Olching:Unentbehrliches Engagement

Olching: "Wir brauchen Sie", macht Olchings Bürgermeister Andreas Magg (Mitte) beim Empfang den Asylhelfern deutlich.

"Wir brauchen Sie", macht Olchings Bürgermeister Andreas Magg (Mitte) beim Empfang den Asylhelfern deutlich.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Stadt Olching bedankt sich bei rund 200 Asylhelfern für ihren Einsatz mit einem Empfang

Von Ariane Lindenbach, Olching

"Uns war es einfach wichtig, ein Zeichen zu setzen, ein Zeichen als Stadt, ein Zeichen des Dankes." Mit eindringlichen Worten beginnt der Olchinger Bürgermeister Andreas Magg seine Rede beim ersten Empfang, den die Stadt als Dankeschön an die ehrenamtlichen Asylhelfer im Kulturzentrum Olching am Mühlbach Kom ausrichtet. Immer wieder macht Magg den etwa 70 Anwesenden deutlich, wie wichtig, vermutlich sogar unersetzlich ihr Einsatz ist, um den vielen Menschen, die im vergangenen Jahr in großer Zahl nach Deutschland gekommen sind, Orientierung und eine Starthilfe zu geben.

Leise Klaviermusik dringt aus dem Kom auf den Parkplatz. Sie kommt aus dem ersten Stock. Dort stehen in lockerer Runde die geladenen Gäste in kleinen Grüppchen um die Bistrotische, viele mit einem Glas Saftschorle in der Hand, manche mit einem Glas Sekt-Orange, und alle in anregende Gespräche vertieft. "Wahrscheinlich wären mehr gekommen, wenn das Fußballspiel nicht wäre", sagt gerade eine Frau zu einer anderen. Vielleicht, mutmaßt die andere, kommen ja noch ein paar, wenn die Begegnung abgepfiffen ist. Auch der Bürgermeister erwähnt das "spannende Fußballspiel", trotz dem die Asylhelfer in stattlicher Anzahl erschienen sind. Magg spricht von "mehr als 200 Helferinnen und Helfer", die sich um die etwa 430 Flüchtlinge kümmern. Die Hilfe besteht aus Unterstützung beim Deutsch lernen, Begleitung bei Behördengängen, Mithilfe in der Kleiderkammer oder der Fahrradwerkstatt, Kinderbetreuung, Hausaufgabenhilfe und noch vielem mehr.

Wie viele Ehrenamtliche es tatsächlich seien, wisse sie eigentlich gar nicht, sagt Christiane Tupac-Yupanqni vom Helferkreis. Es seien rund 300 Adressen im E-Mail-Verteiler, aber Fakt sei auch, dass man dringend "ganz, ganz viele neue Helfer" brauche. Wie Tupac-Yupanqni erläutert, hat der Asylhelferkreis deshalb einen Flyer entworfen, der nun "druckfrisch" bei allen erdenklichen Gelegenheiten in Olching und der näheren Umgebung verteilt werden soll. Jede Unterstützung für die rund 430 in Olching lebenden Flüchtlinge wird benötigt, da sind sich Tupac-Yupanqni und Bürgermeister Magg einig. Letzterer relativiert allerdings in seiner Rede mithilfe der Statistik diese Zahl. Nach dem Zweiten Weltkrieg, Anfang der 1950er Jahre, nahm das damals 6000 Einwohner zählende Olching 2000 Flüchtlinge auf, ein Drittel also. Heute macht der Prozentsatz gemessen an den 28 000 Einwohnern nicht einmal 0,5 Prozent aus, wie Magg verdeutlicht.

Damals seien die kulturellen und religiösen Unterschiede geringer gewesen, und gerade deswegen sei es besonders wichtig, so viele ehrenamtliche Helfer zu haben, sagt er fast schon beschwörend. Und verweist auf die Leistung der Ehrenamtlichen: "Wir haben es geschafft, dass die Menschen weitestgehend integriert sind." Er erwähnt die Flüchtlinge, die mit den Helfern zum Sporteln in Vereine gehen. Oder die Einweisung in deutsche Verkehrsregeln durch die Helfer, bevor sie einem Asylbewerber gegen einen kleinen Betrag ein wieder hergerichtetes Fahrrad übergeben. Mehrfach spricht Magg an diesem Abend von den "Grenzen", an die der Staat stoße, etwa wenn es um Sprachkurse, Wohnraum oder Kinderbetreuung geht. Oder letzten September, als jedes Wochenende zigtausend Flüchtlinge in München am Hauptbahnhof oder in Passau ankamen. Ohne die vielen ehrenamtlichen Helfer wäre der Staat hilflos gewesen, betont der Bürgermeister. Und macht zugleich für die Zukunft deutlich: "Wir brauchen Sie, wir werden Sie auch noch länger brauchen."

Bevor sich die Anwesenden dem Flying Buffet und wieder ihren Gesprächspartnern zuwenden, nennt der Referent für Integration und Migration, Andreas Teichmann, das, was der Asylhelferkreis in den letzten zwölf Monaten erreicht hat, "eine ganz besondere Leistung" und "ein Wahnsinns-Projekt". Und der Sprecher des Helferkreises, Karl-Heinz Theis, hebt hervor, "dass die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Asylhelferkreis gut funktioniert". Dass das nicht immer so war und es anfangs ein paar "Kommunikationsprobleme" gegeben hatte, etwa im Zusammenhang mit der Kleiderkammer, hatte Magg auch erwähnt.

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