Eine kleine Spitze in Richtung des CSU-Fraktionsvorsitzenden Tomas Bauer kann sich Bürgermeister Andreas Magg (SPD) am Dienstagabend in der Kulturwerkstatt Kom beim Informationsabend zur Situation der Geflüchteten in Olching nicht verkneifen. "Ich sag jetzt einfach mal ,Sehr geehrte Bürger und Bürgerinnen', auch wenn man das heutzutage nur sehr vorsichtig tun darf." Den Rest seiner Rede habe er, wie er gleich hinterher schiebt, verfassungsrechtlich überprüfen lassen. Die etwa 120 Besucher lachen amüsiert. Mehr Worte verliert Magg aber nicht über die "Neubürger-Affäre", die Bauer am Wochenende losgetreten hatte. Dieser nämlich hatte sich über das Einladungsschreiben der Stadt zu der Veranstaltung mokiert, in dem von den Geflüchteten als "Neubürgerinnen und Neubürgern" die Rede war. Und eben jene Wortwahl passe, juristisch gesehen, nun einmal nicht auf die Flüchtlinge, die in Deutschland weder Wahlrecht noch die Garantie auf ein Aufenthaltsrecht haben, wie Bauer ausführlich darlegte.
Der Infoabend, den die Stadt, das Caritas-Zentrum und der Olchinger Asylhelferkreis gemeinsam organisiert hatten, widmete sich danach der Situation der ehren- und hauptamtlich Tätigen im Bereich Asyl und der Situation der Flüchtlinge in der Stadt. Dabei stellte sich schnell heraus, dass es in Olching zwar nach wie vor großes Engagement gibt, wenn es um niederschwellige Hilfe und Integrationsangebote vom Helferkreis und auch von (Sport-)vereinen geht, dass die Themen Arbeit und Wohnraum die Geflüchteten und ihre Helfer aber noch immer vor oft unlösbare Probleme stellen.
In seiner Rede betont Magg mit Verweis auf ein Zitat Joachim Gaucks darauf, dass die Möglichkeiten der Helfer, sich zu kümmern, endlich seien. "Aber ich finde, dass wir das nicht erkennen lassen", erklärt er weiter. Und das galt auch zu Zeiten, in denen in Olching über 400 Asylbewerber untergebracht werden mussten. Mittlerweile leben in der Stadt noch 279 Geflüchtete, die Situation hat sich deutlich entspannt. Doch nun gehe es um Integration und diese bestehe aus drei Säulen: Sprachkenntnisse, Arbeit und Wohnraum.
Während es auch dank des Engagements des Helferkreises und der Schüler und Lehrer des Gymnasiums Olching viele niedrigschwellige Sprach- und Bildungsangebote für Geflüchtete gibt, sieht es im Bereich Arbeit und Wohnen schlecht aus. Insgesamt 112 Fehlbeleger leben derzeit noch in Olchinger Asylbewerberunterkünften. Die Wartezeit für Sozialwohnungen betrage mittlerweile drei bis vier Jahre, betont Wolf Kohlrausch, der sich beim Asylhelferkreis um das Thema Wohnen kümmert. Nur sechs Fälle konnte der Helferkreis sammeln, in denen eine private "Wohnungsvermittlung" für Geflüchtete erfolgreich war. Darunter ein ganz Besonderes: Vermieterin Gisela Kinzelmann spricht über die WG, an die sie eine ihrer Wohnungen vergeben hat. Ein junger Olchinger wohnt dort mit einem Syrer zusammen, und auch ein Palästinenser soll bald miteinziehen. Die Männer - beide sind an diesem Abend im Kom - erzählen vom Zusammenleben und davon, wie aus der Zweckgemeinschaft eine Freundschaft entstanden ist.
Von einem solchen Positivbeispiel, im Bereich Arbeit, berichtet auch Biobauer Andreas Hatzl. Auf seinem Hof gebe es viele einfache Aufgaben, wie etwa die Kartoffelernte. Hatzl beschäftigt derzeit sechs Somalier. "Sie sind so was von motiviert und integrieren sich wirklich gut", sagt er. Nur wenn es in den technischen Bereich geht, stoße man an Grenzen. Aber auch hier hilft die immer besser werdende Sprache. "Es gibt auch kritische Stimmen", sagt er über seine Entscheidung, Geflüchtete zu engagieren. "Aber wir machen das so weiter."