Olching:Schützenheim in Schule beschlossen

Schule samt Schießanlage: Der Olchinger Gemeinderat hat für das umstrittene Projekt gestimmt - trotz desolater Finanzlage.

Karl-Wilhelm Götte

Nachdem der Gemeinderat das Schützenheim in der Olchinger Schulturnhalle am Donnerstagabend befürwortet hat, könnte das umstrittene Projekt nun nur noch an der desolaten Haushaltslage der Kommune scheitern. Die Grünen setzten sich vergeblich für eine Vertagung ein, CSU, SPD und Freie Wähler setzten den Bau einer Mehrzweckhalle samt Schießanlage mit 26 gegen 4 Stimmen durch.

Olching: Die Olchinger Schützen dürfen sich bald über ein neues Heim freuen - falls die Finanzen der Gemeinde mitspielen.

Die Olchinger Schützen dürfen sich bald über ein neues Heim freuen - falls die Finanzen der Gemeinde mitspielen.

(Foto: Marco Einfeldt)

"Ein Verein hat sich noch nie an einem Amoklauf beteiligt", so Ewald Zachmann, Fraktionssprecher der Freien Wähler. Amokläufe wie jener in Winnenden seien auf persönliche Unzulänglichkeiten zurückzuführen.

Das auf 415.000 Euro veranschlagte Schützenheim, dessen zehn Schießstände über einen separaten Eingang erreichbar sind, wird an die Dreifachsport- und Mehrzweckhalle neben dem Hauptschulneubau angebaut. Genutzt wird die Anlage künftig von 80 Sportschützen der Olchinger Schützengesellschaft "Gemütlichkeit".

Die Grünen blieben bei ihrer Ablehnung der Kombination Schule und Schießsportanlage, standen mit dieser Meinung aber alleine. Die 13 CSU-Gemeinderäte dagegen befürworteten einmütig das Schützenheim. Ebenso die SPD, deren Fraktionssprecher Fritz Botzenhardt bekräftigte, dass das Thema abgehandelt sei. "Eine Gefährdung geht von dem Schützenheim nicht aus", sagte Botzenhardt. Der sonst so gesprächige Erste Bürgermeister Andreas Magg (SPD) verkniff sich als Sitzungsleiter jede Stellungnahme, er votierte jedoch bei allen Abstimmungen dafür.

"Darauf haben wir über 30 Jahre warten müssen", sagte Schützenmeister Hermann Schoberer erfreut. Seit 1962 schießt der Verein im Wirtshaus Bräustüberl Aschenwald. Nach Schoberers Kalkulation kostet das Schützenheim lediglich 365.000 Euro.

"Es besteht keine Sichtverbindung und kein Zugang zur Schule", sagte er und versuchte damit, die Befürchtungen vieler Olchinger auszuräumen. "Wir sind quasi in einem Bunker eingeschlossen", ergänzte Schoberer und verwies auf Sicherheitstüren, vergitterte Fenster und Stahlschränke, in die die Waffen nach dem Vier-Augen-Prinzip eingeschlossen werden.

Der Schützenmeister grenzte die Sportpistolen und Sportgewehre, die in Olching benutzt werden, von den großkalibrigen Waffen ab, die der Amokläufer in Winnenden eingesetzt hatte: "Wir benutzen nur Luftdruckwaffen mit Weichblei, damit kann man niemanden erschießen." Schoberer erwartet, dass das Schützenheim 2012 stehen wird.

Das könnte sich noch ändern. Zwar lehnte der Gemeinderat den Antrag der Grünen, den Bau der Sporthalle und damit auch des Schützenheims zurückzustellen, ab. Elf Gemeinderäten gingen die Mehrkosten von etwa 1,5 Millionen Euro für eine Dreifachsporthalle, die gleichzeitig eine Mehrzweckhalle für große Feste sein soll, dennoch zu weit.

An der Spitze der Bedenkenträger aus Kostengründen stand neben den Fraktionen der Freien Wähler und der Grünen auch Finanzreferentin Marina Freudenstein (SPD). Sie verwies auf 13 Millionen Euro Schulden. Eine weitere Kreditaufnahme von zehn oder im schlechtesten Fall 14 Millionen Euro würde ihrer Ansicht nach den Haushalt enorm belasten.

"Ist die Leistungsfähigkeit der Gemeinde in den nächsten fünf Jahren gewährleistet?", fragte Freudenstein. Ihr Antrag, dem Gemeinderat vor der endgültigen Projektgenehmigung der Mehrzweckhalle, die im Herbst erwartet wird, weitere Finanzierungsunterlagen vorzulegen und die Höhe der staatlichen Zuschüsse zu berechnen, wurde gegen die Stimmen der CSU angenommen.

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