Premiere:Lieber Geisel als einsam

NBB Meier Müller Schulz

Herr Meier (J. Aßfalg, li.) und Frau Müller (F. Peters, M.) diskutieren die Situation. Herr Schulz (A. Wagner) sitzt gefesselt auf dem Sofa.

(Foto: Neue Bühne Bruck)

Die Neue Bühne Bruck zeigt das Stück "Meier Müller Schulz oder Nie wieder einsam". Es ist die grotesk unterhaltsame Geschichte einer Entführung, die schnell eskaliert und zu einem gesellschaftlichen Gegenmodell mutiert

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Es ist schon eine reichlich verrückte Geschichte, die die Neue Bühne Bruck da von Freitag an inszeniert. Und doch ist sie trotz aller Absurdität, die im Vordergrund steht und die auf der Bühne zu sehen ist, vor allem eine Geschichte über die tiefe Sehnsucht dreier Menschen, die stellvertretend für viele stehen. Denn sie alle wollen nicht mehr alleine sein, mehr haben, als nur die oberflächlichen Kontakte ihres immer gleichen Alltags. Und weil man nie weiß, welche Dynamik eine Gesellschaft entwickelt, steht am Ende von "Meier Müller Schulz oder Nie wieder einsam" eine große Bewegung, genauer gesagt eine Entführungsbewegung. Aber der Reihe nach.

Herr Meier hat ein solides Leben und genug Geld aber keinen Gesprächspartner. Also beschließt er, sein Leben um einen Menschen zu bereichern. Nicht, wie man vielleicht denkt, in dem er ausgeht und jemanden kennen lernt. Nein, diese Strapazen will er vermeiden - und entführt deshalb kurzerhand Herrn Schulz. Doch kaum hat er diesen gefesselt in seine Wohnung gebracht, erscheint auch schon die Nachbarin Frau Müller. Ihr Leben ist ebenso trist wie das von Herrn Meier. Und sie hat ein Problem: Ihre Eltern kommen zu Besuch und glauben, dass sie einen Verlobten hat. Deshalb möchte sie Meier um Hilfe bitten. In dessen Wohnung sieht sie dann den gefesselten Schulz. Zwar präsentiert ihr Meier eine überzeugende Geschichte, letztendlich erfährt sie durch ihre Naivität aber doch die Wahrheit. Wer nun denkt, Gott sei Dank, dann ruft sie jetzt sicher die Polizei, der irrt gewaltig.

Denn Frau Müller findet Meiers Idee gar nicht mal so schlecht - und beschließt, ihre eigene Einsamkeit ebenfalls durch die Gesellschaft einer Geisel zu beenden. Und was, fragt man sich als Zuschauer, macht nun dieser Schulz? Wie versucht er zu fliehen? Die Antwort: überhaupt nicht. Der gefällt sich in seiner Rolle immer besser, schließlich hat er so die Möglichkeit, seinem langweiligen Leben als Lehrer zu entfliehen. Schnell finden die drei Protagonisten ein Gesellschaftsmodell, das sie dem Wahnsinn der Normalität entgegen setzen - und bald sind sie nicht mehr alleine.

"Das ganze Geschehen ist schon grotesk-witzig", sagt Harald Molocher, Intendant der Neuen Bühne. "Damit die Geschichte aber richtig rüberkommt, muss man die Dynamik treffen, die das Stück hat. Es geht immer zack, zack, zack und dann kommt eine ruhige Phase, in der sich das Geschehene beim Zuschauer erst einmal setzen kann. Präzision ist der Schlüssel." Dazu komme, dass man durch das relativ überschaubare Bühnenbild, das Stück spielt in Meiers Wohnzimmer, kaum mit Beleuchtung oder anderen Effekten arbeiten könne. "Umso wichtiger ist es, dass die Schauspieler auch sprachlich präzise sind und den richtigen Ton treffen, irgendwo zwischen böse und ernst", sagt Molocher.

Bevor sich Molocher als Intendant für "Meier Müller Schulz oder Nie wieder Einsam" entschieden hat, hat er lange versucht die Rechte für mehrere andere Stücke zu bekommen. Doch bei den drei Texten, die Molocher haben wollte, hatte bereits ein Münchner Theater die Rechte für die laufenden Spielzeit. Wegen der Nähe konnten die Aufführungsrechte nicht auch nach Fürstenfeldbruck vergeben werden. Deshalb hat es die Neue Bühne auch nicht rechtzeitig geschafft, ein Programm fest zu zurren und zu veröffentlichen. Molocher hofft, dass die Besucher trotzdem zahlreich zur Premiere kommen. Und für die nächste Inszenierung hat er bereits vorgesorgt. Das Stück steht bereits, die Rechtefrage ist geklärt.

"Meier Müller Schulz oder Nie wieder einsam" an der Neuen Bühne Bruck. Premiere am Freitag, 31. März, 20 Uhr. Weitere Termine: 2., 9., 22., 23., 28. und 29. April.

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