Realschule Puchheim:Abschied und Respekt

Realschule Puchheim

Ein wenig wehmütig ist Schulleiter Herbert Glauz schon, als er die Abschlussschüler verabschiedet.

(Foto: Günther Reger)

Puchheimer Schüler organisieren Asylhelferkreis

Von Karl-Wilhelm Götte, Puchheim

Bettina Leibold-Lang wollte nur eine "Bikini-Rede" halten. Aber dann artete der Beitrag der Elternbeiratsvorsitzenden bei der Abschlussfeier der Realschule Puchheim doch noch zu einem Bildungsprogrammteil aus. Beschäftigte sie sich doch ausführlich mit dem Begriffspaar "mittlere Reife". "Einmal ist das die Mitte von oben und unten oder von rechts und links", so Leibold-Lang zunächst lapidar. Dann widmete sie sich der "Reife". Zunächst zitierte sie ein Lexikon, das Reife mit "Vollendung der Entwicklung" bezeichnete. Um zu verdeutlichen, dass die Absolventen erst mittelreif sind, reichte sie eine grüne Salbeipflanze herum. "Sie blüht noch nicht, braucht noch Reifezeit und muss sich noch veredeln", so ihre die Beschreibung der Salbeipflanze, übertragen auf den Zustand der Realschulabsolventen.

Die Schüler ließen diese "Badeanzug-Rede" mit einigem Gemurmel über sich ergehen. Wussten sie doch, dass sie gerade als Puchheimer Realschüler durchaus schon erstaunliche Reife ausstrahlen. Kaum war bekannt geworden, dass demnächst Flüchtlinge auch in ihrer Turnhalle untergebracht werden, hat sich an der Schule ein Helferkreis aus Lehrern und Schülern gegründet. "Respekt, wie die Realschule reagiert", lobte Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) dann auch die Schule in seinem Grußwort. Er kritisierte dabei das Landratsamt offen: "Die Belegung der Turnhallen in Puchheim ist weder intelligent noch beherzt vorgenommen worden." Dass die Realschule Puchheim einen über die Stadt hinaus guten Ruf genießt, hat sicherlich auch mit der Schulleitung um Rektor Herbert Glauz zu tun. "Ich war sehr berührt", sagte Glauz, "als die Nachricht mit den Flüchtlingen kam und die Idee aufkam, einen Helferkreis zu gründen." Er hatte zuvor die 140 Absolventen unter anderen dazu aufgerufen, Menschen mit anderer Meinung, Religion und Kultur Toleranz entgegenzubringen. "Ich hoffe kräftig, dass ihr Verantwortung übernehmt und gestaltet", gab Glauz den Schülern mit auf den Weg. "Behaltet uns gut im Gedächtnis", verabschiedete er sich mit spürbarer Wehmut.

Verabschiedet wurden die fünf zehnten Klassen mit den Schulbesten Joshua Pangerl (1,27), Jessica Fried (1,33) und Cornelius Seelig (1,36) nicht nur von der Schulleitung. Auch die jüngeren Mitschüler hatten Überraschungen für sie parat. Die "Bandklassen" 5e und 6e sangen BeatlesSongs und "We will rock you" von Queen. Es gab Soloeinlagen von Saskia Pöllner aus der 9b, Lucy Polite, 6e und von Vanessa Mendes, 8d, die "Zeit zu gehen" von der Gruppe Unheilig vortrug. Schülersprecherin Antonia "Toni" Wilcsek rückte die Absolventen in ihrer ansonsten braven Rede wieder in den Vordergrund. "Wer friert uns diesen Moment ein? - Ein Hoch auf uns", zitierte auch Wilcsek Verse aus der Jugendhymne von Andreas Bourani.

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