Puchheim:Heimisch geworden

Bürgerempfang Puchheim

Flüchtlinge, Senioren, Behinderte: Für viele Gruppen setzt sich Ingrid Kroppen in Puchheim ein.

(Foto: Günther Reger)

Ingrid Kroppen wollte immer den Schwachen helfen

Von peter bierl, Puchheim

Als Ingrid Kroppen und ihr Mann an einem Novembertag das allererste Mal durch Puchheim fahren, will sie nur wieder weg. Sie findet den Ort einfach hässlich. Dennoch wird die Vorstadtsiedlung ihr Zuhause. 1977 zieht die Familie, die bis dahin in München gelebt hat, in ihr eigenes Heim. Sie hatte im Fernmeldedienst der Bundespost gearbeitet, bevor der Sohn zur Welt kam. Sie hätte als Beamtin ihren Posten wieder haben können, wollte aber nicht. "Ich wollte etwas Neues machen, der direkte Umgang mit Menschen war mir wichtiger. Dafür erhält sie nun die Auszeichnung des Ministerpräsidenten. Sie sieht es als Dank und Anerkennung für ihre ehrenamtliche Arbeit und freut sich. Kroppen hat die ehrenamtliche Betätigung stets als Bereicherung ihres Lebens empfunden. Sie ist gerne mit Menschen zusammen, kann zuhören und etwas bewegen und wollte immer den Schwachen helfen.

Nach dem Einzug in Puchheim fängt sie an, sich zu engagieren. "Ich musste etwas tun, um reinzuwachsen." Sie beginnt bei der Kommunionsvorbereitung und wird bei der Nachbarschaftshilfe aktiv, als ihre Mutter krank wird. Sie arbeitet im Büro, bei Essen auf Rädern und wird in den Vorstand gewählt. Kroppen absolviert Weiterbildungen im Sozialbereich und als der Verein sich ständig vergrößert, werden Vorstand und Geschäftsführung getrennt. Sie übernimmt den neuen Posten.

In den frühen 1990er-Jahren kümmert sich Kroppen mit anderen um die ersten Flüchtlinge, Familien aus Indien. 1999 gelangt sie als Nachrückerin auf der Liste der SPD in den Gemeinderat. Sie übernimmt das Sozialreferat und ist in dieser Funktion im Frauenforum des Landkreises aktiv. Zweimal wählen die Bürger sie wieder. 2014 trat Kroppen nicht mehr an. "Mit 70 Jahren reicht es", fand sie und wollte mehr Zeit für ihre Enkelin haben, die am Ort wohnt. Weiter aktiv ist sie im Behindertenbeirat, den sie mit Hartmut Grüßer gegen den Widerstand des damalige Bürgermeisters durchgesetzt hat. Für Kroppen ist das wichtig. "Trotz allem Gerede über Inklusion, wird sehr wenig gemacht. Es gibt viele Missverständnisse und Berührungsängste. Jeder Behinderte kämpft für sich alleine." So habe sich der Beirat jahrelang mit Eigentümern herumgeschlagen, um eine Rampe am Hauseingang abzuflachen. Noch nicht gewonnen ist der Kampf um einen barrierefreien Umbau des Bahnhofs. Außerdem hat sie den Tanztee im Kulturzentrum Puc initiiert. Sie steht bis heute meist am Eingang und verkauft die Karten. Tanzen zählt neben Skifahren zu ihren Hobbys. "Manchmal war es ein bisschen viel, aber es ist Teil meines Lebens geworden", bilanziert sie. Auf jeden Fall gelang es Kroppen, Wurzeln zu schlagen. "Früher mochte ich nicht nach Puchheim, heute will ich nicht mehr weg."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: