Pop-Uni in der Kreisstadt:Studieren im alten Schlachthof

Die Pläne für die private Hochschule in Bruck konkretisieren sich. Sie stellen die Zukunft des Vereins Subkultur in Frage.

Wolfgang Krause

Die Pläne für eine Ansiedlung der privaten Hochschule der populären Künste in Fürstenfeldbruck werden konkret. Betreiber Rüdiger J. Veith möchte das Taubenhaus der Stadtwerke und den alten Schlachthof kaufen, denkmalschutzgerecht umbauen und dort eine weitere Abteilung seiner staatlich anerkannten FH für Mediendesign, Medienmanagement und Musikproduktion unterbringen. Wenn er mit der Stadt handelseinig wird, könnte er nach Einschätzung von Oberbürgermeister Sepp Kellerer in weniger als drei Jahren mit der Umgestaltung beginnen.

Taubenhaus

Nicht nur das Taubenhaus der Stadtwerke (im Vordergrund), sondern auch der alte Schlachthof auf der Lände (rechts oben mit rotem Dach) sollen für die Pop-Hochschule genutzt werden. Eine Brücke könnte beide Gebäude verbinden.

(Foto: Günther Reger)

Dass die Stadtwerke an die Cerveteri-straße umziehen, sei inzwischen "ziemlich sicher", sagte Kellerer am Mittwoch der SZ. Damit wäre eine wichtige Voraussetzung für die Ansiedlung der Pop-Hochschule geschaffen. Zwar dauert es laut Kellerer noch zwei bis drei Jahre, bis der Umzug vollzogen ist. Doch da die Stadtwerke das Taubenhaus derzeit kaum nutzen, könnte der Umbau bereits starten, wenn die Verträge unter Dach und Fach sind.

Die Pop-Hochschule ist eine Tochter der Music Support Group mit Sitz in Eichenau, die unter anderem Aufnahmen von Musik-Größen wie Joe Cocker bearbeitet. Im Hauptausschuss des Stadtrates stellte Geschäftsführer Veith am Dienstag das Unternehmen vor, das Dependancen in Berlin, Hamburg, Köln, München, Nürnberg und Wien hat - meist in Industriebauten, die ein eigener Architekt mit Holz, Stahl und Beton modernisiert. Der Klinkerbau des Taubenhauses und der alte Schlachthof, eventuell verbunden durch ein modernes Brückenbauwerk, würden deshalb gut dazu passen. "Und wenn jetzt 500 junge Menschen mehr rumspringen in der Stadt, schadet es auch nicht", sagte Veith.

Das sahen alle Fraktionen im Hauptausschuss auch so. Axel Lämmle (SPD) nannte die Idee "sehr beeindruckend", Ludwig Lösch (CSU) sprach von einer "Bereicherung", Karin Geißler (Grüne) von einer "großen Chance", Klaus Wollenberg gar von einer "Riesenchance". Der Antrag von CSU-Stadtrat Andreas Lohde, die Verhandlungen mit Veith fortzusetzen, wurde einstimmig angenommen. Allerdings machten vor allem Lämmle, Geißler, Hardy Baumann (BBV) und Franz Neuhierl (FW) klar, dass für den Verein Subkultur, der den alten Schlachthof jetzt für Konzerte und Ausstellungen nutzt, eine Lösung gefunden werden muss. Lämmle: "Wir wissen alle, wenn wir der Subkultur die Räume nehmen, dann ist dieser Verein tot."

Veith berichtete, dass er bereits mit Vertretern von Subkultur gesprochen habe. Diese könnten den bisherigen Konzertsaal weiter bespielen, allerdings nur nach Absprache: "Eine 24-Stunden-Nutzung ist nicht möglich", sagte Veith. Auf Neuhierls Hinweis, dass die Jugendlichen Räume bräuchten, um Instrumente unterzubringen, brachte Stadtbaumeister Martin Kornacher einen zusätzlichen Treffpunkt und Lagerräume auf dem Gelände des Bauhofes ins Spiel, der nach und nach auf ein Grundstück beim Friedhof verlegt werden soll. Und OB Kellerer erinnerte daran, dass die Subkultur auch schon in Räumen auf dem Klostergelände untergebracht war. "Vielleicht wird's wieder der Kartoffelkeller."

Beides wäre allerdings nach Meinung von Subkultur-Sprecherin Aline Pronnet nicht praktikabel. Die Lagerräume müssten im unmittelbaren Anschluss an den Konzertsaal angesiedelt sein, und der Kartoffelkeller sei für den Verein mit inzwischen 320 Mitgliedern zu klein. Pronnet zeigte sich am Mittwoch auch überrascht, dass Veith den Schlachthof übernehmen will. Bisher sei nur davon die Rede gewesen, dass er ihn für seine Studenten mitnutzen möchte. Gleichzeitig zeigte sie sich offen für eine Kooperation, wenn Subkultur immer Zugang zu den Räumen habe. "Wenn der Schlachthof gut ausschaut und eine Heizung bekommt, ist das auch gut für uns."

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