: Es ist natürlich erst einmal ein schöner Lohn für viel und harte Arbeit. So ein Wettbewerb ist aber auch enorm wichtig, weil man einen Punkt hat, auf den man hinarbeiten kann. Dadurch wird das Niveau immer deutlich höher, als wenn man für verschiedene Konzerte oder eine Tournee probt. Da gibt ein Wettbewerb einen ganz starken, sehr starken Ruck. Außerdem finde ich es immer sehr schön, andere Orchester wieder zu treffen, die man sonst nicht so oft sieht, auch das ist sehr viel wert.

Wie lange arbeiten Sie denn auf so einen Auftritt hin?

Wir haben schon im vergangenen Jahr ein bisschen vorgeprobt, weil wir natürlich wussten, dass das kommt und jetzt am Schuljahresanfang wäre es viel zu kurzfristig, um etwas komplett Neues einzuüben. Das schafft man mit einem Jugendorchester nicht. Wir haben also zwei Stücke genommen, die wir schon im Programm hatten, etwa letztes Jahr auf der Italientournee. Das ist ein Vorteil, weil wir Routine haben. Dazu haben wir zwei neue Stücke genommen. Ich finde ein Programm mit vier Stücken günstig, weil man da viele Facetten und Epochen abdecken kann. Seit dem Sommer haben wir jetzt intensiv daran gearbeitet und am vergangenen Wochenende haben wir noch einmal ein paar Probentage gemacht. Das ist also schon ein längerer Prozess.

Wieviele Wettbewerbe bestreiten Sie eigentlich mit dem Orchester?

Ich habe das gerade noch einmal durchgezählt. Es war unser 15. Wertungsspiel, das ist relativ viel. Ich finde es einfach immer sehr schön und spannend und vor allem bringt es einen weiter. Man bekommt neue Anregungen von anderen, die man sonst nicht hätte, weil man vielleicht ein bisschen blind für Änderungen ist. So fallen einem bei den anderen Dinge auf, die gut ausgearbeitet sind und funktionieren.

Haben Sie von dem Wettbewerb konkret etwas mitgenommen, was sie ausprobieren wollen?

Was ich für die Bundesebene anpeile ist, dass das Orchester wirklich mal ohne Dirigent spielt. In den Proben mache ich das öfter, ich gehe weg und lasse die Musiker dann zusammen spielen. Kleine Kammerorchester machen das gerne, weil sie so enger zusammen spielen können. Bei unserer Größe ist die Frage, ob das funktioniert. Aber ich will es auf jeden Fall ausprobieren. Und dann können wir noch überlegen, mal ein Stück oder das ganze Repertoire auswendig zu spielen. Dadurch wird es noch intensiver, man muss sicher besser vorbereiten, wird aber auch freier im Spiel.

Wie bereiten Sie sich jetzt auf die Bundesebene vor?

Auch wenn der Wettbewerb erst im Mai stattfindet, ist es für uns sehr kurzfristig. Denn wir machen jetzt mit dem Orchester eine Pause, weil viele von uns bei Jugend musiziert teilnehmen. Früher haben wir das parallel gemacht, aber das ist dann schon sehr viel für die Schüler. Also machen wir erst im Februar weiter. Das ist dann also knapp, weil ja auch noch die Faschings- und die Osterferien sind. Da kann man dann nicht groß etwas neues proben. Aber ich denke, unser Programm ist eigentlich sehr schön und deswegen denke ich, dass wir dabei bleiben.

Sie haben von der hohen Belastung für die Schüler gesprochen. Wo sind denn da, gerade bei Jugendlichen und Laien, die Grenzen?

Das ist natürlich eine Frage, die man sich immer stellen muss: Wie weit kann man gehen? Aber ich bin auch überzeugt davon, dass Jugendliche erstaunlich viel leisten können, wenn sie gute Ziele, guten Unterricht und ein gutes Programm haben. Und wenn es zu viel wird, dann spürt man das und kann das Programm natürlich auch reduzieren. Wenn jemand aus irgendeinem Grund nicht mitspielen kann, dann ist das kein Problem.

Wahrscheinlich sagen die Schüler nicht von selbst, wenn sie überfordert sind. Achten sie aktiv darauf, dass sie nicht überlastet werden?

Das Problem ist, dass man oft nicht weiß, was sie sonst noch alles machen. Die, die aktiv sind, machen ja oft noch mehr und noch mehr, sind begehrt und natürlich oft auch gut und einsetzbar. Da muss man auf jeden Fall schauen, dass sie nicht zu viel machen. Deswegen ist es wichtig, dass man mit ihnen spricht, fragt, was sie sonst machen.

Der Bayerische Orchesterpreis, den sie gewonnen haben, ist undotiert. Hilft so ein Titel trotzdem irgendwie finanziell?

Leider ist so etwas nicht direkt spürbar. Natürlich bekommt man einen bestimmten Ruf und andere Auftrittsmöglichkeiten. Aber in finanzieller Hinsicht ist das schwer. Dass wir im April den Bayerischen Staatspreis gewonnen haben (A.d.R.: Der Preis war mit 3000 Euro dotiert), hat auch damit zutun, dass wir sehr viel machen und sehr gute Ergebnisse haben. Es spielt also indirekt eine Rolle. Aber direkt, dass wir also vom Landkreis mehr bekommen, soweit ist es nicht. Aber wir hoffen es sehr, weil wir bisher nur einen wirklich kleinen Betrag bekommen.

Das ist ja schon fast eine paradoxe Situation. Auf der einen Seite schmückt man sich mit den Erfolgen des PJKO, auf der anderen aber will man kein Geld dafür ausgeben.

Das ist doch leider oft so auf dem Gebiet der Musik. Eine Leistung wird dankbar angenommen, aber mehr kommt dann nicht. Manchmal ist das schon sehr frustrierend für mich. Gerade, wenn man sieht, wie viel Geld für andere Projekte ausgeben wird. Und wir müssen dann um jeden Euro kämpfen.

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