Ortsentwicklung:Expansionsdrang gebremst

Mammendorf möchte wachsen und plant ein Neubaugebiet im Außenbereich des Ortes. Doch die Regierung von Oberbayern und das Landratsamt dringen darauf, die Baulücken im Ort zu schließen

Von Manfred Amann

Die Gemeinde Mammendorf möchte moderat wachsen und plant am Sonnenweg ein Neubaugebiet für 29 Einzel- und Doppelhäuser, in dem überwiegend Einheimische wohnen sollen. Nun stemmen sich die Regierung von Oberbayern und das Landratsamt mit bislang ungewöhnlichem Nachdruck dagegen - und dringen darauf, im Ort Baulücken zu schließen und die Versiegelung landwirtschaftlicher Nutzfläche zu bremsen. Der Gemeinderat indes wehrt sich gegen den Widerstand der Behörden und weist deren Argumente als unbegründet zurück.

Offensichtlich bekommt Mammendorf nun als erste Kommune im Landkreis die Neuausrichtung der Staatsregierung zu spüren, die sich in der Novelle des Baugesetzbuches (BauGB) widerspiegelt, die Ende September in Kraft getreten ist: Innenverdichtung vor neuen Baugebieten im Außenbereich. Die Forderung ist nicht neu, hat im Genehmigungsverfahren aber neuerdings einen viel höheren Stellenwert. So führt die Kreisbaubehörde mit Bezug auf das BauGB an, dass vor der Ausweisung von Flächen im Außenbereich "die Innenentwicklungspotenziale, insbesondere Brachflächen, Gebäudeleerstand, Baulücken und andere Möglichkeiten zur Nachverdichtung zu ermitteln" seien und "die Notwendigkeit der Umwandlung landwirtschaftlich genutzter Flächen umfassend zu begründen" sei. Es wird darauf hingewiesen, dass "insbesondere zwischen der Ortsmitte und dem S-Bahnhof" noch Flächen unbebaut und "sofern städtebaulich vertretbar und umsetzbar" bevorzugt zu nutzen seien. Letzteres ist laut Bürgermeister Johann Thurner (Bürgergemeinschaft) "reines Wunschdenken". Wie sich in den vergangenen Jahren gezeigt habe, "stehen die freien Flächen aufgrund fehlender Bereitschaft der Grundeigentümer dem Markt nicht zur Verfügung". Da die Nachfrage nach Bauland aber vorhanden sei, bliebe nur eine Neuausweisung im Außenbereich, sagte der Gemeindechef in der jüngsten Ratssitzung und wies darauf hin, dass eine Teilfläche des Planungsgebietes am Ortsrand ohnehin dem Innenbereich zuzuordnen sei. Kreisbauamt und Bezirksregierung sind auch der Ansicht, dass Mammendorf "aktuell keinen zwingenden Bedarf" an einem Baugebiet für 29 Wohnhäuser hat. Die Dorfbevölkerung sei von 2004 bis 2012 durchschnittlich um 16 Einwohner pro Jahr gewachsen, daher sei weniger Bauland ausreichend, eine "Überdimensionierung" solle vermeiden werden. Es wird nahelegt, mit Grund und Boden sparsam umzugehen - und die landwirtschaftlich genutzte Fläche aus der Planung wieder herauszunehmen.

Andererseits gestehen die Behörden Mammendorf ausdrücklich eine Ortsentwicklung zu. So schreibt die Kreisbehörde, dass Mammendorf als Kleinzentrum im neuen Landesentwicklungsplan und wegen seiner Lage an der Bahn "für eine weitere Siedlungsentwicklung besonders geeignet" sei. "Gleichzeitig wird gefordert, die Ausweisung auf Lücken im Dorf zu beschränken. Irgendwie beißen sich die Argumente", kommentierte dies Thurner. Der Gemeinderat kann daher nicht erkennen, dass die Planung "in Konflikt mit den Erfordernissen der Raumordnung" stehe, wie von der oberbayerischen Regierung angemahnt wird. Daher wird die Planung auch fortgesetzt. Auf den Hinweis der Bezirksregierung, die Nutzung erneuerbarer Energien zu ermöglichen, antwortet die Gemeinde, dass die Ausrichtung der Baukörper überwiegend eine effektive Nutzung von thermischen Solar- und Photovoltaikanlagen ermöglichen werde und geplant sei, eine zentrale Grundwasserentnahme zu errichten, um dezentrale Wärmepumpen betreiben zu können. Das Landesamt für Denkmalpflege macht auf ein Bodendenkmal aufmerksam, das sich nordwestlich des Baugebietes befindet. Dabei soll es sich um sogenannte "Hofgrablegen" auf einem Bestattungsplatz handeln, die eine frühmittelalterliche Siedlung vermuten lassen. Für die Erschließung soll der Sonnenweg ausgebaut werden, allerdings steht dem eine Eiche im Weg. Es wird nun versucht, diese zu erhalten. Der Gemeindechef sieht dafür keine Möglichkeit und bot an, die Eiche zu fällen und dafür Ersatzbäume zu pflanzen.

Der Ausbau des Sonnenwegs soll auch für Radfahrer und Fußgänger eine optimale Lösung bringen. Auf Anregung eines Bürgers lässt der Gemeinderat mehrere Varianten prüfen. Vizebürgermeister Peter Muck (CSU) vermisst im Baugebiet einen kleinen Wertstoffhof. Nun soll die Gemeindeverwaltung mögliche Standorte ausmachen. Auf Anraten eines Anliegers wird die Breite des geplanten Geh- und Radweges um einen auf drei Meter reduziert, damit der Weg nicht auch von Autofahrern genutzt werden kann.

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