Olching:Vom Verein zur Firma

Der Sozialdienst gibt sich eine neue Satzung

Von Karl-Wilhelm Götte, Olching

47 Jahre ist der Olchinger Sozialdienst inzwischen alt geworden. Jetzt hat sich der Verein eine neue Satzung gegeben. Er knüpft an Strukturveränderungen an, wie sie beispielsweise der Sozialdienst Germering bereits vollzogen hat. "Wir sind kein Nachbarschaftsverein mehr, sondern eine Firma", warb der bisherige Vereinsvorsitzende Dietmar Stullich um die Zustimmung der anwesenden 58 Mitglieder zur neuen Satzung. Die bekam er einstimmig. So wird der Sozialdienst zukünftig von einem siebenköpfigen Aufsichtsrat kontrolliert, zu dem auch Stullich gehören wird. Geschäftsführerin ist Bettina Schulz.

Stullich, der seit 2009 Vorsitzender ist, hatte der Mitgliederversammlung erläutert, dass "ein ehrenamtlicher Vorstand nicht mehr zeitgemäß ist", weil die Leitungsaufgaben zu vielfältig geworden seien. Stullich nachdrücklich: "Wir müssen den Sozialdienst zukunftsfähig machen." Finanziell ist der Verein "aus der Talsohle heraus", wie es Schatzmeister Marcus Haug formulierte. Nach immensen Verlusten 2012 und 2013 von 234 000 Euro, brachte 2015 einen Überschuss von 66 000 Euro. Ein Jahr zuvor waren es 65 000 Euro gewesen. Insgesamt übersprangen im vergangenen Jahr die Einnahmen mit 2,051 Millionen Euro erstmals die Grenze von zwei Millionen Euro. Ein wesentliches Standbein des Sozialdienstes ist der Pflegebereich, der mit 58 Mitarbeiterinnen 730 000 Euro erlöste und ein Plus von mehr als 30 000 Euro erwirtschaftete.

Insgesamt hat der Sozialdienst 186 Mitarbeiter, viele davon auf geringfügiger Beschäftigungsbasis. Das Kinderhaus Esting und der Hort an der Martinschule zeigten sich mit knapp 18 000 Euro defizitär. Durch Erträge von 50 000 Euro konnte dieser Verlust aufgefangen werden. Insgesamt verfüge der Sozialdienst, so Schatzmeister Haug, über liquide Mittel in Höhe von 131 000 Euro. Die Räume in der Daxerstraße, die 2011 angemietet worden und für die Tagespflege vorgesehen waren, haben sich nicht rentiert. "Die haben eine Menge Geld gekostet", hatte Kassenprüfer Tomas Bauer erklärt und die Anmietung als Fehlentscheidung bezeichnet. Die Räume wurden nach Auskunft von Stullich zum 31. März dieses Jahres aufgegeben. Defizitär arbeiten die beiden Kinderparks des Sozialdienstes. Hier hat sich die Stadt Olching jedoch bereit erklärt, den Verlust auszugleichen. Seit 2011 verfügt der Sozialdienst über eine gGmbH als hundertprozentige Tochtergesellschaft des Vereins. Die verzeichnete 2015 Einnahmen von 855 000 Euro und machte einen Gewinn von 20 000 Euro. Hier deutete Stullich an, dass diese nicht mehr benötigt wird und deren Auflösung vom neuen Aufsichtsrat betrieben werde.

In den Aufsichtsrat wurden nach geheimer Wahl der Estinger Hausarzt Florian Rüth, die Stadträte Tomas Bauer (CSU), Ewald Zachmann (Freie Wähler) und Marina Freudenstein (SPD), der bisherige Schatzmeister und Steuerberater Marcus Haug und der bisherige Vereinsvorsitzende Stullich gewählt. Er erhielt mit 33 die wenigsten Stimmen aller Kandidaten und lag damit nur knapp über der notwendigen Stimmenzahl von 30. Die meiste Zustimmung bekam der Mediziner Rüth, der von 52 der 58 Stimmberechtigten gewählt wurde. Die Stadt Olching delegiert demnächst ihre Vertreterin in den Aufsichtsrat. Voraussichtlich wird dies die Stadträtin und Sozialreferentin Gerlinde Zachmann (Freie Wähler) sein. Damit verfügen die vier Stadträte im Aufsichtsrat, der laut Satzung fachkundige Mitglieder erfordert, zahlenmäßig über die Mehrheit. Das Gremium wählt aus seiner Mitte den ersten und zweiten Vorsitzenden, wobei Gerlinde Zachmann, wenn sie als Vertreterin der Stadt delegiert wird, diese Ämter nicht bekleiden darf.

Der Aufsichtsrat hat laut Satzung das Recht, drei Vorstände einzusetzen und diese zu überwachen. Die Mitglieder des Vorstandes erhalten einen befristeten Vertrag über drei bis fünf Jahre. Der Aufsichtsrat tritt demnächst zusammen. "Aufgrund unserer Finanzlage wird es nur ein Vorstandsmitglied sein", hatte Stullich schon vorher angekündigt. In diesem Fall ist es die neue Geschäftsführerin Bettina Schulz, die 30 Stunden pro Woche hauptamtlich arbeiten wird.

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