Politische Strukturreform:Germering wechselt in neuen Wahlkreis

Stadt verlässt den Verbund Dachau-Fürstenfeldbruck und wird bei der nächsten Bundestagswahl mit den beiden Landkreisen Starnberg und Landsberg zusammengeführt. Mögliche Bewerber der örtlichen Parteien für Abgeordnetenmandate halten sich bislang zurück

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Zur nächsten Bundestagswahl im Herbst 2017 wird aus den Landkreisen Starnberg, Landsberg und der Großen Kreisstadt Germering ein zusätzlicher Wahlkreis gebildet. Das hat jüngst der Bundestag beschlossen. Die Germeringer wählten bisher ihre Direktkandidatin im Wahlkreis Dachau-Fürstenfeldbruck. Langjährige Abgeordnete ist dort Gerda Hasselfeldt (CSU). Germering mit seinen etwas mehr als 40 000 Einwohnern wird als einzige Kommune des Landkreises Fürstenfeldbruck dem neuen Wahlkreis 224 zugeschlagen, der ansonsten aus den Landkreisen Landsberg und Starnberg besteht. Germering ist die größte Stadt in diesem Wahlkreis - gefolgt von Landsberg (28 000) und Starnberg (23 000). Parteien und mögliche Kandidaten aus Germering halten sich bislang weitgehend zurück. Im benachbarten Landkreis Starnberg hingegen rührt sich schon einiges. Zwar wird es bis zur Nominierung der Kandidaten bei den Wahlkreisversammlungen noch bis Anfang 2017 dauern, aber einige Landkreispolitiker aus Starnberg haben sich bereits in Position gebracht, um ins Rennen um das Direktmandat zu gehen.

Politische Strukturreform: SZ-Karte

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Bisher gehörten die Wähler im Landkreis Starnberg mit denen aus den Landkreisen Bad Tölz-Wolfratshausen und Miesbach zu einem Wahlkreis. Direktkandidat ist Alexander Radwan (CSU) aus Rottach-Egern. Jetzt wollen besonders Politiker aus dem Landkreis Starnberg mit einem Abgeordneten nach Berlin. Die ersten ernsthaften Interessenten sind Stephan Ebner (CSU), Christian Winklmeier (SPD) und die Gautinger Gemeinderätin Britta Hundesrügge (FDP). Ob die Kreis-CSU den 29 Jahre alten Ebner, der Gemeinderat in Gauting ist, ins Rennen schickt, ist noch nicht entschieden. Winklmeier, 24 Jahre alter Student der Politologie, kommt aus Gilching und weiß die SPD im Landkreis Starnberg hinter sich. Dass die Kandidatin für die FDP aus dem Landkreis Starnberg, ihrer Wählerhochburg, kommt, ist keine Überraschung. Die 49-Jährige gehört dem Landesvorstand der FDP an. Rückenwind aus Germering kommt vor allem für Winklmeier. "Wir werden selbst mit niemanden in den Ring steigen", versichert Christian Gruber, der stellvertretende Ortsvorsitzende der SPD Germering. Einige vom Vorstand hätten Winklmeier schon kennen gelernt. "Er wird sich demnächst beim gesamten Vorstand vorstellen", sagt Gruber. Die Germeringer CSU hat sich laut Vorsitzender Anja Kuttenkeuler noch keine Meinung gebildet. "Wir stehen da noch ganz am Anfang", sagt sie, "wir müssen erst einmal im Ortsverband sondieren." Von der möglichen Kandidatur Ebners weiß sie noch nichts. Sie wolle sich auch zum jetzigen Zeitpunkt nicht an Personalspekulationen beteiligen. "Erst einmal müssen wir mit Starnberg und Landsberg eine Zeitschiene bis zur Wahlkreisversammlung der CSU festlegen", so Kuttenkeuler. Natürlich komme angesichts der Größe der Stadt auch eine Kandidatin oder ein Kandidat aus Germering in Frage.

Bayern gewinnt

Der zusätzliche Wahlkreis 224 ist, wenn man so will, von Thüringen nach Oberbayern gewandert. Hier gibt es eine Zunahme der Bevölkerung und in Thüringen schrumpft die Einwohnerzahl, so dass dort 2017 nur noch acht statt bisher neun Wahlkreise existieren werden. Bayern wird dann 46 statt 45 direkt gewählte Abgeordnete in den Bundestag entsenden. Nur Nordrhein-Westfalen hat mit 65 mehr Vertreter im Berliner Parlament. Das Bundeswahlgesetz schreibt vor, dass die 299 Wahlkreise in Deutschland in etwa die gleiche Einwohnerzahl aufweisen müssen. Bei der Wahl 2013 hatte Mecklenburg-Vorpommern einen Wahlkreis an Hessen abgegeben, so dass Hessen jetzt 22 direkt gewählte Abgeordnete hat und Mecklenburg-Vorpommern nur noch sechs. Oberbayern wird bei der nächsten Bundestagswahl dann mit 15 Abgeordneten in Berlin vertreten sein und ist damit stärker präsent als neun Bundesländer oder Stadtstaaten. Jeder Bundestagsabgeordnete vertritt im Durchschnitt etwa 270 000 Einwohner. Gemeinsam mit der Stadt Germering übertreffen der Landkreis Starnberg (132 000 Einwohner) und der Landkreis Landsberg (106 000) als Wahlkreis diese Marke nun um 8000 Einwohner. kwg

Die CSU hat gute Aussichten auf ein zusätzliches Direktmandat, bei den Grünen sieht das anders aus: "Wir müssen uns erst einmal mit den Starnbergern beschnuppern", sagt Gisela Trinkwitz vom Vorstand der Germeringer Grünen. Am kommenden Montag will die Sprecherin des Starnberger Kreisverbandes, Kerstin Täubner-Benicke, zur Mitgliederversammlung des Germeringer Ortsverbandes kommen. Dann wird es Gelegenheit zum gegenseitigen Kennenlernen geben. "Die Germeringer Grünen werden wohl keinen Direktkandidaten ins Rennen schicken", sagt Trinkwitz mit Blick auf die bisherige Meinungsbildung im Ortsverband. Sicherlich wäre die Germeringerin Beate Walter-Rosenheimer für eine Kandidatur im neuen Wahlkreis eine passende Bewerberin. Doch die Bundestagsgeordnete will ihrem Wahlkreis Dachau-Fürstenfeldbruck treu bleiben, sie hat ihr Wahlkreisbüro in Dachau.

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