Olching:Wo sich Trauer und Freude begegnen

Olching: Bürgermeister Andreas Magg gibt den Weg zum neuen Teil des Friedhofs frei. Der Pfarrer Josef Steindlmüller (li.) und Harald Sauer segnen das Areal.

Bürgermeister Andreas Magg gibt den Weg zum neuen Teil des Friedhofs frei. Der Pfarrer Josef Steindlmüller (li.) und Harald Sauer segnen das Areal.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Nach etwa sieben Jahren Planung und Bauzeit ist der neue Teil des Olchinger Parkfriedhofs fertig. Entstanden ist eine Begräbnisstätte, die auch zum Verweilen und Entspannen einlädt

Von Julia Bergmann, Olching

Grönemeyer, Dietrich Bonhoeffer, Martin Luther und Genesis - alle waren sie da bei der feierlichen Einweihung des neuen Teils des Olchinger Parkfriedhofs. Auf besonderen Wunsch des Bürgermeisters Andreas Magg fand sich sogar die Band Schandmaul ein. Freilich alle nicht in Person, sondern nur als Zitat-Gravur in Metall, montiert auf großen Steinen entlang der gewundenen Wege, die sich durch den Parkfriedhof ziehen.

Die Sinnsprüche entlang der Wege sind nicht die einzige Besonderheit auf dem neu gestalteten Friedhofsteil. Im Zentrum des Parks liegt eine weite Wiesenfläche und entlang des wellenförmigen Pfades, der darin verläuft, sollen in Zukunft Urnen ruhen. Im Zentrum der Urnen-Grabfelder, unweit des Weges, steht jeweils ein "Leitbaum", in jedem Feld ein anderer. Außerdem wurde bei der Gestaltung komplett auf typische, immergrüne Friedhofsbepflanzung verzichtet. Auf dem ganzen Gelände ist keine einzige Thuje und kein Buchsbaum zu sehen, stattdessen unter anderem Walnussbaum, Buche, Liguster, Lupinen und Wildrosen. So wird sich das Gesicht des Friedhofs auch mit den Jahreszeiten verändern und anpassen. Insgesamt ist in Olching somit eine Begräbnisstätte entstanden, die nicht nur Raum für Trauer bietet, sondern auf der man sich auch gerne aufhält. Und somit habe man das ursprünglich gesetzte Ziel, einen Friedhof zu schaffen, der als Park auch der Naherholung der Olchinger dienen soll, erreicht und damit auch einen ziemlichen Spagat geschafft, wie Bürgermeister Andreas Magg bei seiner Eröffnungsrede erklärt.

Angesichts der weiten Wiesenflächen, der blühenden Pflanzen und rund 200 jungen Bäume lässt Magg sich zu einem Schiller-Zitat hinreißen, das wie er meint, für den Anlass nicht passender sein könnte: "Lasse die Toten schlafen und mache die Lebenden glücklich." Mit den verschiedenen Bestattungsmöglichkeiten - übrigens gibt es mehrere Möglichkeiten, Urnen zu bestatten, sei es klassisch in der Erde oder in den eher puristisch gehaltenen Urnen-Stelen - trage man auch einem gewissen Trend Rechnung. Mittlerweile liege das Verhältnis von Erdbestattungen mit Sarg zu Urnenbestattungen bei 40 : 60, betont Magg. Mit dem neuen Friedhof könne man auf Entwicklungen auch in Zukunft noch reagieren, indem man die klassischen Grabfelder in Urnengräber umwandelt.

Auch Landschaftsarchitekt Michael Heintz zeigt sich mit dem fertigen Parkfriedhof zufrieden. So sehr, dass er versichert: "So manches Projekt verliert man mit der Übergabe aus den Augen und aus dem Sinn. Hier wird es sicher nicht so sein." Schon jetzt weiß Heintz, dass er den Parkfriedhof noch oft besuchen wird, um ihn gedeihen zu sehen. In den kommenden Jahren wird sich dieser noch verändern, denn an den Rändern des Grundstücks etwa werden die Strauchpflanzen noch deutlich dichter und höher wachsen.

Auch die Pfarrer beider Konfessionen waren gekommen, um den Friedhof am Freitagnachmittag zu weihen. "Wir wollen Gott darum bitten, dass das nicht nur ein Ort der Trauer, sondern auch ein Ort der Heilung und der Hoffnung wird", sagte Pfarrer Josef Steindlmüller. Pfarrer Harald Sauer berichtet von seinem Heimatort, wo es einen Friedhof direkt um die Kirche, mitten im Zentrum des Orts gab. Eine Anordnung, die früher noch üblich war, die den im Ort Lebenden immer auch ihre eigene Vergänglichkeit ins Bewusstsein rief, auf der anderen Seite aber auch für eine Verbindung von Leben und Tod stand. Auch wenn der Parkfriedhof nicht im Zentrum der Stadt liegt, er könne trotzdem zum Ort der Begegnung werden.

Mit der Umgestaltung soll der Friedhof an sich seinen Charakter als Tabuort verlieren. Das war immer das Ziel des Stadtrats und dieses umzusetzen ist dem Planer gelungen. Das sieht ein Großteil der anwesenden Festgemeinde so.

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