Organisation:Vom Arzt bis zur Schule

Thema Asyl

Freiwillige Selbstauskunft: Asylberaterin Barbara Baptist erklärt den Neuankömmlingen, dass sie diese Zettel ausfüllen sollen, wenn sie Hilfe wollen.

(Foto: Günther Reger)

Barbara Baptist kümmert sich um die Termine für die Bewohner von Don-Bosco

Von Ariane Lindenbach, Germering

Post-its sind in Barbara Baptists Berufsalltag unentbehrlich. In gelb und rosa kleben sie auf ihrem Schreibtisch vor dem Notebook, weitere rechts an einer Kommode. "Meine To-Do-Listen", erklärt die Asylberaterin der Caritas in ihrem neuen Büro im früheren Altenheim Don Bosco in Germering, während zwei junge Männer aus Pakistan und Sierra Leone auf Zetteln ihre Namen, Alter, Zimmernummer notieren. Seit einem Jahr leben Flüchtlinge hier, zurzeit etwa 75, knapp 20 sind jüngst dazu gekommen. Zuerst war das Haus Erstaufnahmeeinrichtung wie im Fliegerhorst, seit November ist es Gemeinschaftsunterkunft. "Das ist schwierig", sagt Baptist. Einige der schon länger hier lebenden Bewohner hätten noch keine Zuweisung. Die sollten die Flüchtlinge eigentlich in der Erstaufnahmeeinrichtung bekommen. Die Zuweisungen sind wichtig, nur wer eine hat, kann seine Kinder in die Schule schicken.

Baptists Erklärung wird vom Telefonläuten unterbrochen. "Das Landratsamt", sagt sie und hebt ab. Offenbar soll die Kleiderkammer in Don Bosco geschlossen werden. Für die Pädagogin kein Problem. Die meisten Bewohner hätten Paten, die auch die Weitergabe von Kleiderspenden übernehmen. "Es läuft hier im Haus keiner nur mit T-Shirts und Flip-Flops rum." Pause. "Okay, ich schreibe eine E-Mail", sagt sie, dreht sich auf ihrem Bürostuhl zu dem hinter ihr an der Wand stehenden Tisch um und holt einen Notizblock. Bevor sie das Telefonat beendet, notiert sie ein paar Stichpunkte zum Antrag auf Teilhabe am Schulunterricht. Es klopft. Ein junges Paar tritt ein, beide wirken etwas schüchtern, sprechen - wie die meisten hier - englisch mit der Sozialpädagogin. Die Frau, vermutlich aus dem Nahen Osten, ist schwanger, fühlt sich nicht gut. Ob sie zu einem Arzt wolle, fragt Baptist. Als die Frau nickt, greift sie wieder zum Telefonhörer. Ruft bei zwei Gynäkologen an, vereinbart einen Termin, notiert ihn auf einem Post-it und klebt den auf einen ausgedruckten Stadtplan. Geduldig erklärt sie der Frau den Weg bis zur Praxis. Und schärft ihr ein, während es schon wieder an der Tür klopft, dass sie ins Krankenhaus gehen solle, falls ihre Beschwerden schlimmer werden.

Als nächstes muss Baptist die medizinische Versorgung für eine Zweijährige mit Atemproblemen organisieren. An diesem Donnerstagvormittag wäre Therapie gewesen. Vater und Tochter waren da, allerdings im falschen Stock, wie sie herausfindet. Baptist erfragt den nächsten Termin und den Namen der Therapeutin. Alles schreibt sie auf einen rosa Post-it und gibt ihn dem Vater.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: