Olchinger verurteilt:Der eigene Mann als Feind

Ihre Lebensweise entsprach nicht seinen traditionellen Vorstellungen. Deshalb wollte ein ehemaliger Elite-Soldat aus der Türkei seine Frau umbringen. Das Gericht wertet das als versuchten Totschlag.

Andreas Salch

Zuletzt glaubte sich Ismail D. von Feinden umzingelt. Feinde waren für den 37-jährigen ehemaligen türkischen Elite-Soldaten seine Frau - auch sie eine Türkin - sowie deren Familie, die im Landkreis lebt. Ihre Lebensweise entsprach nicht seinen traditionellen Vorstellungen. "Feinden darf man nicht verzeihen, man muss sie umbringen", soll Ismail D. gesagt haben. Am Pfingstmontag vorigen Jahres machte der frühere, im Nahkampf ausgebildete Soldat dies beinahe wahr.

Wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung an seiner inzwischen von ihm geschiedenen Frau verurteilte die Schwurgerichtskammer am Landgericht München II D. zu vier Jahren und sechs Monaten Gefängnis. Die Staatsanwaltschaft hatte Anklage wegen versuchten Mordes erhoben. "Die Tat war von langer Hand geplant", befand Staatsanwalt Eric Ende in seinem Plädoyer. Er forderte neun Jahre Haft.

Ismail D. und seine Frau heirateten 2001 auf Wunsch ihrer Eltern und lebten zunächst in der Türkei. Im Gegensatz zu ihr ist der 37-Jährige auch in dem Land geboren und aufgewachsen. Seine Frau dagegen in Deutschland. Sie wurde Arzthelferin. In der Türkei hatte sie jedoch nicht in ihrem erlernten Beruf arbeiten können. Zwei Jahre nach der Hochzeit gab Ismail D. ihrem Drängen nach. Die Familie kam schließlich in den Landkreis.

Während seine Frau wieder eine Anstellung fand, ging es mit Ismail D. beruflich bergab. Er machte einen Imbiss auf, scheiterte damit und häufte dadurch einen Schuldenberg von fast 100 000 Euro an. Schon vor der Tat am 13. Juni vergangenen Jahres war es zu Gewalttätigkeiten in der Ehe gekommen. An jenem Pfingstmontag aber eskalierte die Situation. Ismail D. verdächtigte seine Frau schon seit geraumer Zeit, Kontakt zu anderen Männern zu haben. Er attackierte sie und forderte sie auf, ihm zu sagen, wer die Männer seien. "Heute wirst du reden, sonst stirbst du", schrie D. seine Frau an. Seinem dreijährigen Sohn sagte er: "Du verabschiedest dich jetzt von deiner Mutter, ich bringe sie jetzt um." Vermutlich nur weil die 30-Jährige ihren Bruder hatte anrufen können und kurze Zeit später auch ihre Schwester in die Wohnung kam, passierte nichts Schlimmeres. Die drei Geschwister konnten Ismail D. mit Gewalt so lange abwehren, bis eine Polizeistreife die Auseinandersetzung beendete.

Das Motiv für die Tat sei Eifersucht gewesen, sagte Richter Ralph Alt. Da es sich aus juristischer Sicht aber nicht um "krankhaft übersteigerte" Eifersucht gehandelt habe, wurde Ismail D. wegen versuchten Totschlags und nicht wegen versuchten Mordes verurteilt. Grund zur Eifersucht habe der 37-Jährige gehabt, stellte der Vorsitzende fest. Eine Freundin seiner geschiedenen Frau soll dieser ihre Wohnung für Treffen mit anderen Männern zur Verfügung gestellt haben.

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