Politischer Streit über S 4:Zweifel am großen Ausbau

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Ein drittes Gleis reicht: Die Kreis-FDP schlägt in einem beachtenswerten Papier zum Ausbau der S-Bahn viele kleine Verbesserungen für die Linie S 4 vor.

Peter Bierl

Die Brucker FDP fordert, die S 4 in Teilabschnitten auszubauen. Man könnte ein drittes Gleis zwischen Puchheim und Eichenau oder Eichenau und Bruck verlegen, um Überholstrecken zu verlängern, oder den Engpass am Westkopf Pasing beseitigen, wo S-Bahnen, Regional- und Fernverkehr auf 600 Meter das Gleis gemeinsam nutzen müssen, sagte der stellvertretende Kreisvorsitzende Ulrich Bode der SZ.

Bode hat für den Kreisverband ein umfangreiches Positionspapier ausgearbeitet, das der Vorstand am Montag diskutiert und im Wesentlichen gebilligt hat. Bemerkenswert ist, dass sich die Brucker FDP für Teillösungen ausspricht sowie für einen Ausbau nicht nur bis Buchenau, sondern sogar bis Geltendorf. Damit nähern sich die Liberalen dem Konzept "Plan A" von Umwelt- und Fahrgastverbänden wie Pro Bahn sowie der Studie der Bahnexperten Vieregg und Rößler an. Beides wird vom bayerischen Verkehrsministerium sowie der Spitze der Landkreis-SPD kategorisch abgelehnt.

Ausgangspunkt ist, dass die S 4 zwischen Pasing und Geltendorf mit über 42 Kilometer die längste Außenstrecke, die meisten Fahrgäste und überdurchschnittlich viele Verspätungen hat. Die Situation habe sich "erheblich verschlechtert", seit die S 4 nicht mehr als Flughafenlinie dient, die Fahrpreise seien im Vergleich zur Innenstadt "sehr hoch" und im morgendlichen Berufsverkehr herrsche spätestens ab Puchheim "drangvolle Enge", schreibt Bode, der als S-Bahn-Pendler Bescheid weiß.

Unser Vorschlag ist, pragmatische Lösungen für die S 4 zu finden", sagte er. Dass der bayerische Verkehrsminister Martin Zeil (FDP) auf einem Gesamtkonzept beharrt und dem zweiten Tunnel in München den Vorrang einräumt, verteidigt sein Brucker Parteifreund. Die Mehrheit der Kreis- FDP hält wie ihr Minister, der Koalitionspartner CSU und die SPD die zweite Röhre für alternativlos.

Eine Minderheit lehnt das Megaprojekt, das mindestens zwei Milliarden Euro kosten würde, jedoch ab. Ein großer Teil des Budgets des Gemeinde-Verkehrs-Finanzierungs-Gesetzes (GVFG), das insgesamt 2,5 Milliarden Euro bis 2019 enthält, müsste in der Münchner Röhre verbaut werden, heißt es in dem Papier. "Wir brauchen einen Plan B, falls die Finanzierung der Röhre scheitert", sagt Bode. Über einen solchen Plan B öffentlich zu reden, lehnt das Ministerium ab.

So ziemlich alle Vorschläge zur S 4 werden in Bodes Papier berücksichtigt und sachlich gewürdigt. Etwa die stillgelegte Verbindung von Emmering nach Gröbenzell, die unter dem Stichwort "Gröbenzeller Spange" von der dortigen SPD zum Popanz gemacht wird. In der Sache und ohne Getöse kommt Bode zu einem negativen Ergebnis: die Strecke bedeute einen Umweg, führe zu betrieblichen Abhängigkeiten mit dem Verkehr auf der Augsburger Strecke und Kapazitätsproblemen in Pasing und am Hauptbahnhof.

Die Brucker FDP favorisiert für die S 4, die Bauabschnitte bei Pasing noch vor dem zweiten Tunnel in München zu erledigen, um "Staus vor Pasing" zu beseitigen. Ein dreigleisiger Ausbau mit moderner Steuerung statt vier Gleisen soll geprüft werden, heißt es weiter in dem Papier. Sehr begrüßt wird die Idee der Express-S-Bahnen. Wie die Grünen wirbt die Brucker FDP für einen Ausbau des Südringes und der Sendlinger Spange als "Ergänzung für das Gesamtsystem".

Ein bisschen Wahlkampf wird auch gemacht: Dass ein paar Vollzüge in Hauptverkehrszeiten zu Langzügen verlängert wurden, wird dem "Drängen" von Zeil zugeschrieben und als Verbesserung verkauft. Dabei wurden sehr viel mehr Züge erst einmal verkürzt, als die S 4 den Status der Flughafenlinie verlor. Es waren die Proteste von Bürgern und Bürgermeistern, die Zeil bewogen, einige Verschlechterungen zurückzunehmen.

© SZ vom 04.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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