Puchheim:Klimakiller im Standby-Modus

Puchheim Bhf: Einweihung Erweiterungsbau der Grundschule Süd

Öffentliche Gebäude wie die Schule Süd unterliegen in Puchheim einen Energiemanagement.

(Foto: Johannes Simon)

Professionelles Energiemangement hilft der Stadt Heizkosten zu sparen. Aber der Stromverbrauch steigt weiter

Von Peter Bierl, Puchheim

Die Stadt Puchheim konnte in den vergangenen drei Jahren bei sechs öffentlichen Gebäuden den Energieverbrauch um insgesamt etwa zehn Prozent reduzieren. Damit konnte der Ausstoß von etwa 170 Tonnen Kohlendioxid vermieden werden. Im Feuerwehrhaus in Puchheim-Ort sank der Heizverbrauch sogar um 30 Prozent, dagegen stieg der Stromverbrauch in der Laurenzer Grundschule sowie im Altenheim Haus Elisabeth. Grund dafür ist, dass immer mehr technische Geräte im Einsatz sind, die selbst wenn sie abgeschaltet sind, weiter Strom fressen, erklärte der Ingenieur Klaus Bundy der SZ.

Im Jahr 2008 hat das Ingenieurbüro Eneco aus Germering das Energiemanagement für öffentliche Liegenschaften in Puchheim übernommen. Jeweils drei Jahre lang untersuchten Bundy und seine Mitarbeiter bestimmte Gebäude. Sie müssen mit einem bescheidenen Budget arbeiten und können keine teueren Maßnahmen wie Wärmedämmung von Häusern oder den Austausch von Heizanlagen vornehmen. Sie konzentrieren sich darauf, die Einstellungen der Heiz- und Lüftungsanlagen zu optimieren und die Hausmeistern zu schulen.

Die größte Einsparung lässt sich bei neuen Anlagen reduzieren, wenn noch die Einstellungen des Herstellers programmiert sind. Etwa wenn in Schulen und Kinderhäusern die Heizung sieben Tage lang von 6 Uhr morgens bis 22 Uhr am Abend volle Pulle läuft. Das war der Fall bei der Feuerwehr im Altdorf, an der Bundy zwei Jahre lang immer wieder mal am Programm gefeilt hat, mit gutem Endergebnis. Dass das Ergebnis in der Schule nebenan nicht so toll ausgefallen ist, liegt am Hausmeister, den Bundy in den höchsten Tönen lobt: "Der ist der Beste in allen Objekten, die wir betreuen."

Während sich der Verbrauch für Heizungen und Lüftungen senken lässt, weil diese Anlagen zentral gesteuert werden, schaut es beim Strom ganz schlecht aus. "Kein Hausmeister kann jeden Abend in einer Schule durch alle Zimmer laufen und sämtliche Geräte vom Netz nehmen", sagt Bundy. Er selber fährt oft mit dem Rad am Abend an einer Schule vorbei. "Da blinken in der Dunkelheit hinter jedem Fenster mehrere Standby-Lampen", erzählt er. Jeder Computer, jeder Bildschirm, jeder Drucker, jeder Beamer und jede der neuen elektronischen Tafeln zieht Strom, in jedem Haushalt übrigens auch Ladekabel, die man in der Steckdose lässt.

Zehn Watt Strom braucht ein Computer, was bei etwa 7000 Stunden im Jahr, die ein solches Geräte im Schnitt nicht benutzt wird, etwa 70 Kilowattstunden Strom entspricht, rechnet Bundy vor. In einer Grundschule stehen in der Regel inzwischen 40 bis 50 Computer, das würde etwa 1,6 Kilogramm Kohlendioxid entsprechen, die nur mit Computern im Standby-Modus sinnlos in die Umwelt geblasen werden. Der Ingenieur rät dazu, alle Geräte an Steckerleisten zu schließen, die man nach Beendigung der Arbeit ausschaltet.

Bei Neubauten sollte ein System installiert werden, das es Hausmeistern erlaubt, einen zentralen Schalter umzulegen. Die Stadt Puchheim plant derzeit den Umbau des alten Rathauses, Bundy hat vorgeschlagen, für sämtliche Computer einen eigenen Stromkreislauf zu installieren mit einem zentralen Schalter.

Für die einzelnen Gebäude in Puchheim hat das Ingenieurbüro konkrete Maßnahmen vorgeschlagen, die kurzfristig zu realisieren und nicht teuer waren. So wird im Feuerwehrhaus die Wärmepumpe besser ausgelastet, in der Schule am Gerner Platz Bewegungsmelder und Zeitsteuerung für die Beleuchtung eingeführt und im Pflegeheim die Abwärme der Kühlgeräte genutzt. Im Haus Elisabeth müsste die Heizanlage erneuert werden, erklärte Bundy den Stadträten unlängst, als er einen Bericht über die Tätigkeit der vergangenen Jahre ablieferte. Das würde eine hohe Einsparung bringen.

Während Stadtrat Max Keil (UBP) Fernwärme und Geothermie als Option für das Altenheim nannte, ist Bundy skeptisch. "Die Geothermie blockiert alles", meinte er, was sowohl das Altenheim als auch die Schule am Gerner Platz betrifft. Das Projekt kommt in Puchheim seit fast zehn Jahren nicht vom Fleck. Fernwärme wäre für das Haus Elisabeth die unwirtschaftlichste Lösung. betonte er. Der Wärmepreis sei oft doppelt so hoch wie bei einer Gasheizung. Obendrein ist Fernwärme energetisch nicht so effektiv.

Das Wichtigste bleibt das Energiesparen, betonte Bundy im Gespräch mit der SZ. "Wenn wir den Verbrauch nicht um die Hälfte reduzieren, werden wir die Energiewende nicht schaffen."

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