Olching:Vorbehalte gegen Flüchtlinge

Vor dem Einzug von Asylbewerbern in ein Olchinger Bürogebäude bringen einige Anwohner Bedenken vor. Es fallen sogar ausländerfeindliche Sätze. Landrat Karmasin wirbt vehement um Verständnis für die Neubürger

Gerhard Eisenkolb

Anwohner der Johann-G.-Gutenbergstraße in Olching sind besorgt, weil bereits in den nächsten Tagen bis zu 50 Asylbewerber und Flüchtlinge dort in ein ehemaliges vom Landkreis angemietetes Bürogebäude einziehen werden. Dies ist am Dienstag der Grundtenor bei einem Informationsabend im Landratsamt gewesen, zu dem Landrat Thomas Karmasin (CSU) und Olchings Bürgermeister Andreas Magg (SPD) geladen hatten. "Wir sind momentan verunsichert", bekannte Claudia Schalk, die in der Werner-von-Siemens-Straße wohnt. Da aber auch zum Teil ausländerfeindliche Vorbehalte zur Sprache kamen, appellierte Claudia Schalk an die Mitanwohner, sich normal zu verhalten, auf die neuen Nachbarn zuzugehen und das Beste aus der Situation zu machen.

Landrat Thomas Karmasin, der seinen Urlaub wegen des Treffens mit den Olchingern verschoben hatte, beteuerte wiederholt, das Landratsamt werde sofort reagieren, sollten sich Flüchtlinge unkorrekt verhalten. Ein älterer Olchinger erinnerte in diesem Zusammenhang an die Bilder vom Hungerstreik von Asylbewerben auf dem Rindermarkt in München. Es fielen aber auch Behauptungen wie, die Flüchtlinge aus Krisengebieten wie Syrien oder Afghanistan kämen nur, um auf Kosten von "Sozialdeutschland" ein bis zwei Jahre "Urlaub zu machen". Solchen Einwänden begegnete der Bürgermeister mit dem Hinweis, "die Menschen haben Dinge erlebt, die will von uns keiner im Ansatz erleben".

"Die sind da, die nehmen Geld", wandteein Bürger ein. Um zu ergänzen, dass es in solchen Situationen automatisch Spannungen gebe. "Das türkische Mitvolk integriert sich gar nicht", ergänzte er. Solchen Einwänden versuchte Karmasin mit Berichten von seinen Gesprächen mit Asylbewerbern zu begegnen. Diese kämen nicht aus der Türkei, seien intelligent, in der Regel gut ausgebildet und in ihrer Heimat nicht schlecht gestellt gewesen. "Ich glaube nicht, dass die im Zusammenleben Schwierigkeiten entwickeln", versuchte der Landrat zu beruhigen. Die Menschen kämen aus "keinem schwierigen sozialen Hintergrund".

Eine Frau wollte wissen, wie sie sich verhalten solle, wenn Flüchtlinge, "die bestimmt traumatisiert sind", ihr Geschäft betreten. "Ich muss sie für wertvoll erachten und ihnen Würde entgegenbringen", meint sie, sie wisse nur nicht, was sie machen solle. Bürgermeister Magg erwiderte, dass es ihm vor einigen Monaten ähnlich ergangen sei. Aufgrund seiner Erfahrungen beschwichtigte Magg. "Wir reden von ganz normalen Menschen, die kommen mit uns schon klar", berichtete der Bürgermeister. So habe die Gemeinde die Flüchtlinge aufs Volksfest eingeladen, die hätten dort einen "Riesenspaß" gehabt. Unterstützung bräuchten die Asylbewerber aber in ganz normalen Dingen. So müssen sie beispielsweise lernen, wie man hier öffentliche Verkehrsmittel oder die S-Bahn benutzt.

Eine andere Frau wollte wissen, was sei, "wenn so jemand in ein Geschäft kommt und arbeiten will". Der Chef des Brucker Ausländeramtes verwies darauf, dass jeder über ein offizielle Dokument mit einem Foto verfügt. In dieser Aufenthaltserlaubnis sei vermerkt, ob und gegebenenfalls welche Arbeit der Betreffende annehmen darf. Ein anderer Olchinger meinte, trotz aller Beschwichtigungen von Magg und Karmasin, einen Wermutstropfen entdeckt zu haben. Er verwies auf den öffentlichen Spielplatz in der Nähe der Flüchtlingsunterkunft, auf dem die Gemeinde schon jetzt keine geordneten Verhältnisse durchsetzen könne. Zu den Feiernden, die dort regelmäßig Flaschen zerschlügen, würden sich nun noch die Flüchtlinge gesellen, weil sie nicht arbeiten dürften und das das einzige Gelände sei, "wo sie herumlungern dürfen". "Wir müssen sie ordentlich behandeln, weil es Menschen sind", entgegnete Karmasin bittend. Zudem verwies der Landrat darauf, dass zu dem Bürogebäude eine große Grünfläche gehört. Deshalb glaube er nicht, dass sie "den ganzen Tag auf dem Spielplatz stehen und mit Flaschen herumschmeißen".

Ein anderer Olchinger befürchtete, dass mit dem Umzug der Montessorischule nach Günzlhofen noch weitere Flüchtlingen in deren dann ebenfalls leer stehende Gebäude im Gewerbegebiet eingewiesen werden. Dies dementierte der Landrat, der seine Zuhörer aufforderte, Offenheit zu zeigen und den Flüchtlingen doch eine Chance zu geben. In einem Punkt waren sich Karmasin und Magg einig. Magg bezeichnete das Betreuungsangebot trotz freiwilliger Leistungen des Sozialdienstes Olching als unzureichend. Und Karmasin versprach, Caritas und Diakonie mehr Geld für Sozialarbeiter, die sich um die Flüchtlinge kümmern, zur Verfügung zu stellen.

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