Puchheim:Bastis Welt

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Christine Eixenberger gastiert mit "Lernbelästigung" im Puc

Von Karl-Wilhelm Götte, Puchheim

Vorher ist das wohl kaum jemandem aufgefallen: Kinder sind kein Bühnenthema. Gewesen. Bis jetzt. Grundschüler Basti lässt sich nicht irritieren. "Du, Frau Eixenberger", fängt er sein Gespräch mit seiner Lehrerin an. Die sagt dann: "Basti, du musst schon Sie sagen." Basti bleibt jedoch beim du. Basti ist eine der zahlreichen Figuren, die Kabarettistin Christine Eixenberger auf der Bühne darstellt. Dabei beugt sie sich wie ein kleiner Stier nach vorne und imitiert den heftigen bayerischen Dialekt des Jungen. Nicht nur "Basti" bringt die 150 Besucher im Puchheimer Kulturzentrum Puc zum Lachen. Eixenberger bereitet dem Publikum mit ihrem Programm "Lernbelästigung" einen sehr vergnüglichen Abend.

Nicht nur im Kabarett waren Kinder bislang bestenfalls Randthema. Erst an diesem Abend fällt einem auf, dass da immer etwas gefehlt hat; denn hier dreht sich alles um die lieben Kleinen. Und wer könnte besser "aus der Schule" plaudern als eine leibhaftige Lehrerin wie Christine Eixenberger? Die Miesbacherin - 30 Jahre alt - hatte nach drei Semestern Jura als Grundschullehrerin ihre wahre Berufung gefunden, ehe sie ins Kabarettfach umgestiegen ist. Für Eixenberger gelten Grundschüler als "formbares Ausgangsmaterial" oder "Humankapital". "Frau Eixenberger" sei geradezu ein akademischer Titel, "ein Synonym für Feldwebel". Sie ist sich sicher und genießt es: "23 Rotzlöffel wissen, wer der Chef ist."

Der Blick auf Viertklässler, die sich das Schuhbanderl nicht binden können, habe sich auch geändert. "Früher war das ein Depp, heute ist er ein Hochbegabter." Headhunter seien deshalb schon auf dem Schulhof unterwegs. Genauso amüsant wie erschreckend ist es, als Eixenberger mit einem roten Käppi auf dem Kopf hin und her marschierend den Jugendoffizier der Bundeswehr gibt, der in der Grundschule mit einem Bausatz des Panzers Leopard den Kindern die Truppe frühzeitig schmackhaft machen will. Dass Eixenberger, die zusammen mit Wolfgang Krebs die BR-Sendung "Habe die Ehre" moderiert, an diesem Abend von einem grippalen Infekt geplagt ist, hindert sie nicht daran, mit ansteckender Fröhlichkeit das Puchheimer Publikum in Schwung zu bringen.

Beim Singen kommt ihre volle, wohltönende und gut sitzende Singstimme zum Tragen. Zumal die noch untrainiert ist, wie sie sagt. Und was für eine gekonnte Körpersprache! Plötzlich ist sie nicht mehr die lieblich-charmant lächelnde Frau, sie variiert im furiosen Wechsel Gestik und Mimik. Da setzt sie auch schon mal ein furchterregendes Gesicht auf. Bevor sie eine Haltung ganz eingenommen hat, erntet sie Lacher, weil klar ist, welches Kind da schon wieder vor ihr steht: Marius, Melissa und natürlich immer wieder Basti. Den imitiert sie bei seinem Versuch der Bayernhymne, die er als Schuhplattler anlegt. Aber auch die Verwandlung in den grantigen Schulbusfahrer Sepp oder einen prolligen Familienvater gelingt ihr spielend. Dabei hilft der Oberbayerin der Dialekt, der besonders dem wütenden Busfahrer das Format gibt. Grandios auch ihr Auftritt als die mit einem Gehstock herumfuchtelnde "Kumi-Hexe".

Dass Christine Eixenberger zwischendurch zu Zwangs-Mitspiel-Spielchen mit den Besuchern greift und im Saal Fleiß-Sticker verteilt, erschließt sich dem Betrachter jedoch nicht. An Stoff mangelt es ihr nicht, das Programm dauerhaft unterhaltsam zu füllen.

© SZ vom 19.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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