Projekt zum Umgang mit Ressourcen:Integration übers Energiesparen

Geiselbullach: Ergebnispräsentation zum Projekt 'Ressourcentag - gemeinsam aktiv in Asylunterkünften'

Richtiger Umgang mit Ressourcen (v.l.): Iris Escherle und Bernhard Künzel (beide Bundesamt für Migration), Andreas Buchner und Birgit Baindl (beide LRA) mit den Plakaten für die Ressourcentage.

(Foto: Johannes Simon)

Der Landkreis schult Asylbewerber im richtigen Umgang mit Strom und Wasser sowie dem Trennen von Abfall. Das Bundesamt für Migration hat dieses Projekt übernommen

Von Andreas Ostermeier, Fürstenfeldbruck

Wie man Abfall richtig trennt, Energie und Wasser spart, das wissen im Landkreis jetzt 250 Flüchtlinge ganz genau. Sie haben an Schulungen teilgenommen, die das Landratsamt entwickelt hat. Bei dem Projekt zum richtigen Umgang mit Ressourcen ging es den Worten von Landrat Thomas Karmasin nach nicht nur darum, unnötige Unterkunftskosten zu vermeiden, sondern auch um Integration. Energie und Wasser zu sparen, das gehört hierzulande ebenso zum richtigen Verhalten wie das Bescheidwissen über das Trennen von Abfall sowie Restmüll-, Bio- und Papiertonne.

Die Idee zu der Schulung ist im Landratsamt Fürstenfeldbruck entstanden. Mitarbeiterin Birgit Baindl berichtete am Montag von den Besuchen in Asylunterkünften im Landkreis. Dort wurde beispielsweise gezeigt, wie man richtig lüftet und heizt. Mithilfe von Messgeräten prüften Bewohner, wie viel Strom Wasserkocher, Heizlüfter, Radio oder andere elektrische Geräte verbrauchen. Und sie erfuhren, was Strom kostet. Als Trainer der Asylbewerber fungierten Flüchtlinge, die zuvor in Kursen auf diese Aufgabe vorbereitet worden waren. Außerdem wurde das richtige Trennen von Abfällen geübt. Zehn solcher Ressourcentage hat das Landratsamt in den Unterkünften veranstaltet. Auf diese Weise lernten die Flüchtlinge Deutschland als Land "mit Bewusstsein für Klima- und Umweltschutz" kennen, hieß es. Außerdem werde ihnen klar, dass in einem Land, das sie zunächst als "Land des Überflusses" wahrnähmen, ein sparsamer Umgang mit Ressourcen wichtig sei.

Das Fürstenfeldbrucker Projekt fand Anklang in Unterfranken. Die dortige Energieagentur konnte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) als Kooperationspartner gewinnen. Mittlerweile ist auch die Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung (ANU) mit von der Partie, ebenso die Evangelische Jugendsozialarbeit Bayern. Iris Escherle vom Bamf sagte, Themen wie das Energiesparen und der Umgang mit Abfällen gehörten zu dem notwendigen Wissen, um sich im deutschen Alltag orientieren zu können. So gehören ihren Worten nach überquellende Mülltonnen oder falsch entsorgte Abfälle zu den Ursachen von Streitigkeiten zwischen Bewohnern von Asylunterkünften und deren Nachbarn. Die Teilnehmer an dem Projekt "Ressourcentage" erhalten zum Abschluss ein Zertifikat. Das könne helfen, nach der Anerkennung leichter eine Wohnung zu finden, sagte die Mitarbeiterin des Bundesamts.

Die Schulungen finden normalerweise auf Deutsch statt. Denn die Flüchtlinge sollen neben dem richtigen Verhalten auch lernen, wie die entsprechenden Begriffe in der Landessprache heißen. Gelinge eine Unterrichtung auf Deutsch nicht, dann habe man sich auf Englisch oder mit "Händen und Füßen" verständigt, erzählte Baindl. Überhaupt sind die Diskussionen zwischen Trainern und Lernenden sowie zwischen den Flüchtlingen wichtig. Denn dabei erfahren die Asylbewerber nicht nur, wie in Deutschland mit Ressourcen umgegangen wird, sondern auch, wie es mit der Schonung von Ressourcen in den verschiedenen Herkunftsländern der Flüchtlinge aussieht. Daneben gab es Arbeitsgruppen, in denen sich die Teilnehmer damit befassten, wie sich die Nebenkosten zu einer Wohnungsmiete zusammensetzen, was ein Standby-Betrieb ist oder wie Energie in Deutschland und anderen Ländern hergestellt wird. So mancher "interkulturelle Aha-Effekt" sei in den Diskussionen ausgelöst worden, berichtete Escherle.

An den Ressourcentagen zum richtigen Umgang mit Abfällen, Wasser und Energie haben bislang bundesweit mehr als 4000 Geflüchtete teilgenommen. 80 Trainer sind ausgebildet worden. Sie können von Städten, Gemeinden und Landkreisen angefordert werden, um ihr Wissen über Mülltrennung und Energiesparen mit den Bewohnern weiterer Unterkünfte zu teilen. Zu diesem Zweck haben Geflüchtete auch kurze Lehrfilme gedreht. Ohne viele Worte wird in diesen Filmen dafür geworben, das Wasser abzudrehen, wenn man es nicht mehr benötigt, die Fenster zu schließen, wenn eingeheizt wird, und Abfall nicht auf den Boden, sondern in einen Mülleimer zu werfen. Die Filme werden von diesem Dienstag an im Internet gezeigt (www.my-welcomeguide.de).

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