Puchheim:Bier für Tore

Puchheim: In seiner Freizeit ist der Realschullehrer Stefan Meisel (rechts) Torjäger. Dafür bringt ihm Stefan Schmitt (links) 15 Kisten Erdinger Weißbier vorbei.

In seiner Freizeit ist der Realschullehrer Stefan Meisel (rechts) Torjäger. Dafür bringt ihm Stefan Schmitt (links) 15 Kisten Erdinger Weißbier vorbei.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Weil er ein so guter Mittelstürmer ist, wird der Puchheimer Lehrer Stefan Meisel von einer Brauerei ausgezeichnet - an seiner Schule

Von Heike A.Batzer, Puchheim

Der Transporter sieht ganz unscheinbar aus, weiß, ohne irgendeine Aufschrift. So auffällig sollte es dann doch nicht sein, diese Bierlieferung an die Realschule Puchheim. Nein, für die Schüler ist sie sowieso nicht vorgesehen, ganz klar. "Bier und Kinder", sagt Stefan Schmitt später in der Aula, "das geht nicht so ganz zusammen". Bier und Fußball offenbar schon. Brauereien geben sich gerne als Sponsoren von Sportvereinen und werben dort nicht nur mit ihren alkoholfreien Editionen. Erdinger Weißbräu gibt einem Meistercup seinen Namen, den alljährlich die Meister sämtlicher Amateurfußballligen oberhalb der A-Klasse ausspielen. Und zeichnet zudem die besten Torjäger aller Ligen aus - 16 an der Zahl. Drei Tage lang sind Schmitt von der Brucker Event- und PR-Agentur Invivo, die das für die Erdinger Brauerei erledigt, und seine Kollegin dafür unterwegs.

Am Donnerstag fahren sie also mit 15 Kästen Erdinger Weißbier im Gepäck nach Puchheim an die Realschule. Stefan Meisel, 32, der sich die Auszeichnung verdient hat, weil er in der abgelaufenen Saison 24 Tore für die SpVgg Kaufbeuren erzielte und damit mehr als jeder andere Fußballer in der Landesliga Südwest, ist dort Lehrer für Sport, Wirtschaft/Recht, BWR und Sozialkunde. Man will ihn überraschen. Das gelingt. Ein Kollege holt ihn zur Pause um halb zehn in die kleine Aula, aus einem Lautsprecher klingt laut "Stand up for the champions". Das Areal füllt sich schnell mit staunenden Schülern und auch Lehrern.

Die Schüler jubeln, als Schmitt Meisel als einen "sehr erfolgreichen Sportlehrer" vorstellt. Die beiden sind auf du und du. "Wir hätten dich für die WM mitnehmen sollen", sagt Schmitt. Für seine 24 Treffer erhält Meisel neben 15 Kisten Weißbier noch Urkunde, Fußball und ein mit seinem Namen bedrucktes Sweatshirt. Auch für die Schule fallen fünf Fußbälle ab. Sechs Bierträger haben sie neben der Leuchtsäule mit dem Brauerei-Schriftzug aufgestellt, mehr nicht - aus Rücksicht auf das Terrain Schule. Auch Meisel bleibt bescheiden: Er sei wohl ein paar Mal angeschossen worden in der vergangenen Saison. Auf Schmitts Frage nach dem schönsten Tor erinnert er sich an eines "zu Hause gegen Illertissen, einen Lupfer aus 20 Metern ins lange Eck".

Schmitt lobt noch die Schulleitung dafür, dass sie mitgemacht und der Aktion im Vorfeld zugestimmt hat. Schulleiter Herbert Glauz befindet sich an diesem Tag jedoch nicht im Haus. Meisel, der früher auch für die SpVgg Weiden in der Bayernliga und den SV Mitterteich in der Landesliga Nordost spielte, kündigt an, ab sofort in seinen Sportstunden nur noch Fußball spielen zu lassen und erntet "Jawoll"-Rufe von einigen Schülern. Was er mit dem Bier - immerhin 150 Liter - vor habe, will Schmitt noch wissen. Den "einen oder anderen Kasten" will Meisel dem Lehrerkollegium spendieren, das freilich, wie er durchblicken lässt, weniger dem Bier als dem Sekt zugetan sei. Die Geschmacksrichtungen durfte Meisel selbst aussuchen, er wählte klassisches und dunkles Weißbier. Alkoholfreies habe er weggelassen - "kleine Anweisung von der Mannschaft", sagt er und lacht.

Bloß gut, dass er sich jeden Tag mit dem Auto von Buchloe, wo er wohnt, nach Puchheim aufmacht. Denn sonst wäre das schwierig geworden mit der Ladung. So fährt er, als die Pause vorbei ist und die Schüler wieder in ihren Klassenzimmern sitzen, seinen schwarzen Audi A5 auf das Schulgelände und beginnt, zusammen mit Stefan Schmitt die 15 Bierträger hineinzuschlichten. Die Rückbank wird umgelegt, der Beifahrersitz muss ebenfalls zwei Kästen aufnehmen. Und tatsächlich, alles passt rein.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: