Puchheim:Ein Büro für mehr Integration

In der Planie in Puchheim leben etwa 40 Prozent Migranten, viele davon aus dem Irak. Nun gibt es dort unter der Trägerschaft des Kinderschutzbundes ein Stadtteilbüro - auch mit fremdsprachigen Quartiersmanagern

Von Karl-Wilhelm Götte, Puchheim

Es passte alles gut zusammen. Adib Moradi, ein Afghane, begleitete die Eröffnung des Puchheimer Stadtteilbüros in der Adenauerstraße mit Musik. Etwa 2900 Menschen wohnen in der "Planie" um die Adenauer- und Kennedystraße herum. Der Anteil der Migranten liegt bei etwa 40 Prozent, vor allem weil 2010 und 2011 etwa 130 irakische Familien zugezogen sind. Für sie ist hauptsächlich Aveen Khorschied, eine gebürtige Irakerin, zuständig. Rahel Rose und Manuel Leupold sind im Stadtteilbüro die anderen beiden "Quartiersmanager", wie sie sich selber nennen. Das Büro oder das Stadtteilzentrum, wie es Bürgermeister Norbert Seidl bei seiner Eröffnung titulierte, ist eingebettet in das Puchheimer Projekt der "sozialen Stadt".

Aveen Khorschied ist ein Musterbeispiel für gelungene Integration. 2001 nach Puchheim gekommen, hat sie mit ihren beiden Söhnen die Kinder- und Schuleinrichtungen in der Stadt bereits erlebt. Ihr zwölfjähriger Sohn besucht das Gymnasium, der Neunjährige ist noch in der Grundschule. "Ich war als Elternbeirat im Kindergarten tätig", erzählt Khorschied. "Ich fühle mich längst als Puchheimerin." Sei weiß um die nicht leichte Betreuungsaufgabe in der Planie. Der Zuzug der vielen irakischen Familien habe damit zu tun gehabt, dass die Männer bereits einige Jahre in München waren und dann ihre Frauen und Kinder nachgeholt haben. Die irakischen Kinder besuchen vornehmlich die nahe gelegene Grundschule-Süd.

Träger des Statteilbüros, das zuvor einen Gemüseladen beherbergte, ist der Deutsche Kinderschutzbund (KSB), genauer der KSB-Kreisverband Fürstenfeldbruck. "Wir möchten immer mehr in den Landkreis hineinwachsen", erläuterte Karl-Heinz Theis, Vorsitzender im KSB-Kreisverband. Vor drei Jahren gegründet, gäbe es Aktivitäten in Fürstenfeldbruck und Olching, jetzt wolle man sich auch Puchheim widmen. "Puchheim redet nicht nur von der sozialen Stadt, sie macht auch etwas", lobte Theis die Stadt. Puchheim hat dabei von Fördermitteln der Regierung von Oberbayern profitiert. "413 000 Euro wurden im Jahre 2013 im Rahmen der Städtebauförderung bewilligt", berichtete Lore Mühlbauer, die zuständige Mitarbeiterin der Regierung von Oberbayern für den Landkreis Fürstenfeldbruck. Der Zuschuss, der für vorbereitende Untersuchungen, den Umbau und die Einrichtung der Räume des Quartierbüros eingesetzt wurde, betrage 60 Prozent der förderfähigen Kosten. 40 Prozent habe Puchheim beigesteuert.

"Das ist nur der erste Stein", versprach Mühlbauer, "wir haben noch eine Menge vor." Die Finanzierungsmöglichkeiten der Regierung von Oberbayern seien besser als in manch anderen Jahren. "Es gab schlechte Jahre, jetzt sind gute da", so Mühlbauer. 2014 werden 600 000 Euro für den Start des Ausbaus der Alten Schule bewilligt. Insgesamt soll der Ausbau in den kommenden drei Jahren zwei Millionen Euro kosten. Mühlbauer wird im engen Kontakt mit den drei Quartiersmanagern weiter arbeiten. Als Anschauungsunterricht für gelungene Stadtteilbüros empfiehlt sie einen Blick nach Oberschleißheim und Taufkirchen. Manuel Leupold, der auch noch Integrationsreferent bei der Stadt Germering ist, sieht seine Ausgabe als Quartiersmanager darin, "die Eigeninitiative der Bewohner zu stärken".

Dafür seien mehrsprachige Beratungen notwendig. Das soll ein in Germering bereits erprobtes "Lotsenprojekt" übernehmen. Ehrenamtliche Dolmetscher werden die Betreuung in der Planie unterstützen, wenn es zum Beispiel um Behördenschreiben- oder gänge geht oder auch um die Arbeitsplatzsuche der Bewohner. Acht Lotsen stehen in Puchheim zur Verfügung, wenn notwendig können sie auch von noch einmal acht Lotsen aus Germering unterstützt werden. Einen Deutsch-Sprachkurs hat Leupold mit dem Germeringer Sprachträger Multikulturelles Leben und Lernen (Mukule) installiert. Geplant ist jetzt ein Kinderteilhabeprojekt mit der Grundschule-Süd. Die Grundschüler der vierten Klassen - die meisten von ihnen wohnen in den Hochhäusern der Adenauer- und Kennedystraße - sollen demnächst die schönsten und auch die nicht so schönen Plätze in der Planie erkunden.

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