Olching:Wünsch-dir-was für die Paulusgrube

Bevor die Stadt mit den Planungen für die Brache beim S-Bahnhof beginnt, dürfen die Bürger ihre Vorstellungen einbringen. Großes Problem aber ist der Verkehr.

Karl W. Götte

So viel Basisdemokratie gab es in Olching noch nie. Bevor ein Architekt einen ersten Planungsentwurf für das Areal vor dem S-Bahnhof, die so genannten Paulusgrube, vorlegt, ist die Meinung der Bürger gefragt. "Der Stadtrat wird Ihre Überlegungen ernst nehmen, wir wollen die Paulusgrube mit Ihnen zusammen entwickeln." Mit diesen Worten hat Bürgermeister Andreas Magg (SPD) die etwa 40 Besucher am Mittwoch beim Informationsabend im Kom aufgefordert, ihre Meinung an den Stellwänden zu dokumentieren. Vor allem die Anwohner signalisierten nachdrücklich, dass sie die sich abzeichnende Mischung aus Wohnen, Einzelhandel, Gastronomie und öffentlichen Bauten nicht mit noch mehr Verkehr belasten dürfe.

Schon jetzt sind die Anwohner in den angrenzenden Straßen um den Olchinger S-Bahnhof herum reichlich mit Fahrzeugen eingedeckt. "Ich werde vor meinem Haus in der Wolfstraße ständig zugeparkt", klagte Karl-Heinz Michalsky. Der Busverkehr zur S-Bahn rolle ebenfalls durch die Wolfstraße. Ihn wundere, dass noch kein Kind des dort angesiedelten evangelischen Kindergartens einen Unfall hatte. Michalsky ist nicht gegen eine Entwicklung des brach liegenden Areals. "Ein schönes Café wäre klasse", meinte er. Mit der Prioritätensetzung für gemütliche Gastronomie blieb er nicht alleine. Ein Rathaus an diesem Ort wäre auch denkbar, "aber wie finanzieren?" wollte Michalsky wissen. Das gehe wohl nur mit Wohnbebauung. Aber die ziehe natürlich noch mehr Verkehr an.

Das Verkehrsproblem "müssen wir in der Planung lösen". Diese Schlussfolgerung zog der Stadtplaner Florian Burgstaller, der zusammen mit den Starnberger Architekten Michael Ehret und Stefan Klein ein Konzept entwickeln soll, aus den Einwände der Anwohner. Möglicherweise wird zu diesem Zweck am S-Bahnhof einer großen Park-and-Ride-Tiefgarage errichtet.

Das Wünsch-dir-was-Spiel der Bürger gestaltete sich eindrucksvoll. "Ein Kino wäre gut für die Stadt Olching", schlug Stefan Keil vor. Einige wollten Einzelhändler, andere wiederum ausdrücklich keinen Supermarkt. Viele machten ihr Kreuz hinter Grünanlagen und dem Stichwort "Natur". Das kollidierte wiederum mit der Forderung nach Wohnungsbau. Neben einem neuen Rathaus tauchte mehrmals auch der Wunsch nach einer zentralen Bibliothek oder einem Veranstaltungszentrum auf. "Wir wollen nichts entwickeln, was nicht Olching entspricht", versprach Architekt Ehret. Und er ergänzte: "Wir werden kein maximales Baurecht schaffen." Die Vorschläge müssten jedoch bezahlbar sein. Das gilt eher nicht für eine Bahnunterführung nördlich der S-Bahnstation, die einige in die Pläne einmalten. Sowieso ist die Stadt Olching bisher außen vor, was die Entwicklung der Bahnflächen südlich und nördlich der Gleise angeht. Ob sich die Bahn AG überhaupt darauf einlässt, den wenig einladenden S-Bahnhof zu renovieren, ist noch ungeklärt. Dem Kindergarten in der Wolfstraße geht es darum, den Staus quo zu erhalten. 75 Kindergarten- und zwölf Krippenkinder sind dort untergebracht, sie benutzen einen Teil des zu überplanenden Areals als Spielplatz. "Vielleicht können wir den als geschützten Naturbereich behalten", hoffte Bernhard Sauermann vom Kirchenvorstand. Im Juni wollen die Planer eine "Ideenskizze eines Stadtbildes" zur Diskussion vorlegen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: