Pilzsammler:Gefragter Experte

Garnweidner

Details beachten: Edmund Garnweidner bei einer seiner vielen Pilzexkursionen. Die Teilnehmer lernen dabei ein paar Grundkenntnisse.

(Foto: Günther Reger)

Edmund Garnweidner hat sich ein Leben lang mit Pilzen befasst

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Allmählich geht die Zeit im Jahr zu Ende, in der Edmund Garnweidner besonders gefragt ist. Mit seiner jahrzehntelangen Erfahrung als Pilzsammler ist der Terminkalender des 76 Jahre alten Fürstenfeldbruckers vor allem zwischen August und Oktober gefüllt. Dann machen sich Schwammerlsucher auf, Braunkappen, Röhrlinge oder die besonders beliebten Steinpilze zu finden. Garnweidner leitet Exkursionen, hält Vorträge und ist regelmäßig ehrenamtlich bei der Pilzberatung in Pasing tätig. Die hat er auch Jahrzehnte lang geleitet. Bei so viel Engagement bleibt dem Brucker gar nicht mehr viel Zeit für private Ausflüge in die Wälder südlich von München. "Wir waren gestern auf dem Berg in Farchant", berichtet der Experte vom Ausflug mit seiner Frau. Doch den Rest der Woche sei er schon wieder "ausgebucht".

Garnweidner kooperiert mit dem Giftnotruf, der Pilzberatung in Pasing, dem Zentrum für Umwelt und Kultur in Benediktbeuern oder dem Jexhof bei Schöngeising, er hat etliche Bücher über Pilze geschrieben und ist praktisch immer beschäftigt. Da fragt man sich schon, wie der drahtige 76-Jährige mit den blauen Augen noch Zeit für ein Privatleben findet. Geschweige denn, wie er all diese Aktivitäten früher geschafft hat, als er noch in der Oberen Naturschutzbehörde der Regierung von Oberbayern gearbeitet hat. Garnweidner begann Anfang der Sechzigerjahre seine Ausbildung im Verwaltungsdienst. Schon damals war er offenbar sehr zielstrebig. "1963 war ich einer der jüngsten Inspektoren", sagt er. Gemäß der bürokratischen Ordnung stieg er immer weiter die Laufbahn hinauf. Und hatte nebenbei das Glück, dass er in seinem Arbeitsleben seine Leidenschaft für Pflanzen ausleben konnte.

Denn Edmund Garnweidner lediglich als ausgesprochenen Pilzkenner zu beschreiben, würde dem Fürstenfeldbrucker nicht gerecht werden. Zweifellos ist er auf dem Gebiet der Mykologie ein großer Fachmann, seine Bücher sind in mehrere Sprachen übersetzt worden. Und er ist, wie er selber sagt, auf diesem Gebiet "bekannt wie ein bunter Hund". Wenn in München beim Giftnotruf jemand den Verdacht auf eine Pilzvergiftung meldet, dann kann es schon passieren, dass ein Klinikbote bei den Garnweidners in Fürstenfeldbruck klingelt, damit der Pilzkenner sich die Sache einmal genau ansieht. Garnweidner ist auch Mitglied der Bayerischen Mykologischen Gesellschaft. Das in der Ammerseeregion entstandene und mit EU-Mitteln geförderte Projekt bietet einen Internet-Katalog aller Pilzarten der Region (www.pilze-ammersee.de) mit bislang 3000 Pilzen aus der Region. "Da ist über die Hälfte von mir", erklärt der Brucker nicht ohne Stolz.

Die Frage nach seiner ausgeprägten Leidenschaft für Pilze und der Vereinbarkeit mit seiner Berufstätigkeit beantwortet der 76-Jährige folgendermaßen: "Eigentlich habe ich meine ganzen Bücher in der S-Bahn geschrieben." Die knapp zwei Stunden Fahrzeit täglich von der Kreisstadt in die Landeshauptstadt hätten ihm dafür viel Zeit gelassen. Und die Berater-Tätigkeit in Pasing, wo der Verein für Pilzkunde München im Rathaus während der Saison mit seinen Ehrenamtlichen aktiv ist, war Garnweidner zufolge auch kaum Aufwand. Schließlich habe er während seiner Berufstätigkeit lediglich noch einmal in Pasing aussteigen müssen. Garnweidner leitete den Verein bis 2003 insgesamt 27 Jahre lang, Mitglied wurde er schon 1968.

Die Liebe zu den Pilzen, generell zu Pflanzen, hat Garnweidners Onkel in ihm geweckt. 18-jährig unternahm er mit seinem jüngeren Bruder und dem Onkel eine Fahrradtour von Mering nach Burghausen. Sein Onkel habe ihn damals unglaublich beeindruckt mit seinem botanischen Wissen. Er hatte das Buch: "Was blüht denn da", bei sich und erklärte den jungen Männern jede Pflanze, nach der sie sich erkundigten. Seither ist Garnweidner fasziniert. "Eigentlich bin ich mehr Botaniker als Mykologe", gesteht er und gewährt einen Blick in sein Herbarium: Bis zur Decke hoch stapeln sich die Mappen mit gepressten Pflanzen: Entdeckungen dieses Jahres. Im Winter wird Garnweidner sie katalogisieren.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: