Puch:Symbolfigur für den Frieden

Beim Edigna-Fest wird einer ungewöhnlichen Frau gedacht

Von Manfred Amann, Puch

Das Edigna-Fest, das alljährlich im Februar in Puch gefeiert wird, ist ein fester Bestandteil des örtlichen Veranstaltungskalenders. Das diesjährige am vergangenen Sonntag war aber dennoch etwas bedeutender, zum einen weil der Gottesdienst life im Münchner Kirchenradio ausgestrahlt wurde; zum anderen, weil zahlreiche Ehrengäste gekommen waren. Darunter auch der ukrainische Konsul Berreskin und Vizekonsulin Sotschka. In deren Heimatland wird die selige Edigna ebenso verehrt wird wie in der Region um Puch.

Den Gottesdienst gestalteten der Pucher Kirchenchor und Dekan Albert Bauernfeind zusammen mit Priester Vijotawitsch von den katholischen Ukrainern des byzantinischen Ritus, der den Puchern wohl bekannt ist, da er immer wieder Wallfahrten von Ukrainern nach Puch organisiert. In der Predigt würdigte Bauernfeind die selige Edigna, die wie der heilige Sebastian Patronin der Ortskirche ist, als eine beispielgebende Frau, die der inneren Stimme folgend, mit Traditionen und Konventionen brach und dem wohl behüteten Leben entsagte, um sich frei und ungezwungen für andere einzusetzen.

Edigna war angeblich eine Tochter des französischen Königs Heinrich I. (1031 - 1060) und seiner zweiten Frau Anna, der Tochter des Fürsten Jaroslaw von Kiew (978 - 1054). Nach der Legende wollte sie sich der Staatsräson nicht beugen und entzog sich durch Flucht einer standesgemäßen Zwangsheirat. Dabei soll sie nach Puch gekommen sein. Ein Bauer hatte sie auf dem Ochsenkarren mitgenommen und als Edigna, damals 19 Jahre alt, in die Gegend kam, so ist überliefert, sollen der Hahn gekräht und das Glöcklein geläutet haben, die zu den wenigen Habseligkeiten gehörten, die sie hatte mitnehmen können. Und die Ochsen sollen keinen Schritt mehr gegangen sein. Edigna soll dies als Zeichen dafür gedeutet haben, dass sie hier bleiben sollte. Fortan habe sie in einer hohlen Linde gottergeben gelebt und gute Werke an den Mitmenschen vollbracht. Und weil Menschen sie in ihr Herz geschlossen hatten und sich von ihrer Frömmigkeit mitreißen ließen, sei Edigna über die Jahrhunderte hinweg zur Seligen aufgestiegen, "jenseits jeder Heiligsprechungsbürokratie".

Qua Abstammung sei Edigna eine Brückenbauerin zwischen Ost und West, sagte Bauernfeind und appellierte an die gut hundert Gläubigen, zu ihr als Fürsprecherin für den Frieden zu beten. Die Bedeutung dieser Brückenfunktion, die durch die Besucher schon vieler Ukrainer bereits eine Basis habe, stellte bei der anschließenden Feier im Gemeinschaftshaus bei Weißwurst, Kaffee, Kuchen und musikalischer Begleitung durch Georg Amann, auch die Vorsitzende des Edigna-Vereins, Edigna Kellermann, heraus. Und weil am 26. Februar Namenstag war, überreichte sie allen anwesenden Edignas eine Rose. Konsul Berreskin erinnerte an die kriegerischen Auseinandersetzungen in seiner Heimat und forderte ebenso dazu auf, für den Frieden zur seligen Edigna zu beten. Alle zehn Jahre, 2019 wieder, werden in Puch Edigna-Spiele aufgeführt. Und weil die letzte Inszenierung mit Markus Everding ein großer Erfolg gewesen ist, hofft Kellermann, den Theaterregisseur wieder gewinnen zu können.

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