Olching:Warmes Willkommen

Asylbewerber

Warme Winterjacken für junge Flüchtlinge haben Israels Generalkonsul Dan Shahan und seine Ehefrau Charmaine Hedding mit nach Olching gebracht.

(Foto: Günther Reger)

Israels Generalkonsul Dan Shaham besucht minderjährige Flüchtlinge in Olching. Der Diplomat bringt Winterjacken mit und erzählt von seinen Eltern, die aus Marokko stammen und wie die Jugendlichen ihre Heimat verlassen haben

Von Andreas Ostermeier, Olching

Die Sonne scheint auf den Hartplatz neben dem Olchinger Gymnasium, zahlreiche junge Männer stehen dort, unter ihnen Israels Generalkonsul Dan Shaham. Gerade redet er mit einem Jugendlichen über das Wetter in diesem November und den Winter in Oberbayern. Er kennt sich offensichtlich aus, spricht über die unterschiedlichen Mengen an Schnee, die in München fallen und im Gebirge. Sein Gesprächspartner, ein Jugendlicher aus Libyen, kann sich wohl noch nicht vorstellen, wie kalt es hierzulande werden kann. Immerhin: Er freue sich auf den ersten Schnee, sagt der Flüchtling.

Vor dem Gespräch hat Shaham Winterjacken an die minderjährigen Flüchtlinge verteilt, die im Container neben dem Gymnasium in Olching leben. Dutzende von Tüten mit blauen und braunen Parkas liegen auf dem Hartplatz. Sie sind für die Jugendlichen bestimmt, die in Olching sowie in der Turnhalle in Maisach untergebracht sind. Einige der Jugendlichen haben sich bereits eine warme Jacke ausgesucht. Trotz des Sonnenscheins wollen sie die wärmenden Kleidungsstücke nicht mehr ausziehen. Die Parkas sind ihnen sicher, viel anderen Besitz haben die jugendlichen Flüchtlinge nicht, die allesamt minderjährig und ohne Eltern in Deutschland angekommen sind.

Solchen Jugendlichen wollen Shaham und seine Frau Charmaine Hedding helfen. Das sei eine menschliche Verpflichtung, sagen sie. Kürzlich haben sie minderjährigen Flüchtlingen in Dachau Sportbekleidung mitgebracht. Die Geflüchteten, die weitgehend ohne persönliche Sachen angekommen sind, sollten etwas bekommen, das sie als ihr Eigentum ansehen könnten, nennt Shaham eine weitere Begründung der Spende. Zuwanderern zu helfen, das ist seinen Worten nach auch etwas für Israelis Normales. Schließlich bestehe die Bevölkerung des jüdische Staates fast ausschließlich aus Zuwanderern und deren Nachkommen, sagt der Generalkonsul und erzählt von seinen Eltern, die aus Marokko stammen. Auch die Eltern seiner Frau sind nach Israel eingewandert, sie kamen aus Südafrika.

Nun sind die beiden umgeben von jungen Männern, die aus Afghanistan, Syrien oder eben Libyen stammen. Einige von den jungen Männern sprechen sehr gut Englisch, etwas weniger gut ist ihr Deutsch. Sie bedanken sich für die mitgebrachten Winterjacken und erzählen dem Generalkonsul von ihren Familien, etwa von den Geschwistern und der Mutter, die noch in Kandahar leben, sowie von dem toten Vater. Einer, er kommt aus Kundus im Norden von Afghanistan, wo lange Zeit Bundeswehrsoldaten stationiert waren, hat den Kontakt zu seinen Angehörigen in Afghanistan verloren. Wie es diesen geht, ob sie noch leben, nachdem Taliban die Stadt erobert haben, er weiß es nicht. Er schweigt einen Moment, Shaham und die anderen jungen Männer ebenso.

Der israelische Generalkonsul hat gleich zu Beginn seines Besuchs in der Unterkunft in Olching den Kontakt zu den Jugendlichen gesucht und ihnen von seinen Eltern erzählt. Als Sohn von Ausgewanderten verstehe er die Probleme von Flüchtlingen, sagt Shaham und wünscht den Jugendlichen auch auf Arabisch Frieden und Glück, schließlich sind sie sämtlich Muslime.

Dass die jungen Männer in Deutschland etwas erreichen können, davon zeigt sich Shaham überzeugt. Sie hätten die Fähigkeiten dazu, außerdem seien sie offen und wollten sich integrieren sagt er zu Landrat Thomas Karmasin, der ihn in die Olchinger Unterkunft begleitet. Zur Begründung weist der Diplomat auf die deutschen Sprachkenntnisse hin, die einige der Jugendlichen in wenigen Monaten erworben haben. Diese demonstrieren ihre Kenntnisse in einer Deutschstunde, die Shaham und seine Frau besuchen. Nach der kurzen Rede des Konsuls stehen nacheinander drei Jugendliche auf, begrüßen den Gast und erzählen, was sie aus ihrem Leben machen wollen. Zu Hause herrsche immer Krieg, sagt einer, in Deutschland dagegen sei es "sehr ruhig". Das gefalle ihm und er "liebe Deutschland". Ein anderer möchte auf die Schule gehen und studieren, denn er wünscht sich eine "gute Zukunft".

Shaham ist klar, dass Parkas als Unterstützung für die Jugendlichen nicht ausreichen. Wiederholt betont er, wie wichtig das Erlernen der deutschen Sprache für diejenigen ist, die im Land bleiben möchten. Neben den Sprachlehrern bräuchten die Flüchtlinge auch psychologische Betreuung, sagt der Diplomat. Er und seine Frau möchten auch weiterhin dazu beitragen, dass die Integration der Jugendlichen gelingt. Vorerst sind die Winterjacken aber eine große Hilfe, schließlich wird es nicht mehr lange sonnig und trocken bleiben. Mit "Danke" und "Thank you" verabschieden sich die Jugendlichen.

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