Puchheim:Gärtnern im Exil

Khalet Hamed

Khaled Hamed.

(Foto: Günther Reger)

Khaled Hamed und seine Familie flohen vor dem IS aus Damaskus

Zwei Beete hat Khaled Hamed auf der Grünfläche vor dem Haus in der Josefstraße 7 bestellt. Er hat Paprika und Tomaten, Mais und Erbsen, Gurken und Zucchini sowie Salat angepflanzt und freut sich, wie alles wächst und gedeiht. Mit seiner fünfköpfigen Familie lebt er seit Sommer 2015 in einer Wohnung in dem schönen gelben Altbau, dem ehemaligen Direktions- und Bürogebäude der Hausmüllfabrik. Gebaut 1898 in einem zurückhaltend historisierenden Stil mit Jugendstilelementen steht es heute unter Denkmalschutz.

Hamed kann mit seinen Beeten an sein früheres Berufsleben anknüpfen. Der 49-Jährige betrieb in Damaskus einen Obst- und Gemüseladen, bereits als Schüler arbeitete er im Geschäft der Eltern mit. Er ist kein syrischer Staatsbürger, sondern stammt von palästinensischen Flüchtlingen ab. Bald nachdem die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) das Stadtviertel unter ihre Gewalt gebracht hatte, begann die Odyssee der Familie. Es gab keine Arbeit mehr, die Kinder waren völlig verängstigt durch die Bombardements. Zuerst gingen sie in den Libanon, um ein Visum für Ägypten zu bekommen. Von dem nordafrikanischen Land aus fuhr die Familie auf einem kleinen Seelenverkäufer über das Mittelmeer nach Süditalien. 9000 Dollar kostete die Passage. Weitere 5000 Dollar drückte Hamed einem Taxifahrer in die Hand, der sie weiter nach Deutschland chauffierte. Jahrelang hatte Hamed stets kleine Beträge gespart, in Gold umgetauscht und dieses aufgehoben.

In Deutschland lebte die Familie drei Monate auf dem Fürstenfeldbrucker Fliegerhorst in der Erstaufnahmeeinrichtung. Nach der Anerkennung als Flüchtlinge fanden sie die Bleibe in Puchheim. Seine Tochter besucht die Grundschule, die älteren Zwillinge die Realschule, der fünf Monate alte Josef ist zu Hause. Hamed schätzt die Ruhe und den Frieden in Puchheim. Ob er jemals nach Damaskus zurückkehren kann, wo er Verwandte, Freunde und Kollegen sowie ein großes Haus zurückließ, weiß er nicht. "Die Kinder sprechen gut deutsch, aber schlecht arabisch", sagt er. Hamed half in der Kleiderkammer aus, belegte Sprachkurse und hat nun einen Kurs beim Beruflichen Fortbildungszentrum in München angefangen.

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