Puchheim:Lehrstunde in Selbstdarstellung

VHS-Podium

Einer gegen drei: Kritik perlt an Erwin Huber (links) einfach ab.

(Foto: Günther Reger)

Bei Diskussion zur Energiewende perlt Kritik an Erwin Huber ab

Von Ariane Lindenbach, Puchheim

"Der Politik ist eine bestimmte Form der Lüge zwangsläufig zugeordnet: das Ausgeben des für eine Partei Nützlichen als das Gerechte." Das Zitat von Carl Friedrich von Weizsäcker, Physiker, Philosoph und Bruder des früheren Bundespräsidenten, zeigt, dass Politik viel mit Selbstdarstellung zu tun hat. Wie man sich am besten präsentiert, auch wenn man besser Fehler eingestehen sollte, hat der ehemalige Finanzminister Erwin Huber bei der Podiumsdiskussion "Energie für morgen - nur ein Märchen" in Puchheim eindrucksvoll demonstriert. Der CSU-Politiker bescherte seinen Mitdiskutanten von der SPD (Bürgermeister Norbert Seidl), den Unabhängigen (Max Keil), Alexa Zierl von Ziel 21 sowie den gut 40 Zuhörern der VHS-Veranstaltung eine Lehrstunde in der Kunst, sich selbst zu verkaufen.

Die Positionen auf dem Podium im Bürgertreff sind am Donnerstagabend klar verteilt: Keil, Seidl und Zierl auf der einen Seite als engagierte Kämpfer für den Ausbau der erneuerbaren Energien - wenn auch in den Details mit unterschiedlichen Meinungen - und auf der anderen Seite der gestandene CSU-Politiker Huber. Da hätte einem der 69-jährige frühere Chef der Staatskanzlei, Ex-Finanzminister und ehemalige CSU-Vorsitzende fast leid tun können. Doch es zeigt sich rasch, dass Huber auch alleine mit den Kritikern fertig wird. Zum Einstieg liefert ihm Moderatorin, Stadträtin und Parteifreundin Ramona Weiss mit der Frage, wie groß die Herausforderung durch die Energiewende sei, eine Steilvorlage. "Die Herausforderung ist gewaltig", antwortet der Gefragte brav. Die Vollversorgung allein durch regenerative Energiequellen bis 2050 sei mangels Speicher nicht machbar.

Erwartungsgemäß widersprechen Zierl, Seidl und Keil. Wobei Zierl überzeugt verkündet, die von Ziel 21 angestrebte Autarkie von fossilen Rohstoffen bis 2030 sei möglich. Während der Bürgermeister die Position vertritt, dass man Erdgas noch länger einsetzen müsse, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Richtig Schwung bekommt die Debatte, als die drei Huber vorwerfen, dass die CSU mit der 10-H-Regel den Ausbau der Windenergie verhindert habe. Die Kommunalpolitiker verweisen auf das angestrebte Landkreiskonzept, das durch die Gesetzesänderung verhindert wurde. Heftiges Kopfschütteln von Huber. Alles völlig falsch. Man habe nur Kommunen und Bürgern mehr Mitsprache eingeräumt, widerspricht er. Alle Sachverständigen seien gegen die Regel gewesen, kontert Zierl mit harten Fakten. Huber, dessen Kiefermuskulatur sich inzwischen rhythmisch spannt, fällt es schwer, ruhig zuzuhören. "Was hat die Gemeinden abgehalten, entsprechende Bebauungspläne zu machen", ruft er mit triumphierender Rhetorik in die Runde. Wohl wissend, dass an dieser Stelle die Diskussion nicht tief genug gehen wird, um ihn als geübten Darsteller falscher Fakten zu entlarven.

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