Traditionelle afrikanische Volksmusik in einer evangelischen Kirche - das hören Gottesdienstbesucher nicht oft. In Puchheim ist es aber zu einem festen Bestandteil der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde geworden. Seit Jahren begleitet der kircheneigene Gospelchor "Rise n Sing" die Gottesdienste, singt auf Taufen und Hochzeiten oder tritt auf Veranstaltungen auf. Diesen Samstag feiert er sein zehnjähriges Bestehen und gibt ein großes Jubiläumskonzert.
Dargeboten werden Gospelstücke afrikanischer Sklaven, die im Süden Amerikas auf Baumwollplantagen arbeiten mussten, moderne Stücke wie christliche Vocals des 21. Jahrhunderts, aber auch Volkslieder aus der afrikanischen Tradition - der Wurzel des Gospels. Dieses Programm spiegelt das insgesamt breite Repertoire des Chors. "Wir haben uns nicht auf eine Stilrichtung festgelegt", erklärt Margareta Scholl, die seit acht Jahren im Chor singt. Musicalsongs wie das Lied "Follow Him" aus der Komödie "Sister Act" zählen ebenso ins Repertoire wie "Halleluja" von Leonard Cohen. Wichtig ist nur der religiöse Bezug und dass die Stücke zu den Stimmen und das Fähigkeiten der Sänger passen.
Dass neben Hoch- und Posaunenchor auch diese musikalische Vielfalt in der Kirche zu hören ist, verdankt die Gemeinde ihrem Pfarrer Markus Ambrosy. An seiner vorherigen Pfarrstelle hatte es ebenfalls einen Gospelchor gegeben, mit dem er gute Erfahrungen machte. Daher regte er ein ähnliches Projekt in Puchheim an. So fand sich ein kleiner Kreis zusammen. Anfangs hatte der Chor noch Schwierigkeiten aufgrund unbeständiger Teilnehmer und wechselnder Leitung. Dann beteiligten sich immer mehr Menschen. Mittlerweile zählt man 35 Mitglieder. Die Leitung übernahm der in Puchheim lebende Klavier- und Keyboardlehrer Brian Hamilton, ein gebürtiger Schotte, der auch die Leitung einiger anderer Chören inne hat.
Bereits seit Januar probt er mit seinen Chormitgliedern für das Jubiläumskonzert. Vor besonderen Auftritten nehmen sich die Sänger teilweise sogar ganze Wochenenden zum Üben. "Dann fahren wir in eine Art Jugendherberge, um die Stücke intensiv einzustudieren", erzählt Scholl. Mit Erfolg. Vor einem Jahr hatte der Chor einen Auftritt im Puchheimer Kulturzentrum PUC, zusammen mit dem Gospelchor Kösching. "Die haben eine andere musikalische Ausrichtung und doppelt so viele Mitglieder ", sagt Scholl. Das sei ein ganz anderer Klang. "Je größer der Klangkörper, je mehr Volumen, desto besser hört es sich an." Man habe sich sehr anstrengen müssen, um nicht gegen den Gründungspaten abzufallen. Es sei ein sehr stolzer Moment gewesen, als sie es schafften mitzuhalten.
Ein Erlebnis, dass sie auch den Besuchern des Jubiläumskonzertes bieten möchte. Besonders gefallen ihr die Soloparts. "Es ist etwas Besonderes, wenn eine schöne Einzelstimme singt und vom Chor abgerundet wird." Wobei eine solche kein Aufnahmekriterium für den Chor darstellt. "Man braucht nicht unbedingt eine herausragende Einzelstimme, um bei uns mitzumachen", sagt Scholl. Viel wichtiger seien Elan, Leidenschaft für das Singen, Zeit für die Proben und dass man mit seinen Nachbarn links und rechts harmonieren kann. Mit diesem Konzept will der Laienchor den Besuchern am Samstag ein tolles Erlebnis bieten. "Es wird sie vom Hocker hauen", prophezeit Scholl.
Jubiläumskonzert des Gospelchors "Rise n Sing", Samstag, 16. Juni, Auferstehungskirche Puchheim, 19 Uhr bis 22 Uhr.