Seit Überreichung der Ernennungsurkunde durch Bayerns Innenminister Joachim Hermann im Mai 2011 an den damaligen Bürgermeister Herbert Kränzlein darf sich Puchheim Stadt nennen. Und dann heißt sein Nachfolger im Amt am Freitagabend die etwa 500 Besucher auf dem größten "Gemeindefest" willkommen. Ein Fauxpas? Die Besucher sind irritiert. Es gibt Protestrufe, doch dann wird klar: alles nur ein Scherz von Norbert Seidl. "Natürlich muss es Stadtfest heißen", lacht der Kränzlein-Nachfolger und erklärt launig, was sich in den fünf Jahren veränderte: "Wir haben neue Ortsschilder, sparen uns beim Schreiben der Ortsbezeichnung zwei Buchstaben und zwei Silben und haben nun ein tolles Stadtfest". Damit war die Puchheimer Welt wieder in Ordnung.
Das Wetter meinte es am Wochenende gut mit den Puchheimern. Auch wenn die Puc-Wiese stellenweise noch etwas sumpfig war, die Bürger strömten in Massen zum dritten Stadtfest, um das Jubiläum zu feiern. Kaum ein Zeitpunkt, an dem sich weniger als ein halbes Tausend Menschen auf der Festwiese amüsierten. Vereine wie die Feuerwehr, der Fußballclub, der heuer sein 70-Jähriges feiert, Interessengruppen wie die von Fairtrade-Stadt Puchheim, die kreativen Künstler des Zentrums aller Puchheimer (ZaP), der Asylhelferkreis, die evangelische Jugend und die Pfarreien boten eine buntes Programm und kulinarische Köstlichkeiten. Kinder konnten sich in einer Hüpfburg austoben, Spiele ausprobieren, Riesenseifenblasen aufsteigen lassen, sich schminken, basteln oder das Stadtwappen zeichnen. Für Jung und Alt drehte Steffens Dampfbahn ihre Kreise auf eigens verlegten Schienen.
Auf der Open-Air Bühne wurde ein Programm aus Tanz, Theater, Kabarett und Musik geboten, moderiert von dem Kabarettisten und Puppenspieler Joe Heinrich, bekannt aus der BR-Sendung "quer". Eines der Highlights war am Samstagnachmittag eine Talkrunde, in der die ehemaligen Bürgermeister Erich Pürkner, 18 Jahre Gemeindechef, Herbert Kränzlein, 24 Jahre, und der Referent für Stadtentwicklung, Reinhold Koch, vormals Zweiter Bürgermeister, bei einem Memory-Spiel Fragen aufdecken und auch beantworten mussten. Bürgermeister Seidl und Moderator Heinrich kommentierten dies "wie die Opas aus der Muppets-Show" und bekamen viel Applaus. Es dauerte ein wenig, bis einige Zahlen so geordnet waren, dass man 17. 05. 2011 lesen konnte. Dieses Rätsel löste Festbesucherin Erna Schweigler. "Es war der Tag der Stadterhebung und wir waren damals sehr stolz und sind es immer noch", sagte die Ehrenbürgerin. Auf die nächste Memory-Frage wusste Kränzlein, dass Puchheim vor fünf Jahren in Bayern einwohnermäßig an 63. Stelle stand und den Zuschlag erhielt. "Weil die Infrastruktur und auch sonst alles passte", befand Koch. "Zum Schutz vor einer Eingemeindung durch die Landeshauptstadt München" sei die Stadterhebung sehr wichtig gewesen, scherzte Seidl. Nun könnte sich Puchheim seinerseits Gedanken machen, welchen Nachbarn, zum Beispiel Eichenau oder Gröbenzell, man sich einverleiben möchte. Die Frage, ob Puchheim Ort nun die Altstadt von Puchheim oder eben der Stadtteil Altdorf sei, konnte die "Bürgermeister-Quadriga" nicht eindeutig beantworten, ebenso wenig wie die "Besonderheit", dass Puchheim Bahnhof und Ort eine eigene Pfarrei haben und wie viele Ortsschilder infolge der Stadterhebung ausgetaucht werden mussten. Eines davon mit der Aufschrift Gemeinde Puchheim wurde verlost. Gewinnerin Gabrielle Fraunholz versprach, es im Hobbykeller anzubringen und nicht auf Ebay zu versteigern.
Das Festwochenende begann mit einem Benefizkonzert der kolumbianischen Sängerin Ximena Mariño, die mit dem Folkloreensemble Leño Verde das Publikum verzauberte. Am Sonntag war das von Familie Overbeck komponierte "Stadtmusical" der Höhepunkt.