Olching:Wie einst Maria und Josef

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Schafe gehören zur Weihnachtsgeschichte wie Ochs und Esel. Deswegen sind sie am Sonntag auch bei der Stallweihnacht in Olching dabei, die vom Bauernhofkindergarten in der Reiterstraße gefeiert wird. (Foto: Günther Reger)

Ein Esel, eine Kuh und Schafe sind dabei, wenn auf dem Bauernhofkindergarten in Olching die Stallweihnacht gefeiert wird. Buben und Mädchen sollen jenseits des vorweihnachtlichen Geschenketrubels eine lebendige Erfahrung machen

Von Katharina Knaut, Olching

Traditionell feiert man Weihnachten daheim im Kreis der Familie. In einem Zimmer, das mit Sternen und Lichterketten geschmückt ist, mit einem Tannenbaum, der vor Lametta und Christbaumkugeln nur so strotzt, und einem Tisch, beladen mit Braten und Plätzchen. Meist erinnern nur Krippe und Erzählungen daran, wie das erste Weihnachtsfest aussah: statt dem Zimmer ein Stall, statt Lichterkette Kerzenschein, statt einem Tannenbaum stehen Ochs und Esel in der Ecke.

Bei der Stallweihnacht des Bauernhofkindergartens am Sonntag zwischen 15.30 und 18 Uhr in Olching, bekommen Geschichten eine reale Kulisse. "Wir haben einen Esel, eine Kuh und einfach alles, was zu einem traditionellen Weihnachten dazugehört", erklärt Friederike Becker, Leiterin und Gründerin des Kindergartens. Passend dazu führen die Buben und Mädchen "Weihnachten im Stall" von Astrid Lindgren auf, eine Erzählung, in der eine Mutter ihrem Sohn die Geschichte von Maria und Josef und der Geburt Jesu im Stall kund tut. Eine Aufführung mit Tradition, denn das Stück wird bereits seit der ersten Stallweihnacht gezeigt.

In diesem Jahr außerdem thematisch passend, denn erst kürzlich wurde auch im Stall des Bauernhofkindergartens ein neues Leben geboren. "Die Woche ist unser Kälbchen Benno auf die Welt gekommen", erzählt Becker. "Die Kinder sind hier ganz nah am Kreislauf des Lebens beteiligt." Dazu gehört sowohl Geburt als auch der Tod. "Hier lernen sie, hinter jeder Wurst steckt ein Schaf", sagt Becker. So werden die Würstchen, die man bei der Stallweihnacht anbietet, aus den eigenen Tieren gemacht. "Die Kinder wissen das, für die ist das auch nicht so schlimm. Eher für die Eltern."

Stallweihnacht ist im Kindergarten bereits ebenso Tradition wie für andere das Schmücken des Christbaums. Jedes Jahr seit der Gründung des Kindergartens kommen zum zweiten Advent Kinder und Eltern, um sich auf die Weihnachtszeit einzustimmen. "Zuerst haben wir es in der Stube gefeiert", erinnert sich Becker. Das erwies sich jedoch als zu eng. Daher wurde das Fest nach draußen verlegt. "Da ist es naheliegend, warme Waffeln, Punsch und Würstchen anzubieten, um das durchzustehen." Daraus habe sich dann die Stallweihnacht entwickelt, wie sie heute stattfindet. Neben der Aufführung von "Weihnachten im Stall" gibt es ein Schattentheater über "Hänsel und Gretel", einen Verkauf von Bastelarbeiten der Kinder sowie weihnachtlichen Gesang und Haferquetschen. "Die Kinder füllen dabei Haferkörner in eine Mühle, die dann unten als Haferflocken wieder herauskommen. Die können sie sich dann zu Hause ins Müsli füllen", sagt Becker.

Ganz traditionsgemäß ist es ein Fest für die ganze Familie, sowohl für Eltern mit ihren Kindern, als auch für die gesamte Bauerhofkindergartenfamilie, denn es werden auch diejenigen eingeladen, die den Kindergarten bereits hinter sich gelassen haben. "Die sind teilweise schon siebzehn Jahre alt", sagt Becker. Ebenso willkommen sind diejenigen, die noch Teil dieser Familie werden möchten. "Es ist auch eine Infoveranstaltung für Eltern, die ihr Kind zukünftig hier unterbringen möchten." Familie wird im Bauernhofkindergarten nicht nur an Weihnachten, sondern das ganze Jahr über groß geschrieben. "Eltern haben hier die Möglichkeit, die Kindheit ihrer Sprösslinge aktiv mitzugestalten", erklärt Becker. Die Stallweihnacht werde beispielsweise vom Elternbeirat organisiert. "Das bedeutet viel Arbeit, und im Vorfeld gibt es viel Heulen und Zähneknirschen", meint Becker. "Aber das ist das, was zusammenschweißt. Und am Ende gehen alle nach Hause und sagen: Das war so schön, das machen wir wieder."

© SZ vom 02.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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