Puchheim:Ein totes Pferd neu satteln

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Der Puchheimer Bürgermeister hält die Idee, die Kreisstraße FFB 11 weiterzubauen, für utopisch. Die Trasse würde auf Münchner Flur verlaufen. Der Verkehrsplaner empfiehlt Expressbusse und eine Stadt-Umland-Bahn.

Von Peter Bierl, Puchheim

Dass die Mehrheit des Puchheimer Stadtrates die Kreisstraße FFB 11 nach Gröbenzell verlängern will, stößt auf wenig Resonanz. Der Verkehrsplaner Robert Ulzhöfer weist darauf hin, dass beide Kommunen keine Fläche dafür haben. Die Trasse läge fast komplett auf Münchner Flur, die Landeshauptstadt hat das Projekt schon lange beerdigt, ebenso der Brucker Kreistag. Der Gröbenzeller Bürgermeister Martin Schäfer (UWG) lehnt sich deshalb entspannt zurück: "Wir sind raus."

Die Idee, die Kreisstraße weiter zubauen, hatte Altbürgermeister Erich Pürkner (CSU) eingebracht und dafür im Stadtrat eine Zweidrittel-Mehrheit bekommen. Er will den Durchgangsverkehr, der aus Gröbenzell kommt und sich durch die Puchheimer Straßen wälzt, damit wegbekommen. "Kreisstraßen sind dafür da, dass sie den überörtlichen Verkehr aufnehmen", sagte Pürkner der SZ.

Der erste Abschnitt der FFB 11 zwischen der Eichenauer Straße und dem Kreisel an der Nordendstraße wurde 1983 vollendet. Den Weiterbau habe er seinerzeit mit München und Gröbenzell ausgehandelt, erzählt Pürkner. Später hätte der Gemeinderat der Nachbarn diesen Beschluss gekippt, ohne ihn zu informieren. "Die Gröbenzeller haben keine Manieren", rügt er.

Die Trasse (1) wäre westlich und nörlich des Böhmerweihers auf Münchner Flur, dann auf dem Züblin-Gelände auf Gröbenzeller Gebiet weiter bis zum Erlbach an der Olchinger Straße, der Staatsstraße nach Lochhausen, verlaufen. Im Februar 1996 verständigten sich Puchheim, München und Gröbenzell neuerlich auf diesen Weg. Dann ließ Gröbenzell das Züblin-Gelände mit Wohnhäusern bebauen. 2006 stellte der Bayerische Verwaltungsgerichtshof fest, dass dies rechtmäßig war.

Es blieben zwei Möglichkeiten: Eine kurze Trasse vom Kreisel zur Lena-Christ-Straße (3), was Gröbenzell kategorisch ablehnte oder eine lange Straße (2), die in einem Bogen um das Züblin-Gebiet geführt werden müsste und östlich des Erlbach auf die Staatsstraße käme. Diese Variante kommt für München aus Gründen des Naturschutzes nicht in Frage.

Pürkner will dennoch einen neuen Anlauf nehmen. "Wichtig ist, dass das Thema erst einmal öffentlich diskutiert wird", sagte er der SZ. Für ihn geht es darum, die Bürger in der Nordendstraße sowie Teilen der Lager- und Lochhauser Straße in Puchheim von überörtlichem Durchgangsverkehr zu entlasten. Dazu will Pürkner Druck auf die Gröbenzeller aufbauen, die aus seiner Sicht ihre früheren Versprechen gebrochen haben. Er schlägt deshalb vor, die Gröbenzeller Straße, die Haupteinfallstraße für die Nachbarn, mit einem Wendehammer einfach zu schließen.

"Ich bin komplett entspannt. In einer Durchgangsstraße dürfen die alleine nicht mal Tempo 30 anordnen", sagte der Gröbenzeller Bürgermeister zu der Drohung. In Sachen FFB 11 werde gar nichts passieren, weil die Trasse komplett auf Münchner Flur liegen würde. Sein Puchheimer Amtskollege sieht den Fall ähnlich. "Ein totes Pferd macht man nicht lebendig, indem man es noch mal sattelt", sagte Norbert Seidl (SPD). Es habe auch keinen Sinn, den Nachbarn zu drohen, das sei eher schädlich. Das Problem mit den Autos sei nicht durch neue Straßen zu lösen.

Ähnlich argumentiert der Verkehrsplaner. Die Querverbindungen in der Region hätten deutlich zugenommen. Leute aus Maisach arbeiten in Germering, viele aus Puchheim im Würmtal. Viele Münchner haben ihre Jobs in den Gewerbegebieten der Umlandgemeinden, sagte Ulzhöfer. Dem müsse man durch eine Stadt-Umland-Bahn sowie Express-Bussen entgegen kommen. Der Binnenverkehr werde obendrein noch zunehmen, wenn die letzten freien Flächen verbaut werden. Die Puchheimer müsse man animieren, für kurze Strecken auf das Auto zu verzichten. Dazu wären ein Stadtbus, neue Radwege auf Nebenstraßen oder entlang des Gröbenbachs sowie eine zweite Unterführung für Radler und Fußgänger unter der Bahnlinie sinnvoll. "Straßen bauen ist einfacher, als Menschen zu überzeugen", sagte er.

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