Probleme beim Sammeltaxi:Lange Wartezeiten, viele Leerfahrten

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Die Kunden klagen über unfreundliches Personal, die Fahrer über betrunkene Fahrgäste - und dann werden mitunter auch noch die Autos knapp. Doch nun will das Landratsamt die Probleme beim Sammeltaxi in den Griff bekommen.

Wolfgang Krause

Überfordertes Personal, betrunkene Passagiere, lange Wartezeiten und unbezahlte Leerfahrten - beim Anrufsammeltaxi (Ast) häufen sich in jüngster Zeit die Probleme. Hermann Seifert, ÖPNV-Beauftragter im Fürstenfeldbrucker Landratsamt, will deshalb die organisatorischen Abläufe optimieren. Unter anderem soll ein EDV-System angeschafft werden. Nächste Woche besichtigt Seifert die Ast-Zentrale in Rosenheim, wo der Sammeltaxiverkehr bereits computergestützt abgewickelt wird.

Taxis auf der Hauptstraße Fürstenfeldbruck: Beim Anrufsammeltaxi häufen sich in jüngster Zeit die Probleme. (Foto: Ortwin Scheider)

Laut Seifert bewegen sich die Fahrgastzahlen des Anrufsammeltaxis seit zwei Jahren stabil bei 65.000 bis 70.000 pro Jahr. Dass sie früher einmal bei 80.000 lagen, hat nach seinen Angaben damit zu tun, dass in der Stadt Fürstenfeldbruck und im westlichen Landkreis das Busangebot abends ausgebaut wurde. Insgesamt funktioniere das System also. "Aber wenn es Probleme gibt, dann in der Zentrale", sagt Seifert. Dort täten teilweise Mitarbeiter von Taxiunternehmen Dienst, die sich selbst gar nicht am Ast-System beteiligen. Deshalb hätten sie mitunter nicht das nötige Wissen. Er sei bereits in Gesprächen mit dem Vorsitzenden der Taxifunk-Genossenschaft, Victor Arnold, damit sich das ändert.

Arnold räumt ein, dass es Schwierigkeiten mit einzelnen der 27 Genossenschaftsmitglieder gibt. Er spricht von "ein paar Querulanten", die sich mit ihren Pflichten schwertun und teilweise schlecht geschulte oder unfreundliche Kräfte in die Zentrale schicken. Der Chef der Taxi-Genossenschaft verweist aber auch auf die wüsten Beschimpfungen, die sich die Mitarbeiter mitunter von - häufig betrunkenen - Anrufern anhören müssten. Dass es bislang kein Computersystem für die Abwicklung des Sammeltaxisystems gibt, liegt laut Arnold daran, dass man noch nichts Passendes gefunden habe. Erst kürzlich habe er sich in Erfurt ein System vorstellen lassen.

Aktueller Anlass für die Diskussion ist ein Engpass von Fahrzeugen am vergangenen Sonntag. Der Kottgeiseringer Karl-Heinz Dix berichtete in einem Schreiben an Seifert, dass am letzten Volksfestabend nur ein einziges Sammeltaxi im westlichen Landkreis unterwegs gewesen sei. Er selbst sei deshalb um 21.30 statt um 20.15 Uhr zu Hause gewesen. Nach Dix' Informationen weigern sich die Taxiunternehmen zunehmend, am Ast-System teilzunehmen, weil sie auf den Kosten für Leerfahrten sitzen bleiben, wenn Fahrzeuge angefordert, aber nicht genutzt werden.

"Die sollten noch mal zum Taschenrechner greifen"

Dix macht als Gründe dafür das Fehlen eines Computersystems und einer Telefonanlage mit Nummernerkennung in der Taxizentrale aus und regt an, dass sich Nutzer registrieren lassen müssen, bevor sie das erste Mal mit dem Ast fahren. Arnold bestätigt, dass einige Kollegen den Ausstieg aus dem Ast-System erwägen, weil sie glauben, dass es sich für sie nicht rentiert. Er selbst habe zwei Fahrer dafür im Einsatz und es lohne sich sehr wohl, sagt der Vorsitzende der Taxi-Genossenschaft: "Die sollten noch mal zum Taschenrechner greifen und nachrechnen."

Dass die Telefonanlage an unbezahlten Leerfahrten schuld sei, weist er dagegen zurück: Diese zeige die Nummern sehr wohl an. Dies helfe aber wenig, wenn die Leute von Prepaid-Handys oder öffentlichen Telefonen anriefen. Eine Registrierung hält er nicht für praktikabel, weil dies Fahrgäste abschrecken würde.

Den Engpass am Sonntagabend bezeichnet Arnold als "Verkettung mehrerer Umstände". Wegen des plötzlich einsetzenden Regens und des Volksfestes hätten plötzlich gleichzeitig viele Menschen ein Sammeltaxi angefordert. "Wir können nicht den ganzen Tag Autos vorhalten, nur weil vielleicht am Abend ein erhöhter Bedarf besteht", sagt der Vorsitzende der Taxi-Genossenschaft.

© SZ vom 07.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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